Seilbahn-Katastrophe in Norditalien mit 14 Toten

Seilbahn-Unglück in Stresa: Verdacht auf Manipulation der Bremsanlage

Nach dem schweren Seilbahn-Unglück ist es im Zuge der Ermittlungen zu ersten Festnahmen gekommen.

Seilbahn-Katastrophe in Norditalien mit 14 Toten
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Zwei Tage nach dem verheerenden Seilbahn-Unglück am Monte Mottarone (1491 m), bei dem am 23. Mai insgesamt 14 Menschen ihr Leben verloren, hat die Staatsanwaltschaft in Verbania die Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung gegen unbekannt aufgenommen. 

Auch dank Augenzeugenberichten konnte der Unfallhergang inzwischen näher rekonstruiert werden. Demnach hätte sich die mit 15 Personen vollbesetzte Gondel kurz vor Erreichen der Bergstation plötzlich zurück in Richtung Tal bewegt, hätte dann mit großer Geschwindigkeit einen Stützpfeiler gestriffen und sei anschließend über 20 Meter in die Tiefe gestürzt. Am Boden hätte sich die Gondel dann mehrmals überschlagen und wäre schließlich an einem Baum zum Stehen gekommen.

<p>Einsatzkräfte an der völlig zerstörten Gondel, im Hintergrund der Lago Maggiore.</p>

Einsatzkräfte an der völlig zerstörten Gondel, im Hintergrund der Lago Maggiore.

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Was die Frage nach der Unfallursache anbelangt, sind noch viele Fragen offen. Als gesichert gilt bisher nur, dass ein Zugseil gerissen oder gelöst worden sei, "die Halteseile sind nach wie vor noch intakt. Daher ist die Frage, warum sich die Gondel abgelöst hat", so Carabinieri-Kommandeur Giorgio Santacroce gegenüber Medienvertretern. Eine Untersuchung müsse nun auch zeigen, warum das Bremssystem offensichtlich versagt habe. 

<p>Die Gondel stürzte rund 20 Meter in die Tiefe.</p>

Die Gondel stürzte rund 20 Meter in die Tiefe.

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Die Seilbahn sei das letzte Mal vorschriftsgemäß im November 2020 gewartet worden, so das dafür zuständige Unternehmen Leitner aus Südtirol. Dabei wären keine Unregelmäßigkeiten festgestellt worden. Die Anlage war zudem 2016 generalüberholt worden.

<p>Angehörige der Carabinieri während einer Schweigeminute für die Opfer des Seilbahn-Unglücks in Stresa.</p>

Angehörige der Carabinieri während einer Schweigeminute für die Opfer des Seilbahn-Unglücks in Stresa.

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Bei dem Absturz der Gondel waren am Sonntag 13 der insgesamt 15 Passagiere sofort ums Leben gekommen, ein zweijähriges Kind erlag wenig später in einem Krankenhaus seinen schweren Verletzungen. Einzig ein fünfjähriger Junge aus Israel, der bei dem Unglück seine Eltern, einen Bruder sowie seine Großeltern verloren hat, überlebte schwerverletzt und sei - überseinstimmenden Medienberichten zufolge - inzwischen außer Lebensgefahr.

Update vom 26.05.2021: Verdacht auf Manipulation der Bremsanlage

Übereinstimmenden Medienberichten zufolge wurden der Chef der Seilbahngesellschaft Ferrovie del Mottarone, Gabriele Tadini, sowie zwei Mitarbeiter wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung festgenommen. Wie die zuständige Staatsanwältin Olimpia Bossi verlauten ließ, habe man im Zuge der Ermittlungen Manipulationen am Sicherheitssystem feststellen können.

So sollen Metallgabeln an den Bremsen der abgestürzten Gondel angebracht worden sein. Diese werden in der Regel nur bei Wartungsarbeiten verwendet, danach aber wieder entfernt. Die ermittelnden Behörden gehen davon aus, dass der Seilbahnbetreiber die Gabeln, die für eine Deaktivierung der Bremsautomatik sorgen, bewusst an Ort und Stelle ließ, um Unterbrechungen im laufenden Betrieb zu verhindern.

Nach neuesten Medienberichten hätten die Beschuldigten die Vorwürfe gegen sie inzwischen zugegeben. Die Manipulation der Bremsen sei in der festen Überzeugung erfolgt, dass "das Zugseil niemals reißen würde". Genau dies war aber bei dem Unglück am Pfingstsonntag geschehen. Die Ursache dafür wird derzeit noch untersucht.

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