Extremkletterer tritt als Zeichen des Protestes aus Alpenverein aus

Stefan Glowacz kritisiert Umweltpolitik des DAV

Im Zuge der Diskussion um die geplanten Aussichtsplattform am Osterfelderkopf (Zugspitzmassiv) hat Stefan Glowacz (44) nun deutlich Stellung gegen den DAV bezogen: wie der Spitzenathlet in einem Interview mit der SZ-Interview vom 02.07.09 äußerte, sieht er den Alpenverein als "eine wabbelnde Masse, die sich zu oft vor den Karren der Politik spannen lässt".

Stefan Glowacz kritisiert Umweltpolitik des DAV
Protestierte gegen die geplante Aussichtsplattform: Stefan Glowacz (2. v. re.).
Protestierte gegen die geplante Aussichtsplattform: Stefan Glowacz (2. v. re.).

Jüngstes Beispiel für den derzeitigen umweltpolitischen Schlingerkurs des DAV sei, so Glowacz, dessen Verhalten bei der Frage der geplanten Aussichtsplattform über dem Abgrund mit spektakulärer Seilrutsche auf dem Osterfelderkopf in Garmisch-Partenkirchen.

Hier habe der DAV erst nach Protesten von Umweltschützern und Mitgliedern eine Stellungnahme abgegeben, die nach Ansicht des 44-jährigen Grainauers jedoch in die falsche Richtung ging. Als Zeichen seiner Unzufriedenheit mit dem Kurs des DAV in dieser Frage, beendete der Spitzenkletterer kurzerhand seine Mitgliedschaft im Alpenverein.

Glowacz begründete seinen Schritt in einem Interview mit der SZ wie folgt:

"Der Alpenverein hat einen klaren Auftrag, was die Erhaltung der Natur anbelangt. Naturverschandelungen muss er vermeiden. Seine Aufgabe ist, Menschen für die natürliche Bergwelt und deren Schönheit zu sensibilisieren, nicht aber Jahrmarktveranstaltungen zu fördern. Die Zustimmung in Garmisch steht in krassem Widerspruch dazu. Wir Mitglieder konnten uns dazu nicht einmal äußern. Das hat mich auf die Barrikaden gebracht, deshalb bin ich aus der Sektion Garmisch ausgetreten."

Tourismus auf Abwegen

In extremen Routen zu Hause: Stefan Glowacz.
In extremen Routen zu Hause: Stefan Glowacz.

Die heimischen Tourismusverbände und deren Konzepte sieht Glowacz ebenso auf den Holzweg: "Der eingeschlagene Trend zu Großereignissen ist ein Weg in die komplett falsche Richtung. Die nächsten Generationen werden das ausbaden müssen."

Als Beispiel für diese Fehlentwicklung nennt Glowacz die Tourismuspolitik von Garmisch. Hier setze man noch immer auf Wintersport, wobei jeder Klimaforscher bestätigt, dass man in ein paar Jahren dort nicht einmal mehr beschneien wird können.

Neue Wege

Als Gegenentwurf für den eingeschlagenen Kurs plädiert Glowacz dafür, sich stärker auf Sommersportarten wie Klettern und Mountainbiking zu konzentrieren:

"Man könnte behutsam neue Klettergebiete oder -steige ausweisen. Oder das Mountainbiken. Garmisch ist jetzt schon bekannt für wunderschöne Rundtouren. Und auf jeden Buckel geht eine Bergbahn, auf den Pisten hinunter könnte man im Sommer attraktive Downhill-Parcours aus natürlichen Materialien anlegen. Die sind nicht einmal so breit wie ein Wanderweg. Das suchen junge Leute."

Reaktion des DAV

Echte Alternative: Mountainbiking statt Skifahren?
Echte Alternative: Mountainbiking statt Skifahren?

Der DAV wies die Vorwürfe von Stefan Glowacz indes zurück. „Wir würden nicht jegliche Erschließung im Alpenraum ablehnen – man muss es im Einzelfall beurteilen“, sagte der Ressortleiter Natur und Umweltschutz beim DAV, Jörg Ruckriegel. „Wir sehen es aber eher kritisch, was die Erschließung in Richtung Fun- und Eventkultur angeht.“

Glowacz selbst habe sich für neue Klettersteige und Downhillparks für Mountainbikes ausgesprochen – dies könne je nach Fall ein ebenso kritischer Eingriff in die Natur sein wie die umstrittene Aussichtsplattform.

„Uns ist wichtig, dass die nicht erschlossenen Regionen erhalten bleiben.“ Der DAV hatte nach langem Ringen erst 2007 seine grundsätzliche Ablehnung der Klettersteige aufgegeben, bleibt jedoch dabei, dass unberührte Landschaften erhalten bleiben müssen, so heisst es in der Stellungnahme.

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