Medizin

Fakten zum Höhenbergsteigen

Höhenbergsteigen ist populär wie nie zuvor. Immer mehr wollen sich ihren Traum von der Trekkingreise in den Himalaya, auf den Kilimandscharo oder anderswo auf der Welt erfüllen. ALPIN beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema Akklimatisierung.

Fakten zum Höhenbergsteigen

Lässt sich Akklimatisierung trainieren?

Bei starken Beschwerden muss notfalls der Abstieg gewählt werden.
Bei starken Beschwerden muss notfalls der Abstieg gewählt werden.

Nach dem heutigen Wissensstand: Nein! Akklimatisation ist nicht trainierbar, man lernt allerdings besser mit der Höhe umzugehen, je häufiger man sich weit oben aufhält. Die Atemsteuerung passt sich schneller an, wenn man innerhalb von 6 Monaten 4 bis 5 mal über 2500 Meter steigt.

Was bringt ein ausgiebiges Training?

Sind Kraft, Ausdauer und Koordination gut trainiert, arbeitet der Körper ökonomischer, Leistungsschwächen treten seltener auf. Man ist besser vorbereitet für enorme Anstrengungen oder unvorhergesehene Notfallsituationen. Auch soll sich ein guter Trainingszustand bei Älteren über 55 - 60 Jahren günstig auf die Höhenverträglichkeit auswirken (aber leider nur bei diesen!). Höhenkrankheiten und was man dagegen tun kann Trotz eines guten Trainingszustands sinkt die Leistungsfähigkeit pro 1500 Höhenmeter um etwa 10% - selbst mit optimaler Akklimatisation. Wichtig: Eine gute "Kondition" ist kein Schutz vor Höhenproblemen - oft gehen gut trainierte (und junge) Bergsteiger zu schnell!

Wie ernähre ich mich richtig?

Kohlenhydratreich ist besser als fettreich, da die Verdauung schneller und ökonomischer arbeitet, während Fette zum Abbau in der Höhe sehr lange brauchen und zusätzlichen Sauerstoff benötigen.

Grundsätzlich ist mit einer ausgewogenen Ernährung auf eine ausreichende Nährstoffzufuhr zu achten: Salz und Mineralstoffe sowie Vitamine werden bei körperlicher Anstrengung extrem schnell verbraucht. Wichtig: Es muss schmecken, dann rutscht es auch unter extremen Bedingungen! Was ist die Todeszone?

Warum ist Flüssigkeit so wichtig?

Unter den extremen Bedingungen ist es besonders wichtig viel zu trinken. Durch Schwitzen und vor allem durch die intensivere Atmung in der trockenen, kalten Höhenluft braucht der Körper viel mehr Flüssigkeit, 4 - 5 Liter sind optimal.

Wichtig: den ganzen Tag trinken, auch wenn man sich nicht bewegt! Kein Alkohol!!!Kontrollieren Sie auch Ihren Urin! Menge: mindestens 1 Liter pro Tag (normal sind 1,5). 0,5 Liter sind auf alle Fälle zu wenig und deshalb gefährlich! Dunkelgelbe Farbe ist meist kritisch, da dies auf zu wenig Flüssigkeit und die Gefahr des Austrocknens hinweist.

Was sagt mir der Ruhepuls?

Beim Höhenbergsteigen ist eine gute Akklimatisierung zwingend notwendig.
Beim Höhenbergsteigen ist eine gute Akklimatisierung zwingend notwendig.

Den Ausgangswert ermitteln Sie zu Hause: morgens vor dem Aufstehen messen, wobei ein Wert um die 60 Schläge pro Minute für Sportler normal wäre.

Beim Aufsteigen erhöht sich der Puls um 20 - 30 %, nach erfolgter Akklimatisierung ist der Ruhepuls nahezu identisch mit dem zu Hause. So lange er 20 bis 30 Schläge über normal liegt, sollten Sie nicht weiter aufsteigen! Eine leichte Erhöhung von 10% ist jedoch normal.

Beispiel: Puls von 60 zu Hause, unterwegs 72 - 80 pro Minute, dann Absinken auf 62 - 66 oder manchmal sogar noch etwas unter den Ruhepuls-Wert von zu Hause (als Gewöhnungseffekt).

Wie wirkt sich Kälte aus?

