Zwischen Genuss und Abhängigkeit

Alkohol - Nichts ist besser als wenig

Alkohol ist fast überall zu finden. Dennoch ist vielen die Gefahr, die mit dem riskanten Konsum von Alkohol einhergeht, nicht bewusst.

Alkohol - Nichts ist besser als wenig
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Pause auf der Alm: Ideal wäre ein alkoholfreies Weizen.
Pause auf der Alm: Ideal wäre ein alkoholfreies Weizen.
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Deutlich über eine Million Abhängige in Deutschland, knapp 75 000 Menschen pro Jahr, die an den Folgen alkoholbedingter Erkrankungen sterben – das sind alarmierende Zahlen.

Dennoch ist vielen die Gefahr, die mit dem riskanten Konsum von Alkohol einhergeht, nicht bewusst. Warum aber ist Alkohol so verlockend?

Prof. Dr. Florian Eyer erklärt die Wirkung des Genussmittels so: "Alkohol wirkt an verschiedenen Stellen im Gehirn. Durch dessen Einfluss wird mitunter ein angenehmes Gefühl ausgelöst, das als Belohnungsreiz den weiteren bzw. wiederholten Konsum fördert."

Ein Wirkort ist das sogenannte limbische System, das vermeintliche Emotionszentrum des Gehirns. Alkohol imitiert hier die Wirkung des Hormons Dopamin, das als "Glückshormon" bekannt ist.

Prof. Dr. Florian Eyer: Chefarzt der Toxikologie am Klinikum rechts der Isar.
Prof. Dr. Florian Eyer: Chefarzt der Toxikologie am Klinikum rechts der Isar.
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Der Chefarzt der Toxikologie des Klinikums rechts der Isar kommentiert weiter: "Für viele ist Alkohol, genauso wie andere Genussmittel, ein Stück Lebensqualität. Jedoch sollte dies nicht den maßvollen Konsum übersteigen."

Abhängigkeit, Entzug, Tod

Werden alkoholische Getränke nicht nur in Gesellschaft, in Maßen oder zum Essen getrunken, sondern auch als Stimmungsheber oder sogar Wachmacher verwendet, muss man Vorsicht walten lassen.

"Risikoarmer Konsum bedeutet an maximal fünf Tagen in der Woche ein kleines Glas Bier zu trinken."

"Die Umwelt ist oft ein guter Indikator, zu welchem Zeitpunkt man selbst hellhörig werden sollte." Wird man von anderen schon auf übermäßigen Verzehr alkoholischer Getränke aufmerksam gemacht?

Die erste Phase nach dem Konsum zeichnet sich durch eine als positiv empfundene Veränderung der Stimmung und Wahrnehmung aus. Ein wohliges Gefühl, Euphorie und gesteigerte Aktivität sind oft die Folge.

Die Fakten:

  • Alkohol löst über die Wirkung im Gehirn ein angenehmes Gefühl aus und imitiert den Effekt des "Glückshormons" Dopamin.
  • Mehr als ein kleines Bier pro Tag oder keine zwei alkoholfreien Tage in der Woche können bereits riskanten Konsum bedeuten.
  • Durch Toleranzentwicklung kommt es bei Ausbleiben der Alkoholzufuhr zu Entzugserscheinungen.
  • Die Leberzirrhose kann Folge einer langen Alkoholabhängigkeit sein und stellt eine ernste Lebensbedrohung dar.
  • Alkohol nach dem Sport ist kontraproduktiv, dagegen wäre ein alkoholfreies Bier empfehlenswert zur isotonischen Auffüllung der Flüssigkeits- und Elektrolytreserven.

Doch mit erhöhtem Verzehr über einen längeren Zeitraum stellt sich Gewöhnung ein und die Menge an Alkohol wird gesteigert, um den vorher erlebten Effekt wiederholen zu können. Es entsteht ein Teufelskreis.

Die Konsequenz der Toleranzentwicklung schildert der Sucht-Experte so: "Das Ausbleiben der Alkoholzufuhr führt zu einer veränderten Stimulus-Lage im zentralen Nervensystem. Deshalb kommt es zu einer Übererregung, was zum Anstieg des Blutdrucks und der Herzfrequenz sowie zu den gefährlichen Krampfanfällen, aber auch deliranten Zuständen führen kann."

Weiter erklärt er: "Im akuten Zustand des Alkoholentzugs, aber auch in extremen Rauschzuständen ist oft nur eine symptomatische Therapie durch den Notarzt oder im Krankenhaus sinnvoll."

Ein Schnäpschen in Ehren ... sollte man manchmal verwehren.
Ein Schnäpschen in Ehren ... sollte man manchmal verwehren.
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Wird Alkohol aber über längere Zeit hinweg in schädlichen Mengen zu sich genommen, kann dies lebensbedrohliche Krankheitszustände hervorrufen. Beispiele alkoholbedingter Erkrankungen sind Leistungsminderung, Potenzstörungen, ein geweblicher Umbau der Leber bis hin zur Zirrhose, daraus folgende Krampfadern, vor allem gefährlich im Bereich der Speiseröhre, und Krebs im Bereich des Verdauungstraktes.

Da sich Alkoholabhängige oft nicht ausgewogen ernähren, kann es zu Vitaminmangelzuständen kommen. Fehlt beispielsweise Vitamin B1, führt das zu einer Hirnschädigung, gekennzeichnet durch Störungen des Geh- und Sehvermögens, der Orientierung und des Bewusstseins.

Alkoholmissbrauch ist auch möglicher Auslöser einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Wird diese nicht frühzeitig behandelt, kann sie ebenso zur Lebensbedrohung werden.

"Nichts ist besser als wenig!"

Ein Bier nach der Bergtour – das ist doch isotonisch, oder? "Das ist so nicht ganz richtig", meint Eyer. „Das Bier wäre nur deshalb sinnvoll, weil es zusätzliche Flüssigkeit nach der schweißtreibenden Betätigung liefert sowie Elektrolytspeicher auffüllt."

Der Alkohol aber hat, was den Sinn des Sports angeht, genau gegensätzliche Effekte. Zum Beispiel wird die Flüssigkeitsausscheidung verstärkt. "Ideal wäre deshalb tatsächlich ein alkoholfreies Bier nach körperlicher Anstrengung", rät der Experte.

Ob alkoholische Getränke auch einen grundsätzlich positiven Einfluss auf die Gesundheit haben, ist nicht einfach zu beantworten.

Studien haben gezeigt, dass zum Beispiel Inhaltsstoffe des Rotweins oder Weißbiers, die Flavinoide, einen vor Arteriosklerose schützenden Effekt haben könnten. Auch soll Alkohol die Blutfettverteilung positiv beeinflussen, gegen Demenz schützen und die Herzarbeit unterstützen.

"Der gesundheitsfördernde Einfluss ist zwar teilweise nachgewiesen worden, jedoch sehr umstritten", fasst der Münchner Mediziner zusammen.

"Der Grad zwischen positiven und negativen Effekten ist sehr schmal und liegt in jedem Falle nur bei niedrigem, risikoarmen Konsum vor."

Weil aber Alkohol, egal in welcher Menge, einen krebsfördernden Einfluss hat, rät Eyer abschließend: "Kein Alkohol ist besser als wenig!"

1 Kommentar

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Bergfex

Ich verzichte völlig auf Alkohol. Leider wurde ich aus der Gesellschsft ausgeschlossen.