Darauf müssen Sie achten!

Trailrunning-Schuhe: Details und Unterschiede

Sprengung, Dämpfung, Stabilität: Was macht einen guten Trailrunning-Schuh aus? Alpin hat sich auf die Socken gemacht und sich moderne Geländelauf-Schuhe angeschaut.

Trailrunning-Schuhe: Details und Unterschiede
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Trailrunning: Die Anforderungen an die Schuhe sind im Gelände ganz andere als auf der Straße.
Trailrunning: Die Anforderungen an die Schuhe sind im Gelände ganz andere als auf der Straße.

Der englische Begriff Trailrunning meint alle Laufaktivitäten abseits der Straße. Ob Sie allerdings spezielle Schuhe brauchen, wenn Sie eine lockere Runde im Münchner Englischen Garten drehen, sei dahingestellt.

Bei Läufen mit gröberem, unebenem und eventuell nassem und matschigem Untergrund in kupiertem Gelände macht eine spezielle "Bereifung" allerdings Sinn. Hier entscheidet das entsprechende Schuhwerk über Spaß oder nicht und Verletzung oder nicht.

Bei Laufschuhen für das Gelände hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan. Zeichneten sich frühere Modelle durch eine eher harte Sohle und stabile Machart aus, so sind die aktuellen Modelle viel flexibler und bieten dem Läufer mehr Gefühl. "Der Fuß muss den Boden lesen können", erklärt Klaus Ruscher vom Laufladen Sport Ruscher in München.

Vor allem in die Sohle und ihren Aufbau ist viel Entwicklungsarbeit investiert worden. Das Ergebnis sind flachere, weichere und beweglichere Sohlen, die aus mehreren Schichten bestehen. Gerade bei der Neigung der Sohle gibt es interessante Neuerungen.

Klicken Sie sich durch die Slideshow mit den Trailrunning-Schuhen der Marktübersicht.

Waren noch vor wenigen Jahren Laufschuhe hinten hoch und vorne niedrig, hatten also eine hohe Sprengung – so nennt man die Differenz der Dicke der Vorfuß- und der Rückfußsohle – ist man mittlerweile davon wieder abgekommen.

Der Grund: Es ist nie wirklich bewiesen worden, dass diese hohen "Knautschzonen" an der Ferse einen positiven Effekt haben. "Es ist ein bisschen wie bei High-Heels", erklärt Christian Walter, Landestrainer im bayerischen Leichtathletikverband und Besitzer einer Laufschule.

"Ein hoher Absatz reduziert die Trittsicherheit und steigert damit das Risiko des Umknickens im Gelände." Zudem ergibt die starke Neigung des Fußes nach vorne einen großen Hebel auf das Fersenbein und einen höheren Anpressdruck der Kniescheibe ins Gelenk.

Kauf-Tipps

Sohle: Eine weiche Gummimischung sorgt für viel Grip und Haftung auch bei schlechten Bedingungen wie Nässe und Kälte.

Beweglichkeit: Torsions-, also verwindungsfreudige Schuhe bieten besseren Bodenkontakt und Schutz vor falschem Aufsetzen. Sie kosten aber auch mehr Kraft. Je trainierter man ist, desto flexibler kann der Schuh sein.

Sohlenaufbau: Flache Sohlen bringen mehr Gefühl, aber man muss sie laufen können. Die Sprengung sollte dem Leistungsstand daher angepasst sein.

Wetter- und Anprallschutz: Im Sommer reicht leicht schmutzresistentes Obermaterial aus. Im Winter kann eine Membran mehr Komfort bieten, macht den Schuh aber steifer und schwerer. Eine hochgezogene Zehenkappe schützt beim Zusammenstoß mit Steinen, Wurzeln & Co.

Heutige Trailrunning-Schuhe haben daher eine geringere Sprengung, die manche Hersteller entweder in Millimetern angeben oder als Differenz zwischen der Höhe des Vor- und Rückfußes. Ganz unproblematisch ist die abgesenkte Ferse allerdings nicht.

Zwar bringt die so vorgedehnte Achillessehne eine geringere Bodenkontaktzeit. "Aber genau das kann auch bei wenig trainierten Läufern zu Problemen führen", weiß Klaus Ruscher.

Weniger Trainierte greifen daher besser zu Schuhen mit moderater Sprengung. Die ist übrigens nicht mit der Dämpfung gleichzusetzen. Auch flache Schuhe haben dämpfende Elemente.

Das sind unsere ausgesuchten Trailrunner im Überblick.
Das sind unsere ausgesuchten Trailrunner im Überblick.

Ohne Passform geht nichts

Entscheidendes Kriterium beim Schuhkauf ist die Passform. "Der Schuh sollte am Fuß wie ein Socken anliegen", rät Christian Walter. Also eher eng. Denn bei der unterschiedlichen und wechselnden Bodenbeschaffenheit, die man abseits der Straße antrifft, muss der Schuh exakt am Fuß bleiben.

Nur so ist die Trittsicherheit gewährleistet, die einen vor Fehltritten und Verletzungen schützt. Zwischen Fuß und Schuhspitze sollte maximal ein Drittel Fingerdicke Luft sein.

Augenscheinlichstes Merkmal von Trailrunning- Schuhen ist die mehr oder weniger stark profilierte Sohle. Sie muss bei tiefem Boden Halt geben. Wie beim Winterreifen macht hier die Anordnung in Lamellentechnik Sinn. Beim Abbiegen des Schuhs im Vorfuß krallt sich der entsprechende Teil der Sohle dabei besonders fest in den Untergrund.

Wer nicht nur bei Sonnenschein und trockenem Boden durch die Gegend "bolzen" möchte, sollte auf eine weiche Gummimischung achten, die auch bei Nässe noch Grip bietet.

Das Material des Schaftes bestimmt maßgeblich das Gewicht des Schuhs. Im Winter vergrößert eine wasserdichte Membran die Chance auf warme und trockene Füße. Die macht den Schuh aber auch schwerer und steifer.

"Im Sommer laufe ich persönlich gerne in leichten Schuhen ohne Membran", so der ehemalige deutsche 400-Meter- Hürden-Meister Walter. "Das Obermaterial sollte so durchlässig sein, dass Regen- oder Bachwasser genauso schnell rausfließt wie es eindringt." Je leichter der Schuh, desto anfälliger ist das Material allerdings beim Kontakt mit Wurzeln oder Steinen.

Gute Trailrunning-Schuhe gibt es etwa ab 80 Euro. Entscheidend sind die individuellen Faktoren Leistungsfähigkeit, Lauftechnik und Einsatzbereich. Die Fachberatung im Spezialladen lohnt sich.

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