Erschließungen am heiligen Berg in Tibet

Straßenbau am Kailash

Der heilige Berg Kailash in Tibet ist noch jungfräulich – bis heute hat kein Mensch den Gipfel betreten. Es wäre ein Sakrileg, ihn zu erobern. Doch wie lange wird der Berg noch unantastbar bleiben?

Straßenbau am Kailash
© Picture Alliance

Als 2004 Pläne für eine Fahrpiste entlang des Pilgerweges um den Kailash publik wurden, hagelte es internationale Proteste. Während das Thema aus den Schlagzeilen verschwand, das abgelegene Gebiet im Westen Tibets mehrmals für Touristen gesperrt wurde, hält sich im weltweiten Netz bis heute das Gerücht, 2004 sei das Projekt gestoppt worden. 

<p>Die Umrundung des Kailash, Kora gennant, verläuft in Höhen von 4600 bis knapp 5700 Metern - den höchsten Punkt bildet der Pass Dolma La. Wer zur Erleuchtung gelangen will, muss den Berg sogar 108 mal umrunden.</p>

Die Umrundung des Kailash, Kora gennant, verläuft in Höhen von 4600 bis knapp 5700 Metern - den höchsten Punkt bildet der Pass Dolma La. Wer zur Erleuchtung gelangen will, muss den Berg sogar 108 mal umrunden.

Die aktuelle Bestandsaufnahme zeigt jedoch, wie die Erschließung stetig fortgeschritten ist. 200 Kilometer westlich vom Kailash ging 2010 der Flughafen Ngari-Günsa in Betrieb. Eine asphaltierte Nationalstraße führt bis nach Darchen am Fuß des heiligen Berges. Das einst winzige Nest ist groß und chinesisch geworden: mit Leuchtreklamen, Supermarkt und einem klotzigen "Himalaya-Kailash-Hotel", ausgestattet mit landestypischen Überwachungskameras.

Besucher berichten von befahrbaren Pisten auf ca. 44 Kilometern der traditionellen Kailash Pilgerroute – auf Google Earth deutlich zu erkennen. Ausgenommen ist bislang der Passübergang am Dolma-La. Auch rund um den Manasarovar-See ist längst eine Piste vorhanden, auf der Touristen befördert werden. Dass der Kailash zur Besteigung freigegeben wird, dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein.

<p>Der Yogi Milarepa soll den Gipfel um 1100 auf einem Sonnenstrahl sitzend erreicht haben. Allerdings, ohne den Berg selbst dabei berührt zu haben.</p>

Der Yogi Milarepa soll den Gipfel um 1100 auf einem Sonnenstrahl sitzend erreicht haben. Allerdings, ohne den Berg selbst dabei berührt zu haben.

1985 wurde Reinhold Messner die Besteigung des Kailashs gewährt. Er verzichtete allerdings darauf und begründet seine Entscheidung in einem Interview GEO Saison folgendermaßen: Der Kailash "darf nicht banalisiert werden, etwa durch eine Expedition mit Seil und Haken. Es wäre ein Sakrileg, ihn zu erobern. Die Einheimischen wollen das nicht. Also habe ich den Berg zweimal umrundet, aber nicht bestiegen." 

7 Kommentare

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Jo Ulse

Letztes Jahr bin ich die äußere Kora gegangen, eine einmalige Tour. Leider waren auf dem ersten Teistück bis Driraphuk schon vereinzelt Geländewagen unterwegs. Es ist zwar noch keine Straße aber ich fürchte es ist nur noch eine Frage der Zeit.
Die Gefühle der tibetischen Buddhisten scheinen dort keinen zu interessieren. Dafür ist Darchen, der Ausgangspunkt für die Kora, bestens mit Kameras überwacht, keiner betritt oder verlässt unerkannt den Ort. Eine traurige Entwicklung in einer wunderbaren Landschaft.

Michael Heinz Lechfeld auf Facebook

Nachdem der Everest leider immer mehr "vergewaltigt" wird und seine Heiligkeit längst verloren hat sucht man nun etwas neues,unfassbar Spektakuläres. Und da käme der Kailash gerade recht denn eine Everest- oder K2 Besteigung lockt schon lange keinen mehr hinter dem Ofen hervor. Den Kailash zu entweihen wäre eine riesige Sauerei aber wie ein Mitkommentator schon treffend erwähnte: "Der Berg wird verlieren". Leider wird es wohl so kommen,da können wir uns hier im Netz aufregen bis zum Gehtnichtmehr. Der Mensch in seiner oft grenzenlosen Gier wird sich nicht aufhalten lassen. Mir tun die Menschen leid denen dieser Berg so heilig ist und denen er etwas,oder sogar alles bedeutet. Und mir tut der Berg leid wenn es zur Entweihung kommt denn spätestens dann droht ihm dasselbe Schicksal wie dem Everest. Jeder der es bezahlen kann wird dann meinen da hoch "zu müssen". Reinhold Messner hatte recht als er die Besteigung damals ablehnte weil er weiß wie die Menschen in der Region fühlen. Aber er und Alpinisten wie Hans Kammerlander sind - leider - eine aussterbende Spezies,heute geht es nur noch um das möglichst Spektakulärste,egal ob man damit Gefühle anderer verletzt. Schlimm,einfach schlimm.

Stefan Erfurth auf Facebook

Ein Bergsteiger mit einem Funken Anstand wird es sowieso nicht machen. Klettert auch keiner auf den Petersdom.

Bergfreund_Sachsen

Ein weiteres Beispiel für menschliche Gier und Egoismus! Hut ab vor Reinhold Messner! Er zeigte damals wie auch heute, wie Respekt vor dem Berg aussieht und wie er gelebt wird!

Arnulf Hein auf Facebook

Glaubt Ihr ernsthaft, dass da oben noch niemand gewesen ist?

Patricia Grein auf Facebook

Die Gier ist ein böses Tier... der Berg wird verlieren.

Peter Stephani auf Facebook

Die Tour zum Kailash war eine der schönsten Bergtouren, die ich je machen durfte. Dieser Platz hat Kraft, welche man körperlich wahrnehmen kann.