Bergschule

Sitzt, passt, wackelt nicht: Klemmkeile

Ob Ray Jardin 1978 gewusst hat, was seine Erfindung für den Klettersport bedeutet, ist fraglich. Das Klemmgerät von heute ist dem „Ur-Friend“ von damals noch sehr ähnlich. Es ist nur in einigen Details weiterentwickelt worden. Wir haben die modernsten Klemmgeräte für Sie im Fels versenkt.

Sitzt, passt, wackelt nicht: Klemmkeile
Lebensversicherung: Von einem Cam kann viel abhängen!
Lebensversicherung: Von einem Cam kann viel abhängen!

Auch wenn heutzutage viele Routen komplett mit Bohrhaken abgesichert sind, das Clean-Climbing, also das Klettern ohne vorhandene Sicherungsmittel erlebt eine Renaissance.

Klemmgeräte (Cams) und auch Klemmkeile (fixe Größe) erlauben es mit ein wenig Erfahrung, eine Route schnell und zuverlässig abzusichern – wenn Risse oder Löcher da sind.

Die Größen der Keile variieren von Minikeilen, die in die feinsten Rissspuren gelegt werden können (und oft keinen echten Sturz aushalten), bis zu den Mega-Keilen, mit denen man sogar Schulterrisse absichern kann.

Typen und Formen

Klemmgeräte (Cams) sind mechanisch aufwendige Konstruktionen, die in der Größe (bedingt) variabel sind. Klemmkeile in fester Form sind vom Prinzip ein Alu-Block mit einem Stahlkabel daran. Beide Formen dieser sogenannten mobilen Sicherungsmittel sind fast immer nur in eine Richtung belastbar (einen Bohrhaken kann man in alle Richtungen belasten).

Mit etwas Übung lassen sich so Routen sehr gut selber absichern, vorausgesetzt die Felsstruktur lässt dies zu. Meist sind Routen im Granit und Urgestein besser abzusichern als solche im Kalk. Denn Keile legt man vorzugsweise in Risse und die kommen im Granit häufiger vor.

Hersteller

Zahlreiche Hersteller bieten sehr ähnelnde Klemmgeräte an. Die Erfahrung zeigt, dass Anwender, die Klemmgeräte öfters benutzen, gut beraten sind, etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen und nicht die billigsten Cams zu kaufen.

Auch wenn für den Laien die preiswerten Klemmgeräte auf den ersten Blick den hochwertigen sehr ähnlich sehen, sind die Unterschiede bei häufigem Gebrauch deutlich. Zwei Hersteller haben sich seit Jahren durch besonders zuverlässige Klemmgräte einen Namen gemacht: Black Diamond und Wild Country.

Farbenlehre - zur besseren Unterscheidung.
Farbenlehre - zur besseren Unterscheidung.

Black Diamond hat vor 20 Jahren mit dem ersten zweiachsigen Klemmgerät, dem Camelot, eine wirkliche Weiterentwicklung des Ur-Friends präsentiert. Vorteil der zwei Achsen: Die Größenverstellung deckt einen weiteren Bereich ab und sie sind stabiler.

Seit diesem Jahr (das Patent ist 2006 ausgelaufen) bekommt Black Diamond aber Konkurrenz von der britischen Outdoorschmiede DMM: mit den Dragon Cams. Edel gemachte Teile, die etwas leichter sind als die Camelots. Bei den einachsigen Klemmgeräten hat es vor zwei Jahren eine Neuerung gegeben: die Link Cams von Omega Pacific.

Mittels eines gut durchdachten „Faltsystems“ bieten diese Cams einen deutlich größeren Einsatzbereich als klassische einachsige Klemmgeräte, sind aber auch etwas schwerer und teurer. Für den Alpinisten, der nicht weiß, welche Rissgrößen ihn erwarten, und der nur wenige Geräte mitnimmt, sind die Link Cams eine super Option.

Klemmgeräte vs. Klemmkeile

Der Vorteil von Klemmgeräten (Cams) gegenüber von Klemmkeilen ist der, dass man sie auch in parallele Risse legen kann, im Extremfall (je nach Gestein) sogar in nach außen offene Risse. Außerdem hat jedes Klemmgerät einen gewissen Größenspielraum.

Im Gegensatz dazu passt bei fixen Klemmkeilen (Stopper etc.) meist nur eine Größe perfekt. Je größer der Cam, desto größer ist auch die Variabilität. Kleine oder extrem kleine Keile haben nur einen begrenzten Spielraum. Zudem muss man bei kleinen Keilen sehr darauf achtgeben, dass man sie nicht „tot“ legt, also ganz zusammengezogen.

Richtig gelegt, ist - im Falle eines Sturzes - halb gewonnen.
Richtig gelegt, ist - im Falle eines Sturzes - halb gewonnen.

So bekommt man den Cam vielleicht in einen Riss hinein, oft aber nicht mehr heraus (vgl. Skizze). Die Gefahr besteht bei größeren Keilen deutlich weniger. Aufgrund der flexiblen Achsen (beim Ur-Friend war die Achse starr), kann man alle modernen Klemmgeräte auch in Querrisse oder in Löcher legen, ohne dass man Sorge haben muss, dass die Achse bricht.

Mit etwas Übung kann man Cams gut mit einer Hand legen, die Farbmarkierung hilft dabei, die richtige Größe zu finden. Eine gute Ordnung am Gurt ist allerdings empfehlenswert. Wer in wackeliger Position erst mal den ganzen Gurt nach dem richtigen Keil absuchen muss, hat schnell ein Problem.

Allerdings sollte man schon beim Legen daran denken, dass der Nachsteiger den Keil auch wieder entfernen muss. Das geht leicht, solange er an den Zugsteg herankommt und der Keil nicht „tot“ gelegt ist.

Hat der Vorsteiger aber (aus Angst?) den Cam tief im Riss versenkt, ist das manchmal nicht mehr möglich und der Keil muss im Fels belassen werden. Bei den Preisen der Klemmgeräte nicht gerade erfreulich …

Text: Olaf Perwitzschky