Das richtige Gepäck für Bergtouren

Was muss mit auf eine zwei- bis dreitägige Tour?

"Für eine zwei- bis dreitägige Tour packe ich einen 65+10 Liter Rucksack voll. Mache ich etwas falsch?" Olaf sagt: Kommt drauf an, oft aber ja.

Das richtige Gepäck für Bergtouren
© IMAGO / imagebroker

Frage von Flo per Mail: In deinem Bericht über die Tour auf das Allalinhornhast du ja eine kleine spitze Bemerkung über die Rucksackgröße einer anderen Seilschaft gemacht. Bei mir ist es so, dass ich auf einer zwei- bis dreitätigen Tour auch ohne Probleme meinen 65+10 Liter Rucksack an seine Grenzen bringe, so mit Exen, Karabinern, Schlingen, Seil, Ersatzklamotten, Erste-Hilfe-Set, Nahrungsmitteln etc. Mache ich irgendwas falsch? Denn ich lese oft, dass solche Touren nur mit einem 35-40-Liter-Rucksack begangen werden.

Antwort von Olaf: Gerade in den Bergen ist ein kleiner (und leichter) Rucksack Gold wert. Ein 65+10er für zwei bis drei Tage erscheint mir in der Tat sehr viel. Das sind dann ja gut und gerne 20 Kilo (mindestens). Wenn du konditionell super drauf bist, ist das ja vielleicht kein Thema. Leichter tut man sich natürlich mit weniger Gewicht.

Ein Riesenfaktor ist das Essen. Wer sich selbst versorgt, hat natürlich mehr Gewicht am Rücken. In den allermeisten Fällen buchen die Leute heute auf den Hütten aber Halbpension. Dann solltest du für Hochtouren mit zwölf bis 15 Kilo locker auskommen.

Folgende Punkte helfen häufig schon, Gewicht am Rucksack einzusparen:

  • Seil: Kein 70-Meter Seil (10 mm), sondern (je nach Seilschaftsgröße und Tour) ein 40- oder 50-Meter Halb- oder dünnes Einfachseil.

  • Wechselsachen: für drei Tage maximal drei Shirts, eines davon an der Person.

  • Exen: kombinieren mit Schlingen, besonders im alpinen Gelände; eher mehr lose Karabiner (außer bei schwierigen Klettereien).

  • Nahrungsmittel: (siehe oben) – ansonsten ein paar Riegel, ggf. etwas Brot, was zu Knabbern, Landjäger/Käse. In der Regel hat man eher zu viel dabei. Wenn man an Hütten vorbeikommt/dort übernachtet, ist das "Bergsteigeressen" meist das günstigste Gericht. Achtung: Voraussetzung ist hier eine DAV-Mitgliedschaft.

  • Hüttenschuhe: Gibt es fast immer auf der Hütte, sonst Socken

  • Hüttenschlafsack: je leichter, desto besser. Ich empfehle Schlafsäcke aus Seide (ca. 100 g).

  • Bekleidung: nicht zu viele Jacken (normalerweise reichen eine dicke Fleecejacke, eine Softshell und eine dicke Hardshell).

  • Tipp: Das Fleece gegen eine Primaloftjacke ersetzen (kleiner und leichter, gleichzeitig wärmer)

  • Rucksack: Schon ein 40-Liter-Alpinrucksack wiegt deutlich weniger als ein 65-Liter-Trekkingmodell. Sortier nach deiner nächsten Tour das aus, was du nicht gebraucht hast.

So kann man mit ein paar wenigen Tricks Kilos auf dem Rücken sparen. Aber natürlich gilt im Zweifel: Sicherheit vor Gewicht! Falls ihr nur mit Abstrichen bei Absicherung und notwendigem Material leicht reist, solltet ihr besser die Ausrüstung untereinander verteilen, anstatt sie daheim zu lassen.

Habt ihr auch eine Frage an Olaf? Dann nutzt die untenstehende Kommentarfunktion oder schreibt uns bei Facebook, Instagram oder per Mail.

Olaf Perwitzschky ist ALPIN-Testredakteur und staatlich geprüfter Bergführer. Berge sind seine Leidenschaft – und eure Fragen sind ihm Herausforderung! Jeden Monat beantwortet er Anliegen in der ALPIN unter der Rubrik "Olaf klärt das schon!".

Text von Olaf Perwitzschky

2 Kommentare

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David auf Facebook

Am Berg mit Hüttenübernachtung so wenig wie möglich und nur das nötigste an Krams (30-35 ohne +). Bei einer Wanderung ohne viel Steigung/Kraxelei mit kompletter Campingausrüstung gerne auch mal 55+, kommt aber auf die Gegend an (4 Wochen lang 30kg durch die schottischen Highlands zu wuchten, würde ich auch kein zweites Mal mehr machen...)

Heiko auf Facebook

Mir hat mein 34+8 Rucksack für eine 5 tätige Hüttentour mit einer Biwak Übernachtung gereicht incl. Gaskocher und Sommerschlafsack. Und Essen für 2 Tage