Frage: Ich lese ja gerne deine Antworten zu Leserfragen, aber deine Antwort zum Gehen mit Stöcken möchte ich doch infrage stellen. Eine Frau ist beim Bergabgehen gestürzt, weil der Stock abgerutscht ist.
Du empfiehlst dazu, mehr Last auf die Stöcke zu bringen, indem man durch die Schlaufen greifen soll. Dann ist ein Ausrutschen, besonders wenn man in den Schlaufen ist, echt kritisch, oder?
Antwort von Olaf: Ich habe auf dieser Seite ja leider nicht den Platz, in aller Ausführlichkeit auf die Stocktechnik einzugehen. Du hast mit deiner Einschätzung natürlich Recht: Wenn man in den Schlaufen ist und ein Stock wegrutscht und/oder man zu Fall kommt, ist das ungut.
Aber daher habe ich ja auch geschrieben, dass man im Blockgelände besser ganz auf Stöcke verzichtet. Das weite ich jetzt hier mal auf alle Geländeformen aus, bei denen ein Wegrutschen des Stocks zu Unfällen führen würde. Und wenn man im steilen Gelände die Stöcke nutzt (als Gleichgewichtshilfe), dann ist es sinnvoll, nicht durch die Schlaufen zu greifen.
Erst wenn keine Sturzgefahr mehr besteht, sollte man die Stöcke durch die Schlaufen greifen oder sich am Stockknauf (je nach Stock) abstützen. Ein sehr erfahrener Bergführer-Kollege von mir ist auch der Überzeugung, dass die Stöcke bergab kürzer gestellt werden sollten als bergauf, weil man sich nur so ordentlich auf die Stöcke stützen und damit Gewicht übertragen könne.
Das mit dem Gewicht stimmt zwar, allerdings ist ein langer Abstieg mit Stöcken dann nach meinem Ermessen kaum mehr möglich bzw. kostet seeeehr viel Kraft (und Zeit). Es gab dazu sogar schon eine wissenschaftliche Untersuchung, die belegt, dass nur kurze Stöcke eine effektive Kraftübertragung ermöglichen.
Zehn Bergstöcke im ALPIN-Test findet Ihr hier:
10 Bergstöcke im ALPIN-Test
Camp Sky Carbon
© Birgit Gelder
Zubehör / Besonderheit
35/50/90-mm-Teller, Transportsack
Spitze / Robustheit
Material (Spitze): Hartmetall | Flexspitze: nein | Bruchsicherheit (Spitze): bestanden | Durchbiegung statisch: 8 cm | Bruchtest: in der Fixierung deutlich verbogen
Das sagt der Hersteller
Sky Carbon ist ein faltbarer, ultraleichter vielseitiger Stock. Der Sky Carbon Stock ist aus Carbonfaser- und Aluminiumsegmenten hergestellt, um das bestmögliche Verhältnis aus Festigkeit, Gewicht und Steifheit zu bieten. Der ergonomische Griff mit Schlinge gewährleistet Komfort bei jeglicher Anwendung. Die innen liegende, plastikgeschützte Schnur ermöglicht ein einfaches Auf- und Abbauen in allen Situationen.
Testeindruck
Der Sky Carbon ist einfach in der Bedienung. Die Außenklemme und der Griff machen einen etwas einfachen Eindruck, sonst sieht die Verarbeitung aber gut aus. Die Mischung aus Alu- und Carbonelementen ist sinnvoll und sorgt für ein niedriges Gewicht. Der Sky Carbon ist biegsam und besteht den Crashtest mit einer leichten Verbiegung des Verbindungselements.
Fazit
Wer einen Stock mit einem kompakten Packmaß haben möchte, ist mit dem 5-teiligen Camp gut beraten. Er ist vom Packmaß her der kürzeste Stock im Test. Auch leicht ist der Camp und mit einem Preis von 100 Euro für einen Carbonstock preiswert. Bei starker Belastung flext der Camp auffällig weg, schlussendlich ist er aber stabil genug.
- kleines Packmaß
- preiswert
- flext auffällig stark
Aber ich sehe da eine Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis. Für wenige Meter mag das funktionieren, nach meiner Einschätzung aber nicht für lange Abstiege. Und genau da brauche ich einen halbwegs effektiven Einsatz der Stöcke, bei dem ich lange gleichmäßig Gewicht übertragen kann.
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Olaf Perwitzschky ist ALPIN-Testredakteur und staatlich geprüfter Bergführer. Berge sind seine Leidenschaft - und Eure Fragen sind ihm Herausforderung! Jeden Monat beantwortet er Eure Anliegen im ALPIN-Heft unter der allseits bekannten Rubrik "Olaf klärt das schon!".
Worauf Ihr beim Kauf von Wanderstöcken achten solltet, erfahrt Ihr in unserer Fotogalerie.
Darauf kommt es bei Stöcken an
Wanderstöcke im Detail
Griff
Ergonomisch und angenehm in der Haptik sollte der Griff sein und von der Größe her auch zur Hand passen.
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2 Kommentare
Kommentar schreibenIm Abstieg die Stöcke kürzer stellen ?? echt überraschend.
Ich stelle die Stöcke im Aufstieg kürzer, im Abstieg länger.
Meist bin ich aber ohne Stöcke unterwegs - dazu scheinen viele Stockgeher aber gar nicht mehr in der Lage.
In steilem, abschüssigem Gelände besteht immer die Gefahr, dass man einen Stock verliert, weil er z. B. versehentlich im Boden stecken bleibt und bevor ich ihn greifen kann schon weg ist (und hoffentlich niemand anderem auf den Kopf fällt). Dann steht man ohne den Stock bzw. mit nur noch einem Stock ganz schön blöd da, je nach Gelände und Steigung/Gefälle. Einen Ersatzstock hat ja normalerweise niemand dabei. Deshalb sollte man in entsprechend steilem, abschüssigem Gelände IMMER die Schlaufen benutzen, egal ob beim Auf- oder Abstieg! Die Verletzungsgefahr durch die Schlaufen halte ich dagegen für verschwindend gering, erst recht, wenn man auch Alpin Ski fährt und entsprechend mit dem richtigen Umgang mit Skistöcken vertraut ist (immer die Schlaufen benutzen und zwar mit dem Riemen zur Stabilisierung IN der Hand mit dem Griff fassen und nicht die Schlaufe über dem Handgelenk). Ich halte es daher für fahrlässig, so pauschal vom Benutzen der Schlaufen abzuraten. Den richtigen Umgang mit Schlaufe hat man recht schnell drauf und dann den Stock viel sicherer in der Hand.