Deutscher Meister im Ultratrail Im Interview

Trailrunner Markus Mingo: " Ich laufe, weil ich es liebe"

Markus Mingo ist einer der erfolgreichsten Trailrunner Deutschlands. Anstatt Wettkampf hieß es in den letzten Monaten, coronabedingt zu Hause zu bleiben. Kein Problem im Trailparadies Bayerischer Wald!

Trailrunner Markus Mingo: " Ich laufe, weil ich es liebe"
© ALPIN EXTRA 07/2020

2017 bist du Deutscher Meister im Ultratrail geworden und 2018 hast du mit Hannes Namberger gar den Gore Transalpine Run gewonnen. Auch in diesem Jahr hattest du bestimmt einiges vor. Was ist aktuell in der Corona-Krise noch möglich?

Der Plan war perfekt: Im Juni wollte ich das Salomon4Trails-Rennen gewinnen, im August Deutscher Meister im Ultratrail werden und anschließend die internationale Elite bei ein paar Rennen der Skyrunning World Series aufmischen. Gott sei Dank kam Corona … 

Spaß beiseite: Wie bei allen Sportlern hat natürlich auch bei mir die Pandemie alle Saisonplanungen zunichte gemacht. Meine Hoffnung ruht im Moment auf Veranstaltungen im Herbst. Hier kann ich aber erst planen, wenn die Lage etwas klarer wird. Im Sommer möchte ich ein Herzens-Projekt angehen: ein Ultratrail von der Haustüre weg über die schönsten Gipfel des Bayerwalds.

Bei vielen Athleten leidet die Motivation ohne bevorstehenden Wettkampf. Wie ist das bei dir? Gehst bzw. läufst du noch dahin, wo’s wehtut?

Die Saisonhighlights waren bei mir noch in weiter Ferne, weshalb ich bis Mitte März noch nicht so hart trainiert hatte, um in ein Loch zu fallen. Ich bin dann einfach im „Wintermodus“ geblieben. Da wechseln sich bei mir gemütliche Grundlageneinheiten mit kurzen Intervallen ab – und die sind meist vorbei, bevor es richtig wehtut.

Steckbrief Markus Mingo

  • Mein voller Name lautet Markus Mingo.

  • Geboren wurde ich am 20. Juli 1981.

  • Gelernt habe ich Diplom Betriebswirt und Studienrat im Realschuldienst.

  • Ich wohne in Bad Kötzting.

  • Mit mir wohnen meine Frau Veronika und unsere beiden Söhne Paul (4) und Emil (2).

  • Facebook-Fans habe ich rund 2000.

  • Mich unterstützen Gore Wear, CEP, JULBO, Scott.

  • Meine Website lautet xc-run.de

  • Meine wichtigsten Erfolge sind: Deutscher Meister Ultratrail 2017, Sieger Transalpine Run 2018.

Hat es auch Vorteile, wenn man ohne Trainingsplan, ohne Druck unterwegs sein kann?

Ohne „Druck“ am Tag X topfit sein zu müssen, ermöglicht es uns Sportlern, gerade mehr auf den eigenen Körper zu hören und das zu machen, was guttut. Neben Laufen ist das bei mir auch Yoga, Krafttraining, Radfahren oder flottes Bergwandern. Aktuell ohne all den Wettkampftrubel merke ich immer mehr, dass Laufen für mich zu den Grundbedürfnissen gehört. Ich laufe, weil ich es liebe – das ist für mich Motivation genug.

Die fehlenden Auslandsreisemöglichkeiten während der Corona-Zeit lassen uns den Blick auf Deutschland werfen. Du bist in Kötzting im Bayerischen Wald zu Hause. Warum lohnt es sich, als Trailläufer zu euch zu kommen?

„Da Woid is schee“, heißt es in einem bei uns sehr bekannten Heimatlied und damit ist eigentlich alles gesagt. Die Kombination aus unberührter Natur, verschlungenen Waldpfaden, unzähligen Gipfeln und freundlichen Menschen machen den Bayerischen Wald zur perfekten Destination für Trailrunner aller Leistungsklassen. 

Wir haben unzählige Kilometer mit vielen flowigen Singletrails, die meist gut beschildert sind und auf wenig frequentierte Gipfel führen. Mein Favorit ist hier ganz klar der Premiumwanderweg „Goldsteig“. 

Mein Lieblingsabschnitt: Von meiner Haustür in Bad Kötzting in Richtung Großer Arber. Man läuft hier einen schier endlosen Höhenzug über die sogenannten „12-Tausender“, mit atemberaubenden Ausblicken und das Ganze auf einem richtig technischen Singletrail.

Wer Trails in den Alpen gewohnt ist, könnte meinen, im Bayerischen Wald auf sanften Mittelgebirgspfaden ohne allzu viele technische Schwierigkeiten dahingleiten zu können. Stimmt das?

Ich denke, wir können uns mit den Alpentrails durchaus messen. Bei uns liegen die Schwierigkeiten eher in verwinkelten, wurzligen Singletrails. Gerade entlang der bayerisch-böhmischen Grenze ist es sehr anspruchsvoll und am Großen Osser haben wir einige Passagen, die im Alpenraum wohl eher als Klettersteig durchgehen würden. Bei uns natürlich in moderater Höhe und ohne die damit verbundenen alpinen Gefahren.

Als Realschullehrer hast bzw. hattest du ja wegen Corona weniger Präsenzzeit an der Schule. Heißt das, dass du dein übliches Pensum auf dem Trail erhöhen konntest?

Nett formuliert, aber leider traf das auf mich eher nicht zu. Ich musste ja per Chat und Videokonferenz zu den Unterrichtszeiten am Computer präsent sein. Zudem entfielen wochenlang die „Oma-Tage“, die ich normalerweise für die langen Einheiten nutze. 

Was sich während Corona für mich geändert hatte, waren vor allem die Trainingszeiten: Ich bin oft ganz früh los zum Morgenlauf, um anschließend zeitig am Schreibtisch zu sitzen oder für die Familie dasein zu können. Das Wochenpensum liegt wie jedes Jahr um diese Zeit zwischen zehn und 15 Stunden Sport.

Trailrunning erlebt in der Coronakrise einen Boom. Mit welchen Argumenten würdest du einen Einsteiger auf den Trail locken?

Ich kann es nur jedem empfehlen, es abseits der Straßen mal auszuprobieren. Neben dem positiven Effekt Fitness und Gesundheit zu steigern, gibt das Trailrunning auf Naturwegen auch unglaublich viel mentale Kraft. 

Im Gegensatz zum Joggen ist man beim Laufen über Stock und Stein total konzentriert und fokussiert, sodass man alles um sich herum vergisst und relativ schnell in einen sogenannten Flow kommt. Zudem haben die Berge und die Natur etwas sehr Beruhigendes – diese uralten Bäume und Felsen haben schon viel größere Krisen überstanden.

Du siehst dich ja nicht „nur“ als Trailrunner, sondern auch als Bergsportler. In welchen Disziplinen bist du noch aktiv?

Prinzipiell mache ich alles gerne, was mit Bergen zu tun hat. Das kann auf Wanderungen, beim Skibergsteigen, Mountainbiken oder Klettern sein. Natürlich alles zum Spaß und nicht (mehr) auf Wettkampfniveau. 

Beim Monte Rosa Skyrace im vergangenen Jahr habe ich einen Schweizer Bergführer kennengelernt. Wenn es die Lage zulässt, würde ich mit ihm im Sommer sehr gerne ein paar ambitionierte Hochtouren im Laufschritt wagen.

Text von Holger Rupprecht

0 Kommentare

Kommentar schreiben