Grandioses Melodram

"Bergblut" neu in den Kinos

Heute läuft der Film "Bergblut" in den Kinos an: Ein gewaltiges Werk mit erstaunlichen Details aus der Welt von vor 200 Jahren. ALPIN-Chefredakteur Bene Benedikt konnte "Bergblut" vor der Premiere sehen. Lesen Sie seine Eindrücke und sehen Sie eine Fotogalerie zum Film sowie den Trailer des Epos.

"Bergblut" neu in den Kinos

Franz ist Achilleus. Stolz, schön und verletzlich. Seine Ferse ist durchstochen. Keine Göttin hat ihm einen Pfeil gesandt, sondern seine Frau Katharina nahm ein Messerchen. Sie wusste sich keinen anderen Rat mehr, denn ihr ist klar, das ihr Franz nicht zurückkommen wird, wenn er mit dem letzten Aufgebot von Andreas Hofer in den Krieg zieht. So wie Franz' kleiner Bruder, der für Tyrol fällt. So rettet Katharina Franz das Leben, aber was für eins!

Für die schöne Arzttochter aus dem reichen Augsburg ist die Ankunft auf dem bitterarmen Südtiroler Bergbauernhof ein Schock. Culture clash und ein seelische Grausamkeit zugleich, denn die Familie ihres Mannes weist die Städterin zurück. Dabei hat sie doch schon die Flucht über die verschneiten Alpen auf sich genommen, um ihren Mann zu retten. Der hatte in Augsburg einen Offizier der französischen Besatzungsarmee im Streit erschlagen, um seine Frau zu schützen.

Fotogalerie zu "Berglut" mit Szenenbildern und Aufnahmen der Dreharbeiten.

Der Lebensweg des ungleichen Paares, das der Feindschaft zwischen Bayern und Südtirolern trotzt, ist eng verwoben mit dem Wirken von Andreas Hofer. Zuerst brachten sein überraschende Triumphe am Berg Isel dem Land Tyrol die Freiheit, dann aber stürzte die verheerende Niederlage an Allerheiligen 1809 das Land zurück in die bayerisch-napoleonische Knechtschaft und Andreas Hofer starb in Mantua in Banden, wie die Tiroler Hymne erzählt.

Grandiose Natubilder, anrührende Innenaufnahmen

Großartig in Szene gesetzt hat das ein ferner Verwandter der Urtiroler Sagengestalt: Philipp J. Pamer schuf diesen abendfüllenden Spielfilm als Abschlussarbeit an der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film. Gerade 25 Jahre ist er alt, ist nur wenige Kilometer vom Set aufgewachsen und hat vier Jahre lang an "Bergblut" gearbeitet. Der Trenker'sche Aufschrei "Der Berg ruft" steht sicher nicht nur auf seinem Premieren-T-Shirt, sondern steckt in ihm drin, in diesem kleinen Herkules, der fast noch aussieht wie ein Kind und doch ein solches Werk schuf.

Die Naturbilder sind grandios, und die Innenaufnahmen anrührend in ihrer geradezu archaischen Einfachheit. Die kargen Dialoge tun ein Übriges, mit dem gekonnten Wechsel zwischen Schriftdeutsch und Dialekt (mit Untertiteln) und den absolut glaubwürdigen Schauspielern.

Nicht im Studio entstand die Welt von "Bergblut", sondern sie wartete auf Pamer und sein Team im Passeiertal: Große Teile des Films wurden am und im Gspellhof gedreht, der wirklich so aussieht wie im Film. Die Passeirer öffneten ihre Scheunen, damit der Film über ihr Tal so authentisch wie möglich aussieht. Der original Rosenkranz von Andrea Hofer war auch dabei!

Romatische Ästhetik der 1950er-Jahre: Das Film-St. Martin von 1809.
Romatische Ästhetik der 1950er-Jahre: Das Film-St. Martin von 1809.

Kompliment Herr Pamer, zu diesem Bergfilm! Die Schauspieler haben mich tief berührt. Hauptdarsteller sind Wolfgang Menardi als Franz und Inga Birkenfeld als Katharina. Einige Szenen spielen sie arg drastisch - aber so war das wohl anno 1809. Manche Naturbilder dagegen sind zu süß, zu idyllisch, was an der "fünfziger Jahre"-Tönung liegen mag, die nicht so recht zu dem mutigen Hell-Dunkel der Spielszenen passt. Und dass die Heuernte im Passeiertal auf den Löwenzahnwiesen stattfindet, mag ich auch nicht glauben. Aber das sind Kleinigkeiten! Und so ist Südtirol eben: immer zu einer Überraschung gut!

Bene Benedikt war beeindruckt.
Bene Benedikt war beeindruckt.

Text: Bene Benedikt

Weitere Informationen zum Film: