Bergunglück: Leiche am Kangchendzönga geborgen

Luis Stitzingers Frau Alix von Melle nimmt Abschied und bedankt sich für Anteilnahme

Seit vergangenem Donnerstag (25. Mai 2023) galt Bergführer und Spitzenalpinist Luis Stitzinger am Kangchendzönga als vermisst. Der erfolgreiche deutsche Höhenbergsteiger hatte zuvor gegen 17 Uhr den 8.586 Meter hohen Gipfel solo und ohne Flaschensauerstoff erreicht. Nun gibt es traurige Gewissheit: Wie die "Himalayan Times" heute vermeldet, wurde der Leichnam des deutschen Bergführers aus Füssen auf rund 8.400 Meter Höhe gefunden. Mittlerweile wurde er vom Berg geborgen.

Höhenbergsteiger Luis Stitzinger
© goclimbamountain.de/Luis Stitzinger

Update vom 13. Juni 2023: Luis Stitzingers Frau Alix von Melle bedankt sich für Anteilnahme

Über den gemeinsamen Instagram-Account des Bergsteiger-Ehepaars "alixundluis" hat sich Luis Stitzingers Frau Alix von Melle für die Anteilnahme und speziell die Unterstützung durch einige ihr nahe stehenden Personen wie ihren Bruder oder auch Ralf Dujmovits und Stefan Nestler bedankt.

Update vom 1. Juni 2023: Ehefrau des Verstorbenen, Alix von Melle, meldet sich zu Wort

Nach der traurigen Nachricht von Luis' Tod am späten Abend des 30. Mai, nimmt Alix von Melle in einem berührenden Post in den sozialen Medien Abschied von ihrem Berg- und Lebenspartner:

"Die Berge waren Dein und unser Leben. Der Kangchendzönga Dein ganz großer Lebenstraum, den Du Dir noch so gerne erfüllen wolltest. Deine Augen haben vor Begeisterung geglänzt, wenn Du von ihm gesprochen hast. Die 25 Jahre an Deiner Seite waren die besten meines Lebens. Danke, dass ich Dich in dieser Zeit begleiten durfte. Es bleibt der Trost, dass Du bis zum Schluss dort warst, wo Du am liebsten und immer glücklich warst - in den Bergen," schreibt die erfolgreichste deutsche Höhenbergsteigerin in ihrem Text.

Mit Billi Bierling, Leiterin der Himalayan Database, führten wir ein kurzes schriftliches Interview, in dem sie uns über die Suchaktion und Bergung sowie die aktuelle Saison an den Achttausendern Auskunft gab.

Update: Luis Stitzinger tot, Leichnam auf 8.400 Meter gefunden

Wie "The Himalayan Times" berichtet, wurde die Leiche von Luis Stitzinger auf einer Höhe von 8.400 Metern leblos aufgefunden. "Sein Körper wird aktuell in ein tiefer gelegenes Lager gebracht," so der Leiter der Expeditionsagentur "Seven Summit Treks" Mingma Sherpa. Luis war am Donnerstag ohne die Nutzung von Flaschensauerstoff auf den dritthöchsten Gipfel der Welt gestiegen. Nach dem Gipfelerfolg riss der Kontakt ab.

Der äußerst erfahrene Alpinist und Bergführer Luis Stitzinger hatte geplant, vom Gipfel auf Skiern abzufahren. Das hatte er bereits an Gasherbrum II (8.035 m), Nanga Parbat (8.125 m), Broad Peak (8.051 m), K2 (8.611 m), Manaslu (8.163 m), Shishapangma (8.027 m) und am Pik Lenin (7.134 m) getan.

Den Mount Everest hatte er 2019 über die Nordseite und 2022 von der Südseite aus jeweils mit Atemmaske erreicht. Bei beiden Begehungen hatte Stitzinger Kunden geführt. Sechs der zehn erreichten Gipfel hat der Alpinist gemeinsam mit seiner Frau Alix von Melle, Deutschlands erfolgreichster Höhenbergsteigerin, bestiegen.

