Nepal nach dem Beben

Touristen bitte kommen!

Nepal ist durch zwei Erdbeben stark erschüttert worden. Deshalb nicht mehr hinzufahren, wäre aber genau der falsche Weg.

Touristen bitte kommen!
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Ralf Dujmovits, Extrembergsteiger, setzt sich für Hilfsprojekte ein.
Ralf Dujmovits, Extrembergsteiger, setzt sich für Hilfsprojekte ein.
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Mehr als 8600 Tote, ganze Landstriche verwüstet, Zehntausende ohne Dach über dem Kopf – Nepal ist nach den beiden schweren Erdbeben Ende April und Mitte Mai stark getroffen. Auch die Region rund um den höchsten Berg der Erde wurde in Mitleidenschaft gezogen. Eine Lawine rauschte direkt durchs Everest-Basislager, die Saison am Berg wurde für beendet erklärt, die Expeditionen wurden abgebrochen und die Teilnehmer fuhren nach Hause.

 Kurzfristig sicher eine richtige Maßnahme, langfristig ist der Tourismus aber ein wichtiges Fundament, auf dem das Land wieder aufgebaut werden kann. "Wir hoffen alle, dass die Touristen wieder kommen. Es gibt viel Aufräumarbeit, aber es ist längst nicht alles verloren", sagt etwa Billi Bierling. Die Bergsteigerin, die unter anderem als erste Deutsche ohne zusätzlichen Sauerstoff auf dem Manaslu war, lebt seit Jahren in Nepals Hauptstadt Kathmandu. Nur 14 der insgesamt 75 Distrikte Nepals seien von den Beben betroffen, sagt sie.

Und selbst da läuft der Wiederaufbau: "Bis Herbst steht vieles wieder, manches vielleicht schöner und sicherer als vorher." Auch viele Bergsteiger-Ziele blieben verschont. "Die Annapurna-Region und die Gebiete weiter im Westen sind komplett in Ordnung und auch die Everest-Region und viele Gebiete im Osten sind zum Wandern, Bergsteigen und für andere Abenteuer o.k.", sagt auch Ramesh Dhamala, der Präsident der Trekking Agencies’ Association of Nepal (TAAN). Betroffen seien vor allem die Gebiete um Manaslu, Ganesh Himal, Rubby Valley, Langtang, Gosainkund, Helambu und Rolwaling. Aber auch da werde daran gearbeitet, die Wege wieder herzurichten.

Billi Bierling lebt und arbeitet seit Jahren in Kathmandu.
Billi Bierling lebt und arbeitet seit Jahren in Kathmandu.
© Chessel, Duncan

Auch Extrem-Bergsteiger Ralf Dujmovits, der sich zur Zeit des Bebens selbst am Mount Everest aufhielt und danach noch bis zum zweiten Beben im Land blieb, warnt vor zu großer Scheu: "Man sollte die Expeditionen sehr genau planen und sich anschauen, wie weit sind wir vom Epizentrum des Bebens weg. Aber jetzt pauschal nicht mehr nach Nepal zu fahren, ist total verfehlt. Es gibt so viele andere schöne Regionen und ich kann nur weiterhin raten und bitten, im Herbst trotzdem nach Nepal zu gehen. Das Land braucht diesen Tourismus."

Vieles sei unversehrt und die eingestürzte Infrastruktur werde in den kommenden Jahren zum Bild gehören. "Es wird einige Baustellen geben, aber dann werden die Leute zum Beispiel Richtung Manaslu eben mal einen Umweg gehen müssen", sagt Dujmovits. Aber niemand müsse Angst haben, Sensationstourismus zu betreiben.

Das sagt auch Michael Henkel, der seit 26 Jahren nach Nepal reist und mit seinem Unternehmen Henkalaya Touren in den Himalaja anbietet. "Wir hier haben schlechte Laune, wenn das Wetter nicht gut ist oder beim Auto ein Kratzer im Lack ist. Die Menschen dort haben fünf Kartoffeln und zwei Liter Milch und teilen trotzdem mit dir ihr Abendessen. Diese Menschen sind unglaublich und haben es verdient, dass wir ihnen helfen." Auch er war Ende Mai in Nepal, um sich ein Bild zu machen und hält an der Organisation einer Reise im Oktober fest.

Ebenso wie Veranstalter Furtenbach Adventures aus Innsbruck, der im August zu einer Manaslu-Expedition aufbricht. Geschäftsführer Lukas Furtenbach: "Nach vielen Gesprächen mit meinen Freunden und Partnern in Nepal ist klar: Wir führen unsere Expedition wie geplant durch. Es ist wichtig rasch zu helfen und zu spenden. Genauso wichtig ist es aber, weiteres Geld in die Region zu bringen. Durch das Trekking, durch die Expeditionen."

ALPIN Info: Hilfe für Nepal

Wer finanziell helfen möchte, findet auf der jeweiligen Homepage von Billi Bierling, Ralf Dujmovits, Henkalaya und auf dem Facebook-Auftritt von Furtenbach Adventures zahlreiche Projekte und Möglichkeiten zur Unterstützung. Auch viele große Sportartikelhersteller haben reagiert. Deuter hat 6000 Euro von Mitarbeitern und dem eigenen Unternehmen an die Nepalhilfe Beilngries gespendet, Schlafsack-Partner Belmart hat 4000 Schlafsäcke in die Krisenregion geschickt. Mammut hat zum Beginn des Monsuns Wetterschutzkleidung und Ausrüstung gesendet. 

Ein Herz für Nepal. 
Das Land braucht Tourismus.
Ein Herz für Nepal. Das Land braucht Tourismus.
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Text von Fabian Herrmann

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