#olafklärtdasschon

Wann reißen Seile?

Unter welchen Umständen können Kletterseile reißen?

Wann reißen Seile?
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Frage von M. Becker, per Mail: Ich habe eine Frage zum Verschleiß von Kletterseilen. Angegeben ist ja, wie viele Normstürze sie aushalten – aber diese Extrembelastung kommt in der Praxis fast nie vor.

Da ich zwei- bis dreimal pro Woche in die Kletterhalle gehe und das Seil immer wieder mit "kleinen Hüpfern" belastet wird, stellt sich die Frage: Können diese Mini­stürze ein Seil derart verschleißen, dass es reißt? Gibt es Erfahrungs- oder Grenzwerte, wie oft ein Seil für Halle und Klettergarten hergenommen werden kann? Beim Alpinklettern (sofern sturzfrei) ist die Belastung ja geringer. 

Antwort von Olaf: Wegen der Seile brauchst du keine Sorgen zu haben. Du belastest das Seil ja nicht immer an der exakt gleichen Stelle.

Pit Schubert hat da vor etlichen Jahren mal Tests dazu gemacht (geringer Sturzfaktor). Ich weiß nicht mehr die genaue Zahl, aber das Seil ist irgendwo zwischen 220 und 230 Stürzen gerissen. Und dabei wurde das Seil immer an derselben Stelle belastet und der Sturz wurde statisch gehalten, also über einen fixierten Knoten.

Das ist in der Praxis unmöglich zu erreichen, weil du das Seil nie an genau der gleichen Stelle belasten wirst. Auch ist die Sicherung nie statisch, selbst wenn ein schwerer Sichernder eine leichte Person mit GriGri sichert, ist immer ein dynamischer Anteil dabei (neben der Seildehnung).

Ich bin mir sicher, dass du das Seil aus Gründen der schlechten Bedienbarkeit oder aufgrund von "oberflächlicher" Alterung schon lange ausgetauscht hast, bevor du in einen kritischen Bereich kommst.

Es gibt nach wie vor eine Ausnahme: scharfe Kanten! Und die können bei ungünstigem Seilverlauf und entsprechenden Griff­elementen auch in der Halle vorkommen.

Mehr Fragen von Lesern und Usern sowie die Antworten von Olaf findet Ihr unter: alpin.de/olaf

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Olaf Perwitzschky ist ALPIN-Testredakteur und staatlich geprüfter Bergführer. Berge sind seine Leidenschaft - und Eure Fragen sind ihm Herausforderung! Jeden Monat beantwortet er Eure Anliegen im ALPIN-Heft unter der allseits bekannten Rubrik "Olaf klärt das schon!".

Hier Videos, in denen Olaf Fragen zum Sichern und zum Klettern per Video beantwortet hat:

Text von Olaf Perwitzschky

2 Kommentare

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Olaf Perwitzschky

Hallo,

in der Umgebung von Ehrwald gibt es recht viel kleine Klettergebiete. Eine Übersicht findest du unter bergprofi.com/klettern-in-ehrwald. Da sind auch Topos und Beschreibungen drin. Darüber hinaus würde ich mir ggf. mal das hier ansehen: climbers-paradise.com/klettern-tiroler-zugspitz-arena.
Und sonst gibt es natürlich auch noch gängige Führerliteratur zum Beispiels hier: am-berg-verlag.de

Da solltest Du genügend Anregungen finden …


Viele Grüße,

Olaf

Zahnfutzi

Hallo Olaf,
ein Freund und ich wollen im Sommer von Ehrwald auf die Zugspitze und um nicht nur deswegen 500 km zu fahren wollen wir in der Umgebung noch klettern gehen. Jetzt haben wir beide wenig Erfahrung im Alpinklettern, weswegen längere Alpinrouten(wie z.B. der KG-Weg an der Alpspitze, an den ich erst gedacht hatte) ausscheiden. Wir würden aber gerne etwas mit 2-3 Seillängen klettern, um Standplatzbau etc. zu üben. Gibt es in der Ungebung Ehrwald/Garmisch einen Klettergarten, den Du uns da evtl. empfehlen könntest?