Bergschule - Kleidung

Geruchshemmende Berg-Bekleidung: Müffel Alarm!

Ob Angst, Anstrengung oder heiße Temperaturen – alles lässt uns ins Schwitzen kommen! Damit erst gar keine lästigen Gerüche auch auf längeren Touren stören, haben Hersteller nützliche Antiriech-Ausrüstungen auf Lager!

Kennt Mann und Frau: Besonders unter den Armen schwitzt man mehr. Und genau da riecht die Bekleidung auch schnell, weil die Bakterien bestes Wachstumsklima haben.
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Schweiß an sich ist nahezu geruchslos. Erst mit der Zersetzung durch die Hautbakterien, die sich am liebsten in warmen, feuchten Regionen vermehren und denen er als Nahrungsgrundlage dient, beginnt er zu riechen. 

Rund 150 verschiedene Bakterienstämme sind auf unserer Haut aktiv, variieren von Person zu Person. Unter den Achseln und an den Füßen sind das ganz besonders die Keime der beiden Gattungen Staphylokokken und Corynebakterien. Die typischen geruchsbildenden Moleküle aus Schweißbestandteilen wie etwa die kurzkettige Fettsäure Propionsäure entsteht dabei sowohl auf der Haut und wird auch von der Bekleidung aufsaugt. Tipps gegen unangenehme Gerüche gibt es viele. Für den Körper Wasser und Seife. Die Kleider landen in der Waschmaschine – meist nur einmal getragen und wenig ressourcensparend.

Und trotzdem setzen sich, besonders in Funktionstextilien, Gerüche hartnäckig fest. Oft beginnen schon nach ein paar Trageminuten frischgewaschene Outfits wieder zu müffeln. Das kann an einer verschmutzen Waschmaschine liegen; schließlich haften feuchte Waschmittel- und Schmutzreste in, rund um, über und unter den Einfüllfächern und landen auch im Waschwasser.

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Warum speziell Kunstfasern so schnell (wieder) müffeln, kann auch am sogenannten Permastink liegen. Schuld am Dauergeruch sind Talgrückstände die sich besonders schwer vor allem aus Kunstfasern entfernen lassen. Zudem haften Schweiß und Bakterien, Cremes, Deos aber auch zu viel Waschmittel oder gar Weichspüler (der in Funktionstextilien absolut nichts verloren hat!) auf deren glatten Oberflächen gut an, bieten einen top Nährboden für mikrobielles Wachstum und Geruchsbildung.

Da sich speziell diese Funktionstextilien nicht bei höheren Temperaturen, also über 40 bis 60 Grad waschen lassen, bleiben Bakterien, Biofilm und Schmutz dauerhaft hängen, schädigen zudem das Textil. Da selbst spezielle Hygienereiniger kaum Abhilfe schaffen landen sie oft genug im Müll. Wie also das Problem in den Griff bekommen? Mit Vorwäschen, extra Spülgängen, weniger Waschmittel. Statt die Textilien nach dem Tragen zusammengeknüllt ein paar Tage aufs Waschen warten zu lassen, sollten sie ausgebreitet gut durchtrocknen oder besser mit der Hand lauwarm mit ein wenig Waschmittel rasch ausgewaschen werden. 

Zudem gilt: Feuchte Textilien nach Ende des Waschgangs gleich aus der Waschmaschine rausholen, zum Trocknen möglichst im Freien aufhängen. Sonne hat übrigens eine desinfizierende Wirkung.

Moderne Technologien gegen Gerüche

Der auf Silber basierende antimikrobielle Wirkstoff in Form von Silberionen verhindert Bakterienwachstum, lässt Bakterien absterben und kommt in Futterstoffen, Fäden und Fasern in Merino-, Viskose-, Polyester- und Mixgeweben für Sporttextilien zum Einsatz. Er ist fest im Faserpolymer verankert, wirkt permanent antimikrobiell und wird weder durch häufiges Waschen noch durch Gebrauch beeinträchtigt. 

Mit Silbersalzen arbeitet etwa das schwedische Unternehmen Polygiene. Dieser aktive Wirkstoff, gewonnen aus recyceltem EU-Silber, ist nano-, biozidfrei und Bluesign-zertifiziert. Für die Technologie Stays Fresh Biostatic hemmt das Wachstum von Mikroorganismen wie geruchsbildende Bakterien aber auch Pilze und Schimmel. Aktiv ist Polygiene nur auf der Stoffoberfläche, daher wird die natürliche Bakterienflora der Haut nicht beeinträchtigt. Im Einsatz ist Polygiene etwa in Outfits von Arc’teryx, Mammut, Montane, Salewa, Salomon oder The North Face. Zudem in Schuhen, Accessoires bis hin zu Rucksacktragesystemen (etwa von Gregory) von rund 300 Marken der Sport- und Fashionbranche.