<p>Höhenbergsteiger & Bergführer Luis Stitzinger</p>

Höhenbergsteiger & Bergführer Luis Stitzinger

© Luis Stitzinger

Luis Stitzinger am Kangchendzönga vermisst

Am vergangenen Montag (22. Mai) war Stitzinger bis auf Lager 2 aufgestiegen, am Folgetag bis auf Lager 3. Camp 4 hatte er am Mittwoch erreicht. Von dort habe er seine Frau Alix von Melle (Deutschlands erfolgreichster Höhenbergsteigerin) noch per Nachricht über die sichere Ankunft informiert und, dass er um 18 Uhr zum Gipfel aufbrechen werde.

Dies war laut Stefan Nestler auf abenteuer-berge.de die letzte Nachricht via Satellitengerät. Verabredet war eine weitere Mitteilung nach der sicheren Rückkehr vom Gipfelgang. Es wurde jedoch keine weitere Nachricht versandt.

Der wohl letzte persönliche Kontakt fand mit der peruanischen Höhenbergsteigerin Flower Waganku Wayta Hirkawarmi statt. Mit dieser verabredete Stitzinger ein Treffen in Camp 4 (ca. 7.600 m), wo er jedoch nicht mehr eintraf. Am folgenden Morgen alarmierte die Alpinistin deshalb die Rettung.

Der letzte Funkkontakt zu dem 54-Jährigen hatte laut abenteuerberg.de am Vorabend gegen 21 Uhr stattgefunden. Dabei gab Stitzinger seine Höhe mit etwa 8.300 Metern an. Der Alpinist hatte für den Abstieg Ski dabei. Ob er diese nutzte, ist bislang nicht bekannt.

Die Rettung von Luis Stitzinger dauert an

Wie während der Suchaktion festgestellt wurde, war die "Live-Tracking"-Funktion von Stitzingers GPS-Gerät deaktiviert. Dies erschwert die mögliche Lokalisation deutlich. Die Rettung hatte sich zuvor bereits durch Nebel am Berg verzögert, der die Landung des Helikopters im Basecamp verhinderte.

Laut Nestlers Informationen konnte erst am Morgen des 29. Mai eine vierköpfige Suchmannschaft von Sherpas des nepalesischen Expeditionsanbieters "Seven Summit Treks" zum Basislager (5.150 m) geflogen werden.

Dort begann umgehend der Aufstieg mit Flaschensauerstoff in Richtung Lager 4. Ursprünglich sollte das Rettungsteam direkt zu Camp 2 geflogen werden, schreibt Nestler. Dies war aufgrund des Wetters aber nicht möglich.

Gipfelversuch am 18. Mai gescheitert

Bereits am 18. Mai hatte Stitzinger einen Gipfelversuch unternommen, bei dem er aufgrund falscher Routenwahl den Gipfel nicht erreichte. Nur dem Team um Kristin Harila waran diesem Tag der Gipfelerfolg vergönnt. Stitzinger fuhr an diesem Tag bei guten Schneeverhältnissen mit Ski direkt bis ins Basecamp ab. 

Als sich ein neues Wetterfenster abzeichnete, beschloss der Alpinist laut seiner Frau Alix von Melle einen erneuten Aufstieg. "Er hat sich absolut fit gefühlt und meinte, es gehe ihm besser als auf vielen anderen Expeditionen", so von Melle gegenüber abenteuer-berg.de.

Über Luis Stitzinger

Luis Stitzinger ist einer der erfolgreichsten deutschen Höhenbergsteiger. Der Kangchendzönga war bereits sein zehnter Achttausender. In den vergangenen Jahren hatte der Alpinist bereits Cho Oyu (2000), Gasherbrum II (2006), Nanga Parbat (2008), Dhaulagiri (2009), Broad Peak (2011), Shishapangma (2013), Manaslu (2017) und Gasherbrum I (2018) ohne den Einsatz von Flaschensauerstoff erreicht.

1 Kommentar

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Renzi

Sehr traurige Nachricht ???? die Frau und Freude werden in vermissen , aber er wusste sicher über das Risiko bescheid