Positionspapier des Österreichischen Alpenvereins

Freie Fahrt für Mountainbiker

Der Bundesausschuss des Österreischischen Alpenvereins befürwortet die Freigabe von Forststraßen für Mountainbiker. Eine generelle Öffnung von Wegen und Steigen wird weiterhin entschieden abgelehnt.

Freie Fahrt für Mountainbiker
© ÖAV

Mit seiner Entscheidung reagiert das höchste Gremium des Alpenvereins auf die anhaltenden Diskussionen rund um die Rechte von Mountainbikern bei der Nutzung von Forststraßen. 

"Es ist höchste Zeit, das Radfahren als Spielform des Bergsports anzuerkennen. Es birgt große Chancen für Fitness und Naturerlebnis und ist ein wichtiger Tourismusfaktor. Im Vergleich zu unseren Nachbarländern Bayern, Südtirol und der Schweiz hinkt Österreich nach. Außerdem gelangt man mit dem Mountainbike auf umweltfreundliche Art in die Berge", so Dr. Andreas Ermacora, Präsident des Österreichischen Alpenvereins.

In vielen Bundesländern herrscht seit Jahren Stillstand, obwohl es gute Beispiele wie das Tiroler Mountainbikemodell 2.0 gäbe. Angesichts der steigenden Zahl der Mountainbiker bemühen sich die alpinen Vereine schon lange um eine ähnliche Regelung in den anderen Bundesländern. Mit dem gemeinsamen Anliegen stieß man allerdings "bisher weitgehend auf taube Ohren". 

 "Deshalb sieht sich der Alpenverein gezwungen, die generelle Öffnung der Forststraßen für das Mountainbiken zu fordern und eine Regelung, allenfalls auch über eine diesbezügliche Änderung des Forstgesetzes 1975, anzustreben", zitiert Ermacora aus dem Positionspapier.

Durch den Wald.
Durch den Wald.
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Allerdings funktioniert die Gleichstellung von Wanderern und Radfahrern auf Forststraßen nur unter einer Bedingung: "Die generelle Öffnung der Forststraßen für Mountainbiker darf keine Einschränkung für Wanderer nach sich ziehen", so Ermacora. Die bestehenden Rechte dieser großen Interessensgruppe müssen also unbedingt gewahrt werden.

Individuelle Lösungen für Wege und Steige

Bei der Debatte um das Befahren von Wanderwegen und Steigen bleibt der Alpenverein restriktiv: Eine generelle Öffnung der Wege und Steige wird im Interesse der Wanderer und im Einklang mit unseren Lebensraumpartnern (Grundeigentümer, Naturschutz, Jagd und Forstbetriebe) abgelehnt.

"Die Befahrung ausgewählter Wege und Steige kann nur über privatrechtliche Vereinbarungen mit Grundstücksbesitzern und Wegehaltern ermöglicht werden. Das erfordert immer eine Bewertung im Einzelfall, eine generelle Lösung wäre kontraproduktiv", betont der Alpenvereinspräsident.

Schließlich sei nicht jeder Wanderweg zum Befahren geeignet, auch die Sensibilität des Raumes müsse berücksichtigt werden.

Gut Ding braucht Weile

„Weil es für eine fundierte Meinung gewissenhafter Überlegungen und Diskussionen bedarf, hat der Alpenverein die Diskussionen zum Thema Mountainbike über seine Gremien bis in die Sektionen vor Ort getragen. Wir haben uns Zeit genommen, alle Pros und Contras anzuhören und uns auch mit anderen Interessenvertretungen auszutauschen“, begründet Ermacora den langen Prozess der Entscheidungsfindung.

Gemeinsames Naturerlebnis

Bringen mehr Spaß als Forststraßen: Singletrails.
Bringen mehr Spaß als Forststraßen: Singletrails.
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Der Alpenverein transportiert seit Jahren Empfehlungen zum sicheren und rücksichtvollen Umgang miteinander. „Als Vertreter mehrerer Interessengruppen setzt sich der Alpenverein für ein respektvolles Miteinander in der Natur ein. Unsere Mitglieder verfolgen schließlich dasselbe Ziel: Naturerlebnis. Und bei gegenseitiger Rücksichtnahme lässt sich das auch auf Forststraßen gemeinsam verwirklichen“, zeigt sich Hanna Moser, Leiterin der Alpenvereinsjugend und selbst begeisterte Mountainbikerin, optimistisch.

"Die größte Gruppe im Alpenverein ist nach wie vor die der Wanderer, deshalb haben die Interessen der 'Fußgänger' natürlich nach wie vor den höchsten Stellenwert“, ergänzt Ermacora.

Mit der Öffnung der Forststraßen könne man der wachsenden Gruppe der Mountainbiker dennoch einen großen Schritt entgegen gehen: Schließlich würde dies eine ökologisch unbedenkliche Ausweitung der Radfahrstrecken um zigtausende Kilometer bedeuten – und das ohne zusätzliche Eingriffe in die Natur.

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