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ALPIN-Kontrovers: K(l)ein(er) Grenzverkehr

Die deutsch-österreichische Grenze nahmen viele Autofahrer lange kaum noch war. Das hat sich zuletzt wieder verändert: Straßensperren, Blockabfertigungen und Staus behindern den Verkehr auf beiden Seiten. Sollte die Abfahrt des Transitverkehrs nach Norden und Süden von Österreichs Autobahnen weiterhin verboten bleiben?

ALPIN-Kontrovers: K(l)ein(er) Grenzverkehr
© Imago

Schönberg am Brenner, 2019: Jeden Tag rollen hier bis zu 3200 Fahrzeuge stündlich durch die Mautstelle in Fahrtrichtung Süden. Darunter natürlich auch Bergsportler, die Urlaub machen wollen in den Dolomiten, am Gardasee oder sonstwo. Doch das gestiegene private Reiseaufkommen ist bei den jüngsten Diskussionen um Fahrverbote auf Tiroler und Salzburger Autobahnen nicht das zentrale Problem. 

Es ergibt sich vielmehr aus der Tatsache, dass auch der Güterverkehr im Rahmen der Globalisierung immer stärker zugenommen hat – Südfrüchte sowie die vielen Internet-Bestell-Dienste lassen grüßen! Ergebnis sind oft lange Lkw-Schlangen auf bayerischer Seite vor den Abfertigungsstellen an der Grenze zu Österreich.

Denn die Alpenrepublik lässt aus Kapazitätsgründen ihrer Autobahnen zeitweise nur 200 Lkws pro Stunde passieren. Blockabfertigung heißt das im Fachjargon. Mit infolgedessen kilometerlangen Rückstaus auf der A 93 bis zum Inntaldreieck.

Solche Staus waren oft der Grund, warum viele Pkw-Fahrer die anfälligen Strecken wie die Inntal- oder Tauern-Autobahn mieden und für ihre Alpenüberquerung auf Landstraßen auswichen. Was zum Verkehrsinfarkt in vielen Tiroler Gemeinden führte.

Der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter will an der Praxis der Verbote festhalten. "Auf Tirols Straßen geht nichts mehr. Wir haben an manchen Tagen einen völligen Verkehrsstillstand. Wir hatten schon Fälle, da kamen Einsatzfahrzeuge der Rettung nicht mehr durch, weil es sich selbst auf Nebenstraßen staute", so Platter in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. 

<p>Fortschritt der Ausbauarbeiten in einer der Hauptröhren  im Brennerbasistunnel </p>

Fortschritt der Ausbauarbeiten in einer der Hauptröhren  im Brennerbasistunnel

© picture alliance/APA/picturedesk.com

Österreich wirft den deutschen Kollegen seit Langem vor, dass sie das Thema seit über einem Jahrzehnt nur halbherzig angehen. Platter: "Außer netten Gesprächen und leeren Versprechen ist bisher nichts passiert." Konkret fordert er, die Brennerstrecke für Lkws deutlich zu verteuern – Stichwort Korridormaut – und anderen Alpenübergängen anzupassen.

Zudem wolle man mehr Güterverkehr auf die Schiene verlagern etwa durch den gerade im Bau befindlichen Brenner-Basis-Tunnel. Doch dafür braucht es auch auf deutscher Seite den Ausbau entsprechender Zulauf-Strecken. All das war Inhalt des Gesprächs zwischen Verkehrsminster Andreas Scheuer, seinem österreichischen Kollegen Andreas Reichhardt und dem Tiroler Landeshauptmann Günther Platter. Das Ergbnis ist ein Zehn-Punkte-Plan, der unter anderem ein mobiles Lkw-Leitsystem, eine intelligentere Abfertigung und bessere Terminals vorsieht.

Trotz allen Absichtserklärung der Bundesregierung: Die Abfahrt privater Pkws zur Stau-Umfahrung in Salzburg und Tirol bleibt an den Sommerwochenenden verboten. Ärgerlich für Transitreisende, die Staus in Kauf nehmen müssen, aber erlösend für Anrainer-Gemeinden der Ausweichstrecken, in denen man ohne Fahrverbote kaum die Straßen überqueren konnte.

