"Drahtseilakt" von Scharte zu Scharte

Hochalpin: Via Ferrata Sentiero Bocchette Centrale

Klettertechnisch ist die Ferrata zwar nicht besonders schwierig (B), dafür aber hochalpin. Für alpinistische Frischlinge ist die Route deswegen nichts.

Hochalpin: Via Ferrata Sentiero Bocchette Centrale
© Folkert Lenz

Er schummelt sich um alle Gipfel herum. Trotzdem gilt der Bocchette-Weg in der Brenta als Traumtour. Die Drahtseile führen durch steilstes Felsgemäuer von Scharte zu Scharte.

Der Sentiero Bocchette Centrale ist ein Klettersteig-Klassiker. Dabei gibt es ihn noch gar nicht so lange wie manch andere Ferrata im Trentino oder in den Dolomiten. Denn die Brenta-Wege sind keine ehemaligen Soldatensteige aus dem Ersten Weltkrieg. Sie wurden eigens für die Touristen gebaut – manche schon in den 30er-Jahren. 

<p>Traumtour Bocchette-Weg.</p>

Traumtour Bocchette-Weg.

© Folkert Lenz

Heutzutage kann man sich in der Brenta eine ganze Woche lang an Drahtseilen entlanghangeln oder sich an den kühnen Leiteranlagen erfreuen. Eine harmlose Joch-Bummelei ist der Wegabschnitt zwischen dem Rifugio Tosa-Pedrotti und der Alimonta-Hütte aber nicht. Das Herzstück vom „Weg über die Scharten“ ist ein hochalpiner Steig mit atemberaubenden Tiefblicken.

Die "Schritt für Schritt" Anleitung findet ihr hier:

Holzplanken erleichtern anfangs bisweilen die Kletterei auf den schmalen Felsbändern. Am Fuße des Campanile Basso geht es dagegen ungesichert in leichter Kletterei eine Felsrinne hinauf. Wer den Fotoapparat vergessen hat, der wird sich spätestens am „Schlüsselloch“ ärgern. Im hintersten Winkel einer Schlucht kann nämlich das Brenta-Bild schlechthin gemacht werden.

Reichlich Luft unter den Sohlen wird noch geboten, bis dann der Abstieg zum Rifugio Alimonta über manchmal hartes und steiles Eis erreicht ist. Die ALPIN-Empfehlung: Machen Sie die Route ruhig in dieser Gehrichtung – auch wenn viele Ferratisti sie anders herum begehen. So gibt es weniger Stau an den Engstellen. Außerdem geht die nächste Etappe noch etwas höher hinaus und ist noch etwas anspruchsvoller. Hier geht es zum Sentiero Bocchette Alte!

ALPIN Tour & Info

Sentiero Bocchette Centrale

Die imposanten Ausblicke auf den Felsturm der Guglia di Brenta lenken immer wieder ab von der Kletterei am Drahtseil, die aber nicht allzu schwierig ist.

  • Klettersteig, leicht, B

  • Dauer: 4 ½ Std.

  • Höhenmeter: 300 Hm Aufstieg, 400 Hm Abstieg

  • Beste Zeit: Juli bis September.

  • Talort: Madonna di Campiglio, 1514 m.

  • Stützpunkt: Rifugio Tosa-Pedrotti, 2491 m, von Madonna di Campiglio via Rifugio Valesinella, 3 ½ Std. Oder von der Grosté-Seilbahn oberhalb von Madonna via Tuckett-Hütte.

  • Info: Tourismusverband Madonna di Campiglio, Via Pradalago 4, I-38086 Madonna di Campiglio, Tel. +39 0465 447501, campigliodolomiti.it

  • Anreise: Brenner-Autobahn A 22 gen Süden bis zur Ausfahrt San Michele all’Adige. Über die SS 43 und SS 42 nach Dimaro. Dort links auf die SS 239 nach Madonna di Campiglio.

  • Bergbahnen: Funivia Grosté, Madonna di Campiglio, Betriebszeiten im Sommer tgl. 8.30 – 12.30 Uhr und 14 – 17 Uhr, campigliodolomiti.it

  • Gehzeiten: Rifugio Tosa-Pedrotti – Einstieg an der Bocca di Brenta 20 Min., Klettersteig Sentiero Bocchette Centrale 3 ½ Std., Abstieg Bocca d’Armi – Rifugio Alimonta ¾ Std.

  • Hütten: Rifugio Tosa-Pedrotti, 2491 m, SAT Trento, Tel. Hütte +39 0461 948115, rifugiotosapedrotti.it; Rifugio Alimonta, 2591 m, privat, Tel. Hütte +39 0465 440366, rifugioalimonta.it

  • Bergführer: Gruppe Guide Alpine Madonna di Campiglio, Via Pradalago 17, I-38086 Madonna di Campiglio, Tel. +39 0465 442634, guidealpinecampiglio.it.

  • Karte: Alpenvereinskarte, 1: 25 000, Blatt 51, Brentagruppe.

  • Literatur: Mark Zahel: Klettersteigführer Dolomiten – Brenta – Gardasee, Bergverlag Rother, 2016.

  • Ausrüstung: Klettersteig-Set, Gurt, Helm, Steigeisen.

  • Absicherung: Fast immer gibt es ein Drahtseil am Klettersteig. An einigen Passagen ist aber leichte Kletterei ohne Absicherung nötig (I).

Die Route: 

Von der Tosa-Hütte, 2491 m, in 20 Min. zum Einstieg an der Bocca di Brenta, 2552 m. Die erste Leiter hinauf, dann dem schmäler werdenden Felsband folgend (an Quelle /Wasserfassung vorbei), zum Teil über Holzbrücken am Drahtseil entlang. Ausgesetzt hinüber zur Guglia-Scharte. Am Fuße des Campanile Basso entlang den Markierungen und Seilen folgend, dann einige Dutzend Höhenmeter ungesichert eine Felsrinne hinauf. 

Weiter an den Drahtseilen, meist über spektakuläre Felsbänder bis zur Bocca d’Armi, 2749 m, zu der man über eine Leiterreihe hinabsteigt. Von der Scharte über Firn oder Eis (Steigeisen!) hinab zum Rifugio Alimonta, 2591 m.

ALPIN Hüttencheck

<p>Das Rifugio Tosa-Pedrotti.</p>

Das Rifugio Tosa-Pedrotti.

© Folkert Lenz

Rifugio Tosa-Pedrotti, 2491 m, SAT Trento

  • Kontakt: Hüttenwirt Franco Nicolini, Tel. Hütte +39 0461 948115, rifugiotosapedrotti.it

  • Geöffnet: 20. Juni bis 20. September

  • Essen: Natürlich gibt es (auch) Pasta zum Sattmachen beim reichhaltigen und leckeren Abendessen.

  • Schlafen: 34 Betten (2 Lager und 6 Zweibettzimmer).

  • Fazit: Schon wegen des Cappuccinos nach dem Dessert lohnt es sich zu kommen. Dolce vita ganz hoch droben!

Text von Folkert Lenz

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