Die Sommersaison in den Bergen neigt sich dem Ende zu. Trotz Pandemie durften Berghütten wieder öffnen – unter strengen Auflagen. Manche blieben geschlossen, andere ließen sich auf das Wagnis ein: Bilanz eines außergewöhnlichen Sommers.
Wenn die Verantwortlichen alpiner Tourismusregionen an den letzten Sommer zurückdenken, dürften ihnen schon ein paar graue Haare mehr gewachsen sein:
Denn die Corona-Pandemie stellte auch diesen Wirtschaftsraum vor massive Probleme: Getätigte Investitionen, die wegen fehlender Einnahmen nicht so schnell refinanziert werden können, ein kompletter Lockdown zu Beginn, dann ein später und verhaltener Saisonstart und schließlich eine riesige Welle von "Urlaubern daheim", die den Gemeinden neue Herausforderungen bescherte.
Viele Gäste, die diesen Sommer in den bayerischen Alpen unterwegs waren, berichteten von vollen Hütten, Wildcampern in Naturschutzgebieten und gestressten Hüttenwirten. Letztere überraschte zwar nicht die Last der Auflagen in Sachen Hygiene- und Abstandskonzepte, jedoch wohl der teils nicht zu bewältigende Andrang an Tagesgästen. Geschuldet ist das vor allem den weggefallenen Urlaubsdestinationen und der Angst vieler Urlauber.
"Dennoch konnten die meisten Hüttenwirtsleute mit viel Kreativität das Beste aus der Situation herausholen", weiß Thomas Bucher, Pressesprecher des DAV. In einer Presseaussendung erklärte der Verein jüngst, dass vor allem jene Hütten gut durch den Sommer gekommen seien, die hauptsächlich von Tagesgästen besucht werden.
Doch bei einigen Alpenvereinshütten in Bayern sähe die Lage nicht so gut aus: "Vor allem Häuser mit großen Matratzenlagern hatten Probleme. Im Durchschnitt konnten sie ihre Kapazitäten nur zu 25 bis 40 Prozent auslasten", klagt Bucher. Schuld seien die engen Räumlichkeiten in Matratzenlagern und Waschräumen sowie die einzuhaltenden Abstandsvorschriften: Hier gelten in Bayern für Alpenvereinshütten die gleichen Auflagen wie für Hotels im Tal. Eine wirtschaftlich schwierige Situation für viele Hüttenwirte.
Monika Becht, Hüttenwirtin der Priener Hütte, erzählt: "Wir sind eine Familienhütte mit eher langem Zustieg, keine klassische Übernachtungshütte an einem Fernwanderweg, weshalb wir unsere Übernachtungskapazitäten nicht ausschöpfen konnten. Ich habe hundert Betten und 14 Zimmer. Im Schnitt war ich dieses Jahr nur zu 40 Prozent ausgelastet. Dazu kommt der zusätzliche Aufwand mit mehr Personal für Desinfektion, Waschen, Gästekommunikation und Platzieren der Gäste an den Tischen."
Natürlich haben die Tagesgäste geholfen. Aber die neun Wochen Schließung seien eben deutlich spürbar, so Becht, denn: "Der Sommer wird ja jetzt nicht länger. Ich konnte dieses Jahr einfach keine Rücklagen für den Winter schaffen. Und wenn sich die Lage bis nächsten Sommer nicht ändert, sehe ich auch auf Dauer kein Land." Die Priener Hütte im Naturschutzgebiet Geigelstein im Chiemgau ist eine der wenigen in Bayern, die auch im Winter geöffnet haben. Was Monika da erwartet? "Bei schlechtem Wetter kommt keiner, weil niemand drinnen sitzen will. Darum macht mir der Winter auch so Sorgen."
Insgesamt dürfte sich in der kalten Jahreszeit wegen geringerer Kapazitäten und weniger Tagesgästen die Situation in den bayerischen Hütten noch verschärfen. "Die Leute haben aktuell einfach Angst, auf einer Hütte zu übernachten, selbst wenn sie wie bei uns mit keinem Fremden ihr Zimmer teilen müssen", vermutet Becht. Auch auf den unbewirteten Häusern dürfte es diesen Winter schwieriger werden:
In den Winterräumen mit Schlaf- und Kochgelegenheiten können ohne Aufsicht und Vorreservierung geltende Abstandsregeln nicht überwacht werden, so der DAV. Deshalb habe man sich in diesem Jahr gegen eine touristische Nutzung entschieden. Dennoch blieben die Winterräume offen, allerdings ohne Decken und Kochmaterial. Schutzsuchende können dort im Notfall unterkommen. Geplante Übernachtungen sind nicht möglich. Wie es für die Hütten in Bayern insgesamt weitergeht, steht also in den Sternen …
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21 Kommentare
Kommentar schreibenNatürlich tun mir die Hüttenwirte "leider" als mir das "normale" Gastgewerbe eh schon "leid" tut, aber es geht hier um die Gesundheit der Gäste und der Angestellten auf den Hütten. Daher bin ich für einheitliche Regelungen im Tal und auf dem Berg. - Einem Virus ist es ziemlich wurscht, ob es unten oder auf 3000m Leute ansteckt. Das Fatale an Corona ist ja, dass auch auf einem hohen Berg ansteckende Menschen zu finden sein können, da nun mal viele Corona-Positive keine Symptome haben.