Für einen antibakteriellen Effekt sorgt auch ZeroScent, genutzt von Odlo. Dabei kombiniert Hersteller HeiQ Fresh antibakterielle Partikel und Silberionen mit einem bio-basierenden geruchshemmenden Polymer. Dieser Mix umschließt die Synthetik-Fasern wie ein Film und stoppt ebenfalls die Entwicklung von Bakterien.

Fünf Fakten rund ums Schwitzen

  • Nur etwa 20 Prozent seiner Energie wandelt der menschliche Körper in Arbeitsleistung um. Die restlichen 80 Prozent verpuffen in Form einer Wärmeabgabe.

  • Bis zu drei Millionen Schweißdrüsen sorgen dabei pro Person auf der Haut für die nötige Kühlung, sie sind nicht nur DIE Waffe gegen Hitze, sondern unser wichtigstes Kühlsystem, geben etwa 200 bis 1500 Milliliter Flüssigkeit pro Tag ab.

  • 90 Prozent der Verbraucher meinen, Schweißgeruch zehre am Selbstvertrauen!

  • 45 Prozent haben Produkte nach dem Waschen wegen Geruch entsorgt.

  • Pro Jahr werden für jeden Menschen auf der Erde 14 Kleidungsstücke hergestellt und etwa 10 kg Textilien weggeworfen.

Es geht auch ohne Ausrüstung

Ohne Ausrüstung leitet etwa die extrem leichte, feine und recycelbare Mikrofaser Dryarn-Faser (u.a. in Shirts von Dynafit) Schweiß enorm schnell nach außen ab wo er verdunsten kann oder von anderen Fasern, die mit Dryarn kombiniert sind, absorbiert wird. Dank der hohen Oberflächenspannung wird die Faser nicht von Mikroorganismen angegriffen, fängt weder Bakterien noch Schimmelpilze ein, so entstehen auch keine unangenehmen Gerüche. 

Löffler verwendet seit Jahren zuverlässig gegen Geruch die klimaregulierende, abriebfeste Kunstfaser Transtex aus Polypropylen. Sie ist eine der leichtesten Synthetikfasern auf dem Markt, pflegeleicht und erfüllt den ÖKO-TEX Standard 100. Verarbeitet ist sie etwa in luftig gestrickten Baselayern/Tops wie Transtex light grid mit offener Gitter-Struktur. Hier sorgen die Fasern für eine beschleunigte, großflächige Schweißaufnahme weg von der Haut, hin zur Stoffoberfläche wo er verdunsten kann. So produziert der Körper weiter Schweiß, kühlt, reguliert die Körpertemperatur und Schweißgerüche werden verhindert.

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Natürliche Stink-Abwehr

Auch natürliche Materialien agieren geruchshemmend, allen voran Merinowolle. Die klimaregulierenden Eigenschaften verdankt sie ihrer schuppigen Faseroberfläche und der komplexen inneren Struktur mitsamt (tierischem) Protein Keratin. Ein Mix, der Schweißfeuchtigkeit schnell aufnimmt, Bakterien das Anhaften erschwert. Zudem besteht der Faserkern aus verschiedenen Zelltypen, die unterschiedliche Mengen an Feuchtigkeit aufnehmen, dabei ungleich stark anschwellen. Dadurch entsteht ein Reibungsprozess, durch den sich die Faser immer wieder von selbst reinigt. All diese Eigenschaften lassen Wolle – übrigens hervorragend auch Fasern aus Seide, die zudem noch länger als Wollfasern sind – auf natürliche Weise und dauerhaft antibakteriell wirken. Beide Fasern verhindern, wenn sie gut getrocknet und gelüftet werden, über mehrere Tragetage Geruchsbildung.

Merino ist zu 100 Prozent etwa bei Devolds Outdoor-Range im Einsatz. Im Materialmix wird Merino oft mit den Cellulose-/Holzfasern Tencel und Lyocell verwendet, in Shirts, Shorts, Pullis und Pants etwa von Artilect, Icebreaker, Black Diamond, Ortovox, Smartwool und Vaude. Sie zeichnet sich durch eine glatte Faseroberfläche aus, ist von Natur aus kühlend und geruchshemmend. Merino im Mix mit Polyester bietet etwa Patagonia mit seinen Capilene Cool Merino-Tech-Tees, die ebenfalls Gerüche verhindern.

