Neue Norm kommt 2017

Das solltet Ihr über Klettersteigsets wissen

Klettersteige liegen nach wie vor im Trend. Doch in der Branche hallt noch immer der Massenrückruf von Klettersteigsets von 2013 nach. Wie sehen die aktuellen Modelle aus?

Klettersteigsets, Klettersteigausrüstung, Test, Übersicht, Austrialpin Hydra Stretch, Camp Vortex Rewind Pro, Edelrid Cable Vario, Kong Kong light, LACD Pro Evo S, Mammut Tec Step Bionic Turn 2, Petzl Scorpio Eashook, Rock Empire Dynastop, Salewa Ergo Zip, Singing Rock Tofana II Lock, Skylotec Skysafe II
© Birgit Gelder
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Wohin geht die Reise mit den Klettersteigsets? Vor drei Jahren der große Rückruf, von dem fast alle Hersteller in der einen oder anderen Weise betroffen waren. Im Frühjahr 2016 dann ein Rückruf der Firma Black Diamond.

Kein Ende in Sicht bei den Problemen mit Klettersteigsets? Es wird sich was tun! Die Frage ist nur, ob der Endverbraucher dann besser fährt (und vor allem sicherer unterwegs ist). 

<p>Vier verschiedene Karabiner der aktuellen Klettersteigsets. Alle Karabiner lassen sich gut bedienen, die One-Touch-Karabiner (unten links) sind am einfachsten in der Handhabung.</p>

Vier verschiedene Karabiner der aktuellen Klettersteigsets. Alle Karabiner lassen sich gut bedienen, die One-Touch-Karabiner (unten links) sind am einfachsten in der Handhabung.

© Birgit Gelder

Wir haben uns die Klettersteigsets für die Saison 2016 angesehen. Was gibt der Markt her, welche Sets sind empfehlenswert und soll man sich vor dem In-Kraft-Treten der neuen Norm überhaupt noch ein Klettersteigset kaufen? Ja genau, Ihr habt richtig gelesen. Es wird eine neue Norm geben. Und so wie es aussieht, wird die sogar in absehbarer Zeit kommen.

<p>In leichteren Passagen kann man bei diesem Set einen Karabiner weghängen.</p>

In leichteren Passagen kann man bei diesem Set einen Karabiner weghängen.

© Birgit Gelder

Im Frühjahr 2017 soll die Norm in Kraft treten und von da an dürfen nur noch Sets auf den Markt gebracht werden, die der neuen Norm entsprechen. Das heißt allerdings nicht, dass alte Sets nicht mehr verkauft werden dürfen. Nur die Hersteller dürfen keine alten Sets mehr an den Handel verkaufen. Was noch in den Geschäften liegt, darf abverkauft werden.

Was bringt die neue Norm für Klettersteigsets?

  • eine harmonische Kraftkennlinie von 40 bis 120 kg

  • bei 40 kg max. 3 kN Fangstoß

  • maximaler Bremsweg 220 cm

Neu gleich besser?

Die Erfahrung von vielen neu eingeführten Produkten lehrt uns, dass man mindestens im ersten Jahr sehr vorsichtig mit den Produkten sein sollte. Zu häufig gibt es an neuen Produkten noch Kinderkrankheiten. Zwar unterliegen Klettersteigsets den Richtlinien für PSA (Persönliche Schutzausrüstung) und dürfen nur auf den Markt gebracht werden, wenn sie den nötigen Sicherheitskriterien entsprechen, aber selbst unter diesen Gesichtspunkten sollte man vorsichtige Skepsis walten lassen.

Außerdem stellt sich die Frage, ob die Sets der Saison 2017 verbraucherfreundlicher sein werden. Denn vor allem das Bandmaterial für die 220 cm Bremsweg (bisher 120 cm) muss irgendwo untergebracht werden. Die Sets werden schwerer, größer und sicher nicht preiswerter.

Gründe genug also, sich jetzt noch ein Set der alten Generation zuzulegen. Zumindest für die Zielgruppe, die auf "normalen" Klettersteigen unterwegs ist, bei denen freie Stürze nicht möglich sind. Denn an der grundsätzlichen Wirkungsweise und am Gebrauch wird sich erst einmal nichts ändern.

Eine gute Sache an den diesjährigen Sets sind die neuartigen Karabiner, die sich schnell und sicher mit einer Hand öffnen lassen. Sie heißen one touch (Edelrid), Ergotec (Salewa) oder Bionic (Mammut) und sie sind im Vergleich zu allen anderen Karabinern leichter zu bedienen, vor allem mit kleinen Händen.

<p>Ein Wirbel zwischen dem Bandfalldämpfer und den Armen verhindert ein Verdrehen der Arme.</p>

Ein Wirbel zwischen dem Bandfalldämpfer und den Armen verhindert ein Verdrehen der Arme.

© Birgit Gelder

Elastische Arme sind an hochwertigen Klettersteigsets Standard. Nicht immer sind diese so sauber aufgefächert wie bei Austrialpin oder Camp. Das hat auf die Funktion zwar keine Auswirkung, spricht aber den Ästheten unter den Klettersteiggehern an. Außerdem ist eine Sichtkontrolle des Sets bei den sauber aufgefächer

Elastische Arme sind an hochwertigen Klettersteigsets Standard. Nicht immer sind diese so sauber aufgefächert wie bei Austrialpin oder Camp. Das hat auf die Funktion zwar keine Auswirkung, spricht aber den Ästheten unter den Klettersteiggehern an. Außerdem ist eine Sichtkontrolle des Sets bei den sauber aufgefächerten Armen einfacher durchzuführen, weil Unregelmäßigkeiten schneller auffallen.

Einzigartig sind die Bandrollen von Salewa. Die funktionieren wirklich gut, man muss im steilen Gelände nicht lange nach seinen Karabineren „fischen“, sondern hat diese in Reichweite unter sich. Allerdings sollte man beim Handling über Kopf Obacht geben, dass man die Karabiner nicht versehentlich loslässt. Das könnten die Schneidezähne weniger gut finden…

<p>Vor jedem Gebrauch sollte man sein Set auf Fehler untersuchen (Sichtprüfung).</p>

Vor jedem Gebrauch sollte man sein Set auf Fehler untersuchen (Sichtprüfung).

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Das Problem der pelzig werdenden Arme, bei denen die Gummianteile nicht mit dem Grundmaterial der Arme harmoniert haben, gehört der Vergangenheit an. Nutzer älterer Sets sollten allerdings ein Auge darauf haben. Nicht jeder Hersteller ist dem Aufruf zum Rückruf nachgekommen.

Sturzfrei?

Unter den Klettersteigsets gibt es zwei Systeme, bei denen man im Falle eines Sturzes nicht bis zur nächsten Zwischensicherung fällt. Das eine ist das Ferrata Bloc von Austrialpin. Ein offener Haken verklemmt sich nach dem Hebelprinzip am Stahlseil. Es wird als dritter Arm bei einem bestehenden Klettersteigset dazu gehängt und kann in einfacheren oder flacheren Passagen auch entfernt werden.

Das zweite System ist aktuell nicht mehr im Sortiment von Skylotec, wird aber hier und da noch angeboten. Es ist das Skyride. Dieses System funktioniert grob wie eine Steigklemme, scheint aber aufgrund der gewöhnungsbedürftigen Bedienung nicht genügend Freunde gefunden zu haben.

Text von Olaf Perwitzschky

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