Hannes B., per E-Mail: Über das Thema Einbinden habe ich auch schon oft mit Kollegen diskutiert. Als Argument gegen die Anseilschlaufe wurde mir immer wieder entgegengebracht, dass manche Hersteller das Anseilen in der Anseilschlaufe in der Bedienungsanleitung verbieten. Das stimmt zumindest für meinen Gurt (Arc’teryx). Kannst du mir dazu etwas sagen?
Olaf: Grundsätzlich empfehlen fast alle Hersteller das Anseilen parallel zum Anseilring. Bei Arc’teryx ist das aber sehr massiv! Da steht: "Binden Sie sich nicht in die Anseilschlaufe ein." Ich bin aber (neben den anderen Aspekten) der Meinung, dass ein Gurt weniger schnell verschleißt, wenn man sich im Anseilring einbindet.
Jeder Gurt wird bei der Norm-Prüfung im Anseilring geprüft (Stichwort: vorhersehbare Anwendung), also müssen die Anseilringe 15kN halten. Auch in der Arc’teryx Gebrauchsanleitung steht, dass die Anseilschlaufe mindestens 15 kN hält.
Allerdings ist Arc’teryx ein gebranntes Kind. Der bekannte amerikanische Kletterer Todd Skinner ist im Jahre 2006 beim Abseilen (!) an einem Statikseil tödlich abgestürzt, weil sein Anseilring gerissen ist (Arc’teryx-Gurt). Der Gurt war aber in einem solch "erbärmlichen" Zustand (extrem viel genutzt und abgewetzt), dass ihn jeder normale Mensch längst aussortiert hätte. Aber daher kann es gut sein, dass Arc’teryx da noch vorsichtiger ist (vor allem aus versicherungstechnischen/haftungstechnischen Gründen). Ich meine: So lange eine Gurt einen Anseilring hat, muss man den auch benutzen dürfen.
Viele Hersteller (auch Arc’teryx) nutzen inzwischen Farbmarkierungen, um einen Verschleiß schnell und deutlich sichtbar zu signalisieren. Und wie bei allen textilen Materialien ist auch bei Gurten die maximale Lebensdauer zehn Jahre. Arc’teryx empfiehlt, den Gurt nach fünf Jahren auszusortieren. Unser Test von alten Gurten hat ein anderes Bild gezeichnet: Solange die Gurte nicht optisch massiv verschlissen waren, haben sie die von der Norm geforderten Werte noch locker erreicht, auch wenn sie deutlich älter als zehn Jahre waren. Ergo: Man sollte sein Material regelmäßig einer ordentlichen Kontrolle unterziehen und es im Zweifel lieber einmal zu früh als einmal zu spät austauschen.
Auf der Suche nach einem guten Allround-Gurt? Hier findet ihr unseren aktuellen Test:
Produkttest 2020: Klettergurte
Black Diamond Solution (men/women)
© blackdiamondequipment.com
Ausstattung
entfällt
Weitere Details
kein Öko-Siegel; Anseilschlaufe in Signal-/Kontrastfarbe vorhanden; *jeweils gemessen an den breitesten Stellen
Das sagt der Hersteller
Der Solution ist ein zweckorientierter Sportklettergurt mit Fusion Comfort Technology und einem widerstandsfähigen, der Körperform angepassten Design für tollen Tragekomfort bei Durchstiegsversuchen und Sicherungsmarathons.
Testeindruck
Die Lastverteilung auf die Gurtbänder der Hüft- und Beingurte erfolgt beim Solution von Black Diamond eher auf die einfache Art. Ein umlaufendes Band über dem Polstermaterial verteilt die Last (beim Hüftgurt), bei den Beinschlaufen geschieht es über drei Bänder. Die Passform ist sehr gut, auffällig ist die Tatsache, dass der Solution kaum zum Verdrehen neigt. Der Hängekomfort ist dank der breiten Beingurte gut, der Hüftgurt hat mit 75 mm eine gute Mittelbreite. Dank der flachen Konstruktion lässt sich der Solution recht klein packen. Die eher steifen Bänder zwischen Beinschlaufen und Hüftgurt machen den Solution vorne recht „massig“.
Fazit
Klar und clean. Am Solution ist das dran, was ein Gurt braucht. Einfache Handhabung und einfaches Anziehen sind ein gutes Argument.
- leicht anzulegen
- geringer Verstellbereich
VIDEO
Allround-Klettergurte für die Via Ferrata
ALPIN-Test 2020
Wir haben 10 Allround-Klettergurte getestet, die auch besonders gut für den Klettersteig geeignet sind. ALPIN-Testchef Olaf Perwitzschky stellt euch neun der getesteten Modelle kurz im Video vor.
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