Mit der luftigen, antimikrobiell-wirkenden und kühlen Naturfaser Hanf in Hemden, Shirts, Shorts und Hosen sorgen immer mehr Hersteller, wie Maloja, Ortovox, Patagonia, Salewa, Vaude ebenfalls für weniger Körpermief. Hanf ist atmungsaktiv, leitet Schweiß rasch vom Körper ab und schon rund 15 Prozent Hanf in der Bekleidung kann einen Großteil der Bakterien eliminieren.

Geruchsresistente Textilien gibt es auch mit dem Abfallprodukt Kaffeesatz. Das daraus gewonnene Kaffeeöl wird mit Polyestergranulat zu S.Cafe-, S.Cafe Ice-Café Garnen und –Stoffen verarbeitet, die von optimierter Geruchneutralisierung, antibakterieller Wirkung und UV-Schutz profitieren. Neben weiteren Labels nützen besonders Schöffel und Vaude diese Technologien für Pants und Shirts.

Erfolgreich geruchshemmend sind außerdem die Naturmaterialien Aktivkohlepartikel, Vulkansand und Kokosfasern dank poröser Strukturen und schnelltrocknender Eigenschaften. SeaCell-Fasern sind geruchshemmende und extrem weiche Zellulosefasern (Modal) mit Anteilen isländischer Braunalgen samt Mineralstoffen, Vitaminen und Spurenelementen, verwendet etwa von Palgero. Seetang gilt derzeit als der am schnellsten wachsenden Organismus der Welt - 10-mal schneller als Bambus.

<p>Gilt für Schuhe, aber auch für Bekleidung: Gut getrocknet riechen sie weniger schnell und weniger intensiv.</p>

Gilt für Schuhe, aber auch für Bekleidung: Gut getrocknet riechen sie weniger schnell und weniger intensiv.

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Ciao Stinke- und Schweißfüße

Ständig schwitzige, stinkige Füße in müffelnden Bergschuhen? Das kann an Veranlagung, möglichen (Pilz-)Krankheiten und auch an mangelnder Schuhpflege liegen. Wenn etwa die Imprägnierung des Außenmaterials nachlässt oder die hauchdünne Membrane zwischen Obermaterial und Futter schlicht nicht mehr richtig arbeiten kann. 

Schuld sind neben Staub und Schmutz außen wie innen Schweiß, Fette, Hautpartikel und gelöste Salze. Sie verstopfen die mikroskopisch kleinen Poren, hindern Wasserdampfmoleküle daran durch sie hindurch nach außen zu diffundieren. Gleichzeitig kristallisieren innen Schweißsalze und vergrößern durch ihre scharfen Kanten die Löcher in der Membran. Die kann den Wassertropfen so nicht mehr Einhalt gewähren und wird undicht. Gestank vorbeugen heißt also Top-Hygiene und -Pflege, Schuhe immer lüften, und trocknen lassen.

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Unterwegs hilft es, die Schuhe mit Küchenrolle oder Zeitungspapier auszustopfen und dies öfter zu wechseln. Außerdem sorgen Socken aus Naturmaterialien wie Merinowolle (z.B. Woolpower), Mischungen mit Seide (neu etwa von Devold) oder mit kühlem Leinen für Abhilfe. Therm-ic bringt damit die gut belüfteten Trekkingsocken Ultra Cool Linen. Sie halten mit Leinen, Viskose und biobasiertem, elastischem Pure-IC-Garn aus Rizinussamen die Füße frisch, leiten mit Minikanälen erwärmte Luft ab und verhindern Schweißbildung. Außerdem sitzen CEP‘s Hiking Merino Mid Cut Socks mit Silberausrüstung gegen Bakterienwachstum bombenfest, sind zudem temperaturausgleichend und feuchtigkeitsableitend. 

Bewährt haben sich auch Schuhtrockner (u. a. mit UV-Licht gegen Geruchsbakterien). Schuhkissen, feuchtigkeitsabsorbierende Schuherfrischer trocknen zuverlässig ohne Strom, enthalten meist Mineralien wie Bambuskohle, Natriumbikarbonat, Zeolith, dazu ätherische Öle mit antibakteriellen Eigenschaften.

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Text von Beate Hitzler

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