Schneeschuhe im Praxistest

Getestet: Tubbs Flex VRT 24

Keine Frage, das "BOA2-Verschlußsystem des "Flex Vert 24" ist eine echte Innovation. Ob sich die Neuerung auch in der Praxis bewährt hat, erfahren Sie in unserem Test.

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© Wolfgang Dengler

Das sagt der Hersteller:

"Die neu entwickelte "Dynamic Fit"-Bindung mit integriertem "Boa"-Verschlusssystem macht das An- und Ausziehen so einfach wie nie und ermöglicht präzises, einfaches Anpassen selbst in steilem Gelände."

So haben wir getestet:

Den Flex VRT 24 von Tubbs haben wir bei gemäßigten Tagestouren in den Ammergauer Alpen (Hinteres Hörnle, Pürschling, Scheinberg) und Unternehmungen mit alpinem Charakter im Rätikon (Drei Türme, Sulzfluh) und Wettersteingebirge (Zugspitze über's Reintal) getestet.

Der erste Eindruck

Material, Komponenten, Verarbeitung - bei Tubbs neuem Topmodell wirkt alles sehr wertig. Für leichte Irritationen sorgt hier nur der wirr kolorierte Schaumstoffpolster der Bindungsplatte, das rein optisch den Eindruck vermittelt, als stamme es direkt aus der Restekiste eines Baustoffmarktes.

Bindung

Absolutes Herzstück des Flex Vert ist die neuentwickelte "Dynamic Fit"-Bindung mit dem "BOA"-Verschlußsystem. Auf den ersten Blick wirken dessen spaghettini-dünne Riemen alles andere als vertrauenserweckend. Doch der Eindruck täuscht. Nach Angaben des US-Herstellers Boa wäre das verwendete Metall - auf das Gramm bezogen - sogar härter als Panzerstahl. Was schon seit einiger Zeit erfolgreich im Lauf- und Snowboardchuhbereich seine Anwendung findet, sollte also auch bei Schneeschuhen funktionieren.

Handling

Die Handhabung des Verschlußsystems ist denkbar einfach: Einstellknopf herausziehen (erfordert etwas Kraftaufwand), Deck nach oben schieben, mit dem Bergstiefel in die Bindung schlüpfen, Deck nach unten drücken, Einstellknopf eindrücken und anschließend so lange im Uhrzeigersinn drehen, bis der Schuh fixiert ist. Abschließend muss dann nur noch der Fersenriemen geschlossen werden. Nach ein paar Übungsläufen klappt das Procedere dann erstaunlich schnell - auch mit dicken Winterhandschuhen!

Im Gelände

Nach den ersten Metern in der Horizontalen herrscht eigentlich schon Klarheit: Es gibt derzeit wohl kein besseres Bindungsystem auf dem Markt! Der Vert sitzt bombenfest am Schuh - und bleibt auch im Verlauf langer Touren ebenso bombenfest am Schuh sitzen wie zu Beginn. Das vermittelt vor allem in schwierigen Passagen Sicherheit. Ebenso positiv ist die Eigenschaft, bei Traversen nicht mit dem Heck "auszubrechen". Bergstiefel und Schneeschuhe bilden stets eine Einheit.

Dass sich der Vert im alpinen bzw. hochalpinen Terrain erst so richtig wohl fühlt, verwundert bei einem Blick auf die aggressiven Frontzacken und Seitenschienen nicht wirklich. Die sorgen auch im steilen und vereisten Gelände für ausgezeichneten Halt - sowohl im Auf- wie auch im Abstieg.

Ob der bewegliche "Flex Tail" tatsächlich für ein ermüdungsfreies Gehen sorgt - wie von Hersteller Tubbs versprochen - lässt sich unserer Meinung nach nicht genau bestimmen. Im direkten Vergleich mit dem Lightining Ascent, dem langjährigen Referenzmodell von MSR, konnten wir jedenfalls keinen gravierenden Unterschied feststellen: Mag der VRT (vor allem) im flachen Gelände tatsächlich besser abrollen, so bringt der Lightning Ascent dafür rund 400 Gramm (pro Paar) weniger auf die Waage. Unter dem Gesichtspunkt Kraftersparnis keine Kleinigkeit, da sich - einer Studie der britischen Armee zufolge - 100 Gramm Gewichtsersparnis an den Füßen wie ein halbes Kilogramm weniger im Rucksack auswirken. 

Transport

Mit dem Transport ist es beim Flex Vert so eine Sache. Das Bindungsystem lässt sich zwar etwas zusammendrücken, bleibt aber viel zu sperrig, um die Schneeschuhe paarweise am Rucksack fixieren zu können. Auch einzeln lassen sich die Tubbs mit den herkömmlichen "Bordmitteln" der allermeisten Tourenrucksäcke - wir haben es mit Modellen von Mammut, Osprey, Pieps, The North Face und Gregory getestet - nur äußerst schwer am Packsack befestigen, wenn überhaupt! Sind auf Tour längere Tragepassagen zu erwarten, lohnt daher die Mitnahme von separaten Fixiergurten wie etwa Sea to Summits' "Tie Down Accessory Strap".

Fazit

Schon mit dem "Flex Alp" war es Schneeschuhspezialist Tubbs gelungen, dem bisherigen Primus im Alpin-Segment - MSRs' Lightning Ascent - gehörig Paroli zu bieten. Der "Flex Vrt 24" setzt sogar noch einen drauf. In puncto Gewicht und Packmaß hat der MSR zwar immer noch klar die Nase vorne, dafür hat das neue Topmodell von Tubbs das deutlich bessere Bindungssystem. Da Verarbeitung und Performance im Gelände ebenfalls hervorragend sind, geht der Verkaufspreis von 240 Euro absolut in Ordnung.

Weitere Informationen: Tubbs

Text von Wolfgang Dengler

3 Kommentare

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A. Lay

Zu M. Betz
Anleitung lesen hilft. Schnellspannung in der Mitte anheben.

Felix2312

Einziger Nachtteil des Tubbs ist leider die Neigung bei Traversen im steilem Gelände und weichem Schnee vorne wegzuschmieren...da der Schnee vorne nicht komprimiert wird, sondern der Schuh versucht zu "verdrängen"....leider gibt meist der Fuß nach.... Da hat MSR ganz klar die Nase vorn...der umlaufende Rand des Rahmens und die Bespannung komprimieren den Schnee besser, da der Schuh vorne auch flacher ist....leider eine fummelige Riemenbindung...Mischung aus VRT und MSR Lightning...DER Schneeschuh...

Marion Betz

Mit der Sperrigkeit.....ja das triffts absolut. Jetzt gerade dabei zum ersten Mal Trockenübung mit rechtem Fuss / rechtem Bein ausprobiertn festurren des Schuhes geht gut. Wie geht die Schnellspannung wieder auf??????