Hansjörg Auer im Interview

"Es war schon sehr lässig und intensiv"

Stefan Nestler hat mit dem Ötztaler Extrembergsteiger über sein Solo am Lupghar Sar West gesprochen.

"Es war schon sehr lässig und intensiv"
© Hansjörg Auer /The North Face

Anfang Juli dieses Jahres glückte Hansjörg Auer die erste Durchsteigung der rund 1000 Meter hohen Westwand des Lupghar Sar West (7157m), noch dazu im Alleingang. 

Stefan Nestler von Abenteuer Sport hat sich mit dem 34-jährigen Tiroler über die Solo-Expedition in Pakistan