Die Polizei in Tirol und Salzburg kontrolliert die gesperrten Landstraßen und schickt Pkws mit Fahrziel Italien konsequent zurück auf die Autobahn. Das sei jedoch für regionale Besucher nicht problematisch, so Platter: "Wer in einer Ortschaft essen möchte oder dort übernachten, kann ja weiterhin abfahren." Die Verkehrsministerien von Tirol und Salzburg informieren online rund um das Thema (tirol.gv.at/verkehr/verkehrsrecht/fahrverbote-an-reisetagen und salzburg.gv.at/verkehrsinfo).

Im Tiroler Verkehrsministerium heißt es: "Für einen konkreten und nachvollziehbaren Besuch oder etwa eine Bergtour, etc. darf natürlich die Autobahn verlassen und in die entsprechenden Ortschaften eingefahren werden, sofern das Vorgeben eines Besuches, einer Bergtour, etc. nicht dazu dient, die Fahrverbote zu umgehen." Wer das kontrollieren will und wie man das nachweisen muss oder kann, steht aber auf einem ganz anderen Blatt Papier.

26 Kommentare

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Lechwasser

Zu erst gegen die deutsche Maut klagen und sich dann über den Verkehr beschweren.
Vielleicht hätte der Verkehr etwas abgenommen wenn auch in Deutschland Maut bezahlt werden müsste (Durchgangsverkehr)
Was viele nicht wissen.
Auch die österreichischen Bürger wurden bei ihrer Maut Einführung begünstigt.
Ach ja ..., nicht alle Österreicher erhalten einen Vorteil, nur ein Teil der Bürger. Das ist natürlich etwas ganz Anderes.
Ich bleibe gerne auf der Autobahn und fahr künftig lieber nach Südtirol und gebe dort mein Geld aus.

Anonym

Österreich kassiert Autobahnmaut, sperrt für den Transitverkehr Landstrassen,... und klagt aber gegen eine Autobahnmaut für PKW in Deutschland. Das ist einfach Bulls*** und es sollte mal politisch gegenüber Österreich ein härterer Ton eingeschlagen werden.

Anonym

Wer in Österreich urlaubt ist davon nicht betroffen und der Durchzugsverkehr könnte von mir aus komplett gesperrt werden (übertrieben). Ich fahre auch wegen der Grenzkontrollen nicht mehr nach Deutschland zum Wandern weil ich Staus hasse....

Matthias

Man kann nicht nur die „Sahne von der Torte essen“!

Anonym

Deutschland sollte endlich Geld für das Schienennetz ausgeben statt nur für Autobahnen.

Lisanne Benz auf Facebook

@Sandra Meier: Unsere Mautpläne verstießen gegen das Gleichheitsprinzip. In Österreich und vielen anderen Ländern zahlt jeder Maut und kriegt es nicht über die KFZ Steuer dann irgendwie wieder. Das war der Grund, warum die deutsche Maut gekippt wurde. Ich möchte nicht in einem Dorf leben, durch das sich den ganzen Sommer eine deutsche Blechlawine auf der Durchreise ergießt.

Sandra Meier auf Facebook

Das was die machen ist echt die größte Frechheit. Gegen unsere Mautpläne vor Gericht ziehen, aber uns dann doppelt bestrafen wollen.

Jürgen Rak auf Facebook

Vollkommen richtig. Wohne auch in einer staugeplagten Durchfahrtsgegend im Bayrischen . Haben das gleiche Problem. Speziell am Wochenende ist es mittlerweile die Hölle.

Kris auf Facebook

Würde ich auch sofort unterschreiben! Wenn in Graz, der Plabutschtunnel gesperrt wird, aus welchem Grund auch immer, herrscht in graz Ausnahmezustand,da alle durch die Stadt ausweichen.....Die Reisenden soll auf der Autobahn bleiben!!

Lisane Benz auf Facebook

Vollkommen in Ordnung. Verstehe die Aufregung darüber nicht.

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