In der Obhut mehrerer Bergführer bewältigten die Alpinneulinge Schutthänge, Klettersteige, vereiste Grate und Gletscherfelder. Am vierten Tourtag ging es endlich Richtung Glockner. Sie bezwangen den Kleinglockner, überquerten die schmale Glocknerscharte und erreichten schließlich mit wackeligen Knien, aber freudestrahlend und überaus stolz das Gipfelkreuz des Großglockners in 3.798 Metern Höhe.
Manuela, die mit zwanzig Jahren an Leukämie erkrankt war, resümierte: "Die Vertrautheit, das Zusammengehörigkeitsgefühl und selbstverständliche Umsorgen in einer Gruppe, in der wir alle einmal ähnlich schwere Zeiten durchgemacht haben, habe ich so noch nie erlebt."
Eine andere Teilnehmerin erklärte: "Das, was ich durch den Krebs und die Therapie gelernt habe, Durchhaltevermögen, Beharrlichkeit, Hoffnung, versuche ich im Alltag zu nützen. So habe ich all das nicht umsonst durchgemacht".
Die Bergführer waren trotz anfänglicher Skepsis vor dem Projekt von der geballten Willenskraft, Zielstrebigkeit und Ausdauer der "Survivors" tief beeindruckt.
Nach ihrem Großglocknerabenteuer besuchten die stolzen Gipfelstürmer die Grazer Kinderkrebsstation, um den jungen Patienten und deren Eltern Hoffnung und Mut zuzusprechen, dass sich der harte Überlebenskampf auf alle Fälle lohne.
Appell an die Gesellschaft
Ein tatkräftiges Zeichen zu setzen und jungen Menschen mit Krebs Hoffnung und Mut zu geben, war das Ziel der Großglockner-Aktion mit ehemaligen Kinderkrebs-Patienten.
Die Teilnehmer aus Österreich, Deutschland, Polen und der Slowakei forderten einen gleichberechtigten Zugang zu Ausbildungs- und Arbeitsplätzen, Privat- oder Zusatzkrankenversicherungen und Lebensversicherungen.
"Als Kleinkind hatte ich Krebs. Heute habe ich einen Job, bin geheilt und keinesfalls ein Risikofall. Meine Wahrscheinlichkeit, erneut an Krebs zu erkranken, ist im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung gleich hoch", so ein Teilnehmer.
Verbesserte Nachsorge
Die meisten "Survivors" in Europa sind nach fünf bis zehn Jahren nicht mehr in einem einheitlichen Nachsorgesystem erfasst. Zu klären ist, wer beim Auftreten möglicher Spätfolgen zuständig ist.
"Dank rasanter Fortschritte in der Medizin und Forschung können wir drei von vier jungen Patienten heilen. Weltweit gibt es heute hunderttausende Kinderkrebs-Überlebende. Wir Forscher, Ärzte und die Gesellschaft müssen uns dieser Tatsache stellen", erläuterte der Kinderonkologe Dr. Dworzak.