ALPIN Bergschule

Bergtour: Das 1 x 1 der Orientierung mit Karte und Kompass

Navis für die Orientierung am Berg sind gut und hilfreich. Aber es gibt Aspekte, die kein Navigationsgerät und kein Smartphone bieten können. Daher ist es sinnvoll, zumindest die Basics der analogen Orientierung zu beherrschen.

Das 1 x 1 der Orientierung mit Karte und Kompass.
© Günter Durner

Navigation ohne Smartphone: Orientierung mit Karte und Kompass

Ein Verirren ist nicht nur unangenehm, sondern kann besonders bei Nebel und schlechter Sicht gefährlich werden.

Laut dem Österreichischen Kuratorium für Alpine Sicherheit (ÖKAS) liegt der Anteil der Unverletzten bei ca. 32 Prozent, aller registrierten Notrufe. Ein großer Teil der Alpinen Notrufe kam von unverletzten Personen, die sich in misslichen Lage befanden (sog. Blockierung), also Verirren und Versteigen.

<p>Bin ich noch am Weg?</p>

Bin ich noch am Weg?

© IMAGO / Westend61

Orientierung im Gelände: Landkarte funktioniert immer

<p>Wer Karte lesen ist kann, ist klar im Vorteil.</p>

Wer Karte lesen ist kann, ist klar im Vorteil.

© picture alliance / Jochen Tack

Neben den modernen Orientierungsmitteln wie GPS verwende ich ganz "old school" eine klassische Landkarte. Nicht selten ernte ich "verwunderte Blicke", nach dem Motto was macht denn der da?

Hat der kein Navi? Wenn ich dazu dann noch angesprochen werde, stelle ich immer wieder fest, dass viele, vor allem junge Bergsteiger, mit einer Landkarte nicht mehr allzu viel anfangen können.

Das finde ich sehr schade, denn so "old style" ist eine Landkarte gar nicht und auch in Zeiten der Digitalisierung gilt: Wer mit einer Landkarte um gehen kann, ist auf Tour klar im Vorteil.

Zugegeben es ist sehr lange her, dass ich einen Kompass im Gepäck hatte, aber eine Landkarte ist bei meinen Touren immer dabei. Und genau hier möchte ich für die alte, gute klassische Landkarte werben. Denn eine Landkarte funktioniert immer. Allerdings auch nur dann, wenn man auch in der Lage ist, sich damit zu orientieren.

Orientierung im Gelände: Größe zahlt sich aus

Im Gegensatz zu einem überdurchschnittlich großen Smartphone mit etwa 16,5 cm in der Höhe und 7,7 cm in der Breite und einem 6,9 Zoll großen Display ist eine DAV-Landkarte im Maßstab 1:25.000 etwa 75 cm x 85 cm groß. 

<p>Handy vs. Karte. </p>

Handy vs. Karte. 

© picture alliance / Barbara Gindl

Dabei wiegt sie gerade 75 Gramm, kann nicht zerbrechen, braucht keinen Strom, ist auch ohne Internetverbindung und GPS-Empfang nutzbar und ermöglicht einen viel besseren Überblick über das Gelände als ein Smartphone-Display auf dem nur ein kleiner Kartenausschnitt dargestellt werden kann. Also kein Grund die Karte nicht in den Rucksack zu packen.

Orientierung im Gelände: Kartenkunde

Eine Landkarte ist ein eingeebnetes, verkleinertes, maßstabgetreues und generalisiertes, mit Beschreibungen und Zeichen versehenes Abbild der Erdoberfläche. Als topografische Landkarten werden Landkarten bezeichnet, die eine Landschaft im jeweiligen Maßstab vollständig und geometrisch korrekt darstellen. 

In topografischen Landkarten werden Geländeformen wie Gewässer, Vegetation und Siedlungen sowie Verkehrswege durch Linien, Punkte, Zeichen und Farbflächen möglichst naturgetreu und lagerichtig dargestellt.

© picture-alliance | Dirk Schröder

Damit ist eine topografische Landkarten die ideale Grundlage zur Planung einer Rad- oder Wandertour. Beim Bergsteigen, vor allem wenn man im weglosen Gelände unterwegs ist, haben sich topografische Landkarten im Maßstab 1:25.000 bewährt.

Für Outdoor- Touren wie Mountainbiken oder Wandern, bei denen man auf einem vorhandenen Wege und Straßennetz unterwegs ist, bieten sich Landkarten im Maßstab 1:50.000 an.

Wanderkarten gibt es von verschiedenen Verlagen und Herausgebern wie KOMPASS Verlag, Freytag & Berndt, Tabacco (Südtirol), Kümmerly + Fry (Schweiz), Swissmap (Schweiz), die Karten vom Deutschen und Österreichischen Alpenverein oder die Karten von den Landesvermessungsämtern.