Kälte begünstigt oft die Entstehung und den Verlauf der höhenspezifischen Beschwerden. Denn die Extremitäten werden in der Höhe oft schlechter durchblutet (wieder ist das dicke Blut die Ursache) und die Gefahr von Erfrierungen steigt!

Kann ich mich in einem Höhentrainingszentrum vorbereiten?

Dr. Rainald Fischer als Experte für Höhenmedizin sagt dazu: "Vermutlich bringt es etwas. Man sollte jedoch berücksichtigen, dass es sich hierbei um einen Raum handelt, in dem nur die Höhe simuliert wird. Die Dynamik des Aufsteigens und alle äußeren Faktoren wie Wind, Kälte und trockene Luft sind ebenso wenig vorhanden wie die psychischen Momente, also Angst oder Stress." Was ist die Todeszone?

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Asthma und Höhe?

Ja, es wurde festgestellt, dass es Asthmatikern in der Höhe sogar besser geht, weil die Luft "dünner" und weniger schadstoffbeladen ist - ein Zusammenhang zwischen Asthma und HAPE (s. S. Link ) besteht wohl nicht.

Wieso ist ein niedriger Hämoglobinwert problematisch?

Hämoglobin (das ist das Hauptprotein der Erythrozyten, es gibt den roten Blutkörperchen ihre Farbe) besteht zu einem großen Teil aus Eisen und transportiert den Sauerstoff. Ist der HB-Wert niedrig, wird also auch weniger Sauerstoff transportiert, das kann sich in der Höhe fatal auswirken.

Eine gute Kondition beeinflusst zwar nicht direkt die Akklimatisierung, ist aber trotzdem hilfreich.
Eine gute Kondition beeinflusst zwar nicht direkt die Akklimatisierung, ist aber trotzdem hilfreich.

Der Eisenspiegel unterliegt tageszeitlichen Schwankungen - morgens ist er am höchsten, abends am niedrigsten. Gemessen wird daher am besten morgens. Die vorbeugende Einnahme von Eisentabletten kann eventuell sinnvoll sein - aber nur in Absprache mit dem Arzt, da zu viel Eisen unter anderem zu Verstopfung führen kann.

Was ist das Höhen-Zeit-Profil?

Dieses Profil kann einen Anhaltspunkt für die Planung einer Trekkingreise oder einer Expedition geben: In die Grafik werden die voraussichtlichen Tagesetappen- und Schlafhöhen eingetragen (ab dem ersten Tag über 2500 Meter).

Dann lässt sich an der Skala ablesen, ob es sich um eine akklimatisationstechnisch sinnvolle Planung handelt. (Literatur: F. Berghold, W. Schaffert: Handbuch der Trekking- und Höhenmedizin. DAV Summit Club, 6. Auflage, 2004) Höhenkrankheiten und was man dagegen tun kann

Gibt es Richtwerte für die Planung?

Grundsätzlich gilt: langsam hoch steigen und möglichst unter der erreichten Tageshöhe schlafen.

  • ab 2500 Metern beginnt die kritische Zone
  • ab 3000 Metern sollte die Schlafhöhe nicht um mehr als 300 - 400 Meter gesteigert werden
  • für einen Aufstieg bis auf 4500 Meter sollte man eine Woche einplanen
  • für einen Aufstieg bis auf 6000 Meter kommt eine weitere Woche hinzu.

Was muss ich bei Medikamenteneinnahme beachten?

Über geeignete Medikamente sollte man immer mit seinem Arzt sprechen.
Über geeignete Medikamente sollte man immer mit seinem Arzt sprechen.

Wer (regelmäßig) Medikamente nimmt, sollte das mindestens einer Person in der Gruppe mitteilen, damit in der Not schnell gehandelt werden kann. Dabei immer nur die Medikamente verwenden, die man auch zu Hause nimmt, um unliebsame Nebenwirkungen auszuschließen.

Medikamente können die Symptome einer Höhenkrankheit verschleiern. Ob eine prophylaktische Einnahme vertretbar ist, sollte mit einem höhenmedizinischen Fachmann geklärt werden. Vor Ort muss dann jeder für sich entscheiden.

Was Sie über das bekannte Diamox wissen sollten: Bei AMS (Höhenkrankheit) und HACE (Höhenhirnödem) hat es sich als geeignet erwiesen, zur Behandlung von HAPE (Höhenlungenödem) ist es hingegen nicht geeignet, da es sogar zur einer Verschlechterung führt.

Alle auf alpin.de veröffentlichten Medizin-Artikel finden Sie hier .