Übersicht und Produkttest von sieben Modellen

Bike-Helme: Schutz, Komfort und Belüftung

Helmpflicht herrscht zwar (noch) nicht in Deutschland, aber auf einen Helm beim Mountainbiken will wohl niemand mehr verzichten. Diese sieben Modelle reichen vom Trail-Jäger bis hin zur Renn-Rakete.

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© Erkens, Zeitlmann

Ein Helm gehört auf Bike-Touren mittlerweile zum Glück genauso zur Standardausrüstung wie ein Klettersteigset an der Via Ferrata. Beim Mountainbiken verlassen viele Freizeitsportler absichtlich ihre liebgewordene Komfortzone und stürzen sich auf technischen Trails oder schnellen Schotterpisten bergab – just for fun!

Im Falle eines Falles bauen sie auf die schützende Wirkung ihres Helmes. Doch dafür muss man zweierlei wissen: Erstens ist nicht jeder Helm für alle möglichen Sportarten freigegeben – vergessen Sie also schnellstmöglich die Idee, Ihren Kletterhelm mal eben als Bike-Helm zu nutzen! Doch dazu später mehr.

Und zweitens schützt ein Helm nur dann, wenn er richtig eingestellt ist und passt, wie Studien belegen. Helme, die in Europa oder der Schweiz zum Radfahren verkauft werden dürfen, unterliegen der DIN-Norm EN 1078 und durchlaufen damit eine Flachkopfprüfung, eine Seitenprüfung, eine Sichtfeldprüfung, eine statische und dynamische Prüfung, einen Abstreiftest und eine Temperaturprüfung bei –25 und +35 Grad Celsius.

Alle Helme, die hier verkauft werden dürfen, müssen das sogenannte CE-Zeichen (Conformité Européenne) tragen – kein Gütesiegel, sondern ein Verwaltungsgzeichen. Mit ihm sagt der Hersteller lediglich, dass er die vom Gesetzgeber festgelegten Prüfkriterien auch erfüllt. Wie gut er das tut, erfährt der Verbraucher nicht.

So wurde getestet!
So wurde getestet!
© alpin.de

So haben wir getestet

Nachdem Helme, die in Europa verkauft werden dürfen, das CE-Zeichen tragen müssen, beschränken wir uns auf einen Praxis- und einen kleinen Labortest. Aufprall- und Abstreifprüfung haben wir uns gespart, weil sie Teil der CE-Norm sind. Im Labor haben wir mit einer hochauflösenden Thermografie-Kamera, mit der Fußbodenheizungen unter Parkett gefunden werden, den konstant warmen Tester-Schädel thermografiert. Und zwar ohne Helm, nachdem er zuvor mit Helm zwei Minuten lang mit 38,5 km/h beblasen worden war. Abstand und Winkel zum Gebläse wurden dabei mittels Fixabstand konstant gehalten. Die Belüftungs-Note errechnet sich aus der Durchschnittsnote der Tester sowie der Messung. 

Ein guter, weil schützender Helm 
muss richtig sitzen und deshalb 
höhen- und umfangsverstellbar sein. 
Das funktioniert über das typische 
Drehrad und die Längenverstellung 
oft auch innen hinter den Polstern.
Ein guter, weil schützender Helm muss richtig sitzen und deshalb höhen- und umfangsverstellbar sein. Das funktioniert über das typische Drehrad und die Längenverstellung oft auch innen hinter den Polstern.
© Specialized

Der Grenzwert der Norm 1078 lautet 250 g. Egal ob beim Flachkopftest, bei dem der Helm mit Norm-Prüfkopf mit maximal 19,5 km/h auf einen flachen Amboss kracht oder beim Aufprall auf den keilförmigen Amboss (mit 16,5 km/h), der den Sturz auf Stein oder Bordsteinkante simuliert.

Ein g steht für die durch die Beschleunigung erzeugte Belastung, die der Erdbeschleunigung von 9,81 m/s2 entspricht. Erst nach Einwirken von mehr als 250 g auf den Prüfkopf würde ein Helm die Prüfung nicht bestehen.

Und warum keinen Kletterhelm zum Biken? Ganz einfach: Für Kletterhelme gilt nicht die DIN-Norm EN 1078, sondern die EN 12492. Achten Sie also beim Kauf auf die "richtige" Norm zum CE-Zeichen. Wer mehrere Sportarten betreiben und nicht für alle einen Helm kaufen möchte, sollte sich über einen Multisport-zertifizierten Helm Gedanken machen. Diese Modelle sind zwar nicht immer die komfortabelsten, sparen Ihnen aber viel Geld.

Was ist wichtig?

Ein bequemer Sitz ist neben der 
Passform das entscheidende Kriterium. 
Meist dient Schaumstoff als 
Polster. Angenehm sind PU-Einlagen 
an der Stirn wie bei diesem Modell.
Ein bequemer Sitz ist neben der Passform das entscheidende Kriterium. Meist dient Schaumstoff als Polster. Angenehm sind PU-Einlagen an der Stirn wie bei diesem Modell.
© Specialized

Ob Sie nun einen Helm für Schotterabfahrten oder für anspruchsvollere Passagen wählen, entscheiden Sie – und damit auch über die Bauweise: Robuster und rundum schützender sind Helme, deren Hinterteil weiter Richtung Hals heruntergezogen ist und die weniger Öffnungen zur Belüftung haben. Damit scheiden Sie aber beim heißen Renneinsatz eher aus.

Komfortabel sollten die Modelle gerade für Tourenfahrer sein. Achten Sie auf einen bequemen und richtigen Sitz sowie auf genügend Polsterung an den Auflagestellen. Gerade an der Stirn kann es schnell unangenehm werden, denn viele Hersteller befestigen die Polster mittels kleiner Klettverschlüsse, die manchmal verrutschen und dann auf der Haut kratzen.

Der Kinnriemen sollte fest sitzen, maximal ein Finger sollte noch zwischen ihn und die Haut passen. Schön, wenn der Riemen gepolstert ist oder sich mittels praktischer Ratsche justieren lässt. Der Einstellriemen ist dann fest genug, wenn der Helm auch bei geöffnetem Kinnriemen bei gesenktem Kopf nicht herabrutscht.

Wichtig ist neben allem Komfort die Fahrsicherheit – achten Sie deshalb darauf, dass der Visor abnehm- oder justierbar ist, damit Sie im Gelände bergauf wie bergab alles im Blick haben. Und: Auch nach fünf Jahren ohne Sturz gehört Ihr Helm zum "alten Eisen" – Stichwort: Materialalterung durch UV-Licht!

Nützliche Info: Produktionsjahr 
und Gewicht sind auf der Innenseite 
eingedruckt. Nach fünf bis 
sieben Jahren sollten Sie Ihren 
Bike-Helm austauschen!
Nützliche Info: Produktionsjahr und Gewicht sind auf der Innenseite eingedruckt. Nach fünf bis sieben Jahren sollten Sie Ihren Bike-Helm austauschen!
© Specialized
Nicht nur praktisch (bessere 
Belüftung), sondern auch sicherheitstechnisch 
sinnvoll: ein verstellbarer/abnehmbarer Visor, der 
das Sichtfeld nicht beeinträchtigt!
Nicht nur praktisch (bessere Belüftung), sondern auch sicherheitstechnisch sinnvoll: ein verstellbarer/abnehmbarer Visor, der das Sichtfeld nicht beeinträchtigt!
© Specialized

Text von Andreas Erkens

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