Eine gute Landkarte enthält Wegmarkierungen von Wander-, Bike- und Skitouren. Ist im Maßstab 1:25.000 oder 1:50.000 und hat ein UTM-Gitter. Alle verwendeten Zeichen werden in der Kartenlegende erklärt, zudem stehen am Kartenrand wichtige Angaben: Kartengitter, Kartenbezugssystem, Nadelabweichung, Winkel zwischen Gitternord und magnetisch Nord usw.

Welche Karteninhalte einer topografischen Karte sind zum Bergsteigen am Wichtigsten? Höhenlinien, Höhenangaben, Ortsbezeichnungen, Wege, Skirouten.

Die Höhenangaben in topografischen Landkarten beziehen sich auf die Höhen über dem Meeresspiegel (NN) und werden an markanten Punkten wie Berggipfel, Ortschaften und in Höhenlinien angegeben. 

Auf welches Höhensystem (z. B. Pegel Amsterdam) sich die Höhenangaben in der Karte beziehen, steht in der Kartenlegende. Alle Ortsnamen werden in West-Ost-Richtung geschrieben. Auf einer Landkarte weist der obere Blattrand immer nach Norden. Landkarten, die aus bestimmten Gründen von dieser Regel abweichen, geben die Nordrichtung durch eine Windrose an.

Eine Schummerung ist eine hellere und dunklere Flächentönung, mit der verschiedene Geländeformen plastischer dargestellt werden können. Die Schummerung entspricht dem Schattenwurf einer Nordwest-Beleuchtung, das heißt die Lichtquelle kommt aus NW.

<p>Die Schummerung verleiht Karten eine dreidimensionale Optik.</p>

Die Schummerung verleiht Karten eine dreidimensionale Optik.

© Günter Durner

Was sind Kartenzeichen? Das Verkleinerungsverhältnis der Landkarte zur Natur ist normalerweise maßstabsgetreu. Allerdings sind bei kleinen Maßstäben, Objekte wie Straßen, Eisenbahnen, Schlösser usw. oft etwas größer dargestellt, da sie nicht maßstabsgetreu abgebildet werden können. 

Die Kartenzeichen sind so platziert, dass die Mitte des Zeichens den exakten Standort angibt. Beim Ablesen von Koordinaten sollte immer die Mitte des Kartenzeichens verwendet werden, da es sonst zu unnötigen Abweichungen kommen kann. Zwei Millimeter Abweichung bei einer Landkarte im Maßstab 1:50.000 entsprechen im Gelände 100 Meter.

Hier haben wir alle Tipps & Tricks zur Orientierung zusammengefasst:

Orientierung im Gelände: Nordrichtungen

Bei der kartografischen Abbildung der Erdoberfläche wird zwischen drei Nordrichtungen unterschieden. Die Abweichungen zwischen den unterschiedlichen Nordrichtungen sind am Kartenrand der Landkarte angegeben. 

<p>Eine Kompass-App im Handy kann nützlich sein. Bei schlechen Empfang oder wenig Akku jedoch zum Problem werden.</p>

Eine Kompass-App im Handy kann nützlich sein. Bei schlechen Empfang oder wenig Akku jedoch zum Problem werden.

© picture alliance / photothek / Thomas Imo

Geografisch-Nord (Wahr bzw. Rechtsweisend). Das ist die Richtung zum geografischen Nordpol. Die Längengrade des geografischen Koordinatensystems (Gradnetz) verlaufen in dieser Richtung. 

Magnetisch-Nord (Missweisend) Das ist die Richtung zum magnetischen Nordpol, in diese Richtung zeigt die Kompassnadel. Diese Richtung ist ortsabhängig und verändert sich ständig. Der Abstand zwischen Geografisch- Nord und Magnetisch-Nord beträgt über 800 Kilometer, wobei sich der Magnetpol jährlich um mehrere Kilometer verändert. 

Gitter-Nord (z. B. UTM-Gitter) Gitter-Nord ist die Richtung, in der die Gitterlinien eines UTM-Gitters auf der Nordhalbkugel verlaufen. Die Nordrichtung verläuft parallel zum Mittelmeridian jedes Meridianstreifens. Die senkrechten Linien verlaufen nach Norden.

Orientierung im Gelände: Winkel-Abweichungen

Das Magnetfeld und die Lage der Magnetpole verändern sich mit der Zeit und damit die Nordrichtungen. Die Winkel, die sich zwischen den verschiedenen Nordrichtungen ergeben, werden als Deklination, Nadelabweichung und Meridiankonvergenz bezeichnet. Der Winkel zwischen Geografisch-Nord und Magnetisch-Nord wird als Deklination oder Missweisung bezeichnet.

Orientierung im Gelände: Höhenlinien

Höhenlinien sind gedachte Linien, die alle Geländepunkte gleicher Meereshöhe miteinander verbinden und bilden die Form der Landschaft ab. Sie werden auch als Isohypsen, Niveaulinien oder Höhenschichtlinien bezeichnet. Höhenlinien werden normalerweise braun, auf Gletschern und Firnfeldern blau und bei felsiger Landschaft schwarz dargestellt.

In der Planung für eure nächste Bergwanderung? Das muss mit auf Tour:

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