Der Unternehmer, Sportler und Erlebnis-Kreateur im Interview

Jochen Schweizer: "Ich eröffne Möglichkeiten"

ALPIN-Redakteur Andreas Erkens im Gespräch mit Unternehmer, Autor und TV-Größe Jochen Schweizer.

Jochen Schweizer: "Ich eröffne Möglichkeiten"
© Kontrapixel/Jana Erb

Jochen Schweizer hat viele Facetten. Er leitet mehrere Unternehmen, ist erfolgreicher Autor, Vortragsredner und eine TV-Größe. Nach einer großen Geschäftskrise ist er jetzt erfolgreicher denn je: als „Creator und Vermittler von Erlebnissen“. 

Würdest du sagen, das allgemeine Sicherheitsbedürfnis ist heute eher gestiegen?

In puncto Sicherheit gibt es für mich null Toleranz. Natürlich kann ich das Risikoprofil einer Sportart nicht ändern: Eisklettern ist eben gefährlicher als eine Wellness-Massage. Aber ich kann vermeidbare Risiken minimieren. So sehe ich meine Arbeit als Creator oder Vermittler von Erlebnissen. Was mich persönlich betrifft, war ich immer bereit, etwas mehr zu riskieren, um Besonderes zu erleben.

<p>ALPIN-Redakteur Andreas Erkens im Gespräch mit Jochen Schweizer. </p>

ALPIN-Redakteur Andreas Erkens im Gespräch mit Jochen Schweizer. 

© Kontrapixel/Jana Erb

Das war deine Einstellung als professioneller Unternehmer, aber nicht die Sicht eurer Kunden. Wie nimmst du die wahr?

In der menschlichen Psyche gibt es zwei Extremformen: den Flieger und den Klammerer. Die meisten Menschen sind Mischformen. Grundsätzlich sind heute mehr Menschen in der Natur unterwegs und machen Outdoor-Sport, die in ihrem Persönlichkeitsprofil nicht unbedingt Flieger sind. Und die verhalten sich da draußen auch anders, weil Sie in ihrem Mindset risikoavers eingestellt sind. Aber das muss man nicht bewerten. Es gibt eben risikoaffine und risikoaverse Typen.

Man muss es nicht bewerten, aber vielleicht die Auswirkungen? Wenn Kletterrouten durch -steige ersetzt oder übersichert werden, verändert das den Alpinismus in einer bestimmten Form.

Ja, das verstehe ich. Aber ich habe mich nie beschwert, wenn durch bessere Absicherung mehr Menschen an einem Klettersteig sind als vorher. Ich habe nur für mich die Konsequenz gezogen, woanders hinzugehen. Es gibt genügend Alternativen. Klar, vielerorts herrscht Massentourismus in den Bergen, aber ich kritisiere das nicht. Die Menschen haben ein Recht darauf, rauszugehen und etwas zu erleben. 

Die Diskussion erinnert mich stark an die Frage: E-Bike, ja oder nein? Noch vor wenigen Jahren fand ich es vollkommen unnötig, mit dem E-Bike auf den Berg zu radeln. Heute hat sich mein Mindset verändert. Dank E-Bike kann ich Bike-and-Hike-Touren mit Riesenreichweite machen. Es bietet mir und meiner Familie mehr Erlebnis und trotzdem genug Training und Sport!

Wird Natur heute durch die Inszenierung zu einem Konsumgut degradiert?

Wenn ich auf einer stillen, langen Wanderung unterwegs bin durch die Hardangervidda in meinem geliebten Norwegen, habe ich nicht das Gefühl, die Natur zu konsumieren, sondern empfinde mich als kleinen, winzigen Teil von ihr. Und wenn ich woanders eine wahnsinnige Verdichtung naturhungriger Touristen erlebe, erfreut mich das natürlich nicht. Aber habe ich deshalb das Recht, anderen den Zugang zu verweigern? Nein.

Wann erlebst du den perfekten Augenblick?

Immer wieder. In Situationen, die keine Nebengeräusche zulassen. Zum Beispiel wenn ich über eine Wechte in einen Tiefschneehang springe und erst mal komplett wegtauche, bevor ich die ersten drei oder vier Schwünge in den perfekten Powder setze. Da blende ich alles andere aus, bin nur im Hier und Jetzt. Wie vor fast 20 Jahren: Da war mein ältester Sohn gerade mal 16 und schon ein brillanter Skifahrer. 

<p>Jochen Schweizer gut gelaunt vor der eigenen Arena in Taufkirchen.</p>

Jochen Schweizer gut gelaunt vor der eigenen Arena in Taufkirchen.

© Kontrapixel/Jana Erb

Wir waren in Utah, es hatte drei Tage lang durchgeschneit und die Backbowls waren gesperrt. Am ersten Morgen, als sie wieder freigegeben waren, fuhren wir in einem lichten Wald in sehr steilem Gelände. Ich kurvte hinter dem Jungen her und sah nur einen Schneeball, der durch die Bäume tanzte. Da dachte ich mir: „What a perfect moment.“ 

Solche Augenblicke bleiben dir dein ganzes Leben. Perfekte Momente sind für mich zudem stark mit dem Flow-Gefühl verbunden. Das empfinde ich beim Fallschirmspringen, Kajakfahren oder Skifahren. Aber auch in einem Klavierkonzert, wo ich mich zurücklehnen und völlig in die Musik fallen lassen kann.

Das komplette Interview mit Jochen Schweizer lest ihr in ALPIN 09/2020. Darin erfahrt ihr unter anderem, welche Ziele der 63-Jährige noch erreichen möchte und wie für ihn der Tourismus der Zukunft aussehen könnte.

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