Berhuetten "funktionieren" anders als Hotels; die Einhaltung der Corona-Vorgaben ist eine erhebliche Belastung, die existenzgefaehrdend ist; um fuktionierende Huetten in den Bergen aufrecht zu erhalten, ist eine besondere Hilfe berechtigt und notwendig. Auch sollten Regelungen, die das Schliessen von Winterraeumen erzwingen dringend ueberdacht werden - es handelt sich im wahrsten Sinne um "Schutz'-Huetten, die Bergsteigern bei jeder Gelegenheit Schutz gewaehren sollen.
Das Prinzip Selbstverantwortung sollte verhältnismäßig auf den Umgang mit Corona übertragen werden. Manche couch potato würde sofort hochalpines Klettern verbieten, wenn die wüsste, wie hoch das Verletzungsrisiko ist. Wir machen es trotzdem, weil es für uns zum Lebensgefühl dazu gehört, würden aber das Anfressen von massivem Übergewicht verbieten, was wiederum für die als Bürgerrecht gilt. So lange man niemand ANDEREM schadet ... sich selbst mit Corona infizieren ist nicht verboten, es sollte lediglich nach solchen Massenbegegnungen wie auf Hütten veranwortungsbewusster Abstand zu Nichtsahnenden, vulgo: irgendeine Form von Quarantäne erzwingbar sein.
Wie viele der Corona-Maßnahmen halte ich auch die für Berghütten für unverhältnismäßig. Das Hüttennetz in den Alpen ist ein über viele Generationen entstandenes Kulturgut. Entzieht man ihm die wirtschaftliche Grundlage, geht es kaputt. Anstatt die Wirte mit Auflagen zu gängeln, sollte man auf die Eigenverantwortung der Gäste setzen. D.h. wer zu einer Risikogruppe gehört oder den Verdacht einer Infektion hat, sollte die Hütten meiden, für alle anderen gilt: Freiheit und Eigenverantwortung . Schließlich setzt man bei Bergsteigen ja auch auf die Eigenverantwortung des Bergsteigers.
Die Hütten sollten kleiner werden oder wenigstens nicht mehr größer, dann gibt es weniger Gedränge und gleichzeitig auch weniger Menschen in den Bergen. Hygieneprobleme gab es doch schon länger: Stichwort Bettwanzen. Was spricht eigentlich dagegen, Massenlager endlich zu verkleinern, Decken regelmäßig zu waschen und auch sonst Seife etc. zur Verfügung zu stellen. Das Ganze war doch teilweise vor Corona schon eine Zumutung. Gerade die Aufregung der Bayr. Hütten kann ich nicht verstehen, nur weil die ihre 50er Lager nicht mehr vollstopfen dürfen?
Insgesamt spreche ich mich für kleinere Hütten aus und grundsätzlicher Anmeldung, damit die Massen an Touristen endlich eingeschränkt werden. Den Bergen kann dies nur gut tun.
Hütten abschaffen. Die ziehen immer noch mehr Menschen in die Berge.
Ja unbedingt, andere Vorgaben... Das Virus hat bestimmt eh keinen Bock auf Berge...
Jaaaa, weniger Hütten gleich weniger Menschen, die Natur erholt sich. Guter Virus.
Natürlich gehören die HüttenpächterInnen unterstützt !
Ich war auf vielen Hütten. Da wo die Regeln für den Wirt von Vorteil waren (keine Decken, Kissen, verschlossene Waschräume, Verpflichtung zur Halbpension, begrenztes Frühstück, anstatt Buffet etc), da wurde sich an Regeln gehalten. Bei Lagerbelegung und im Speisesaal/Terrasse, da hat es kaum einen interessiert. Ein Beispielsommer der Doppelmoral...und jetzt die Hand aufhalten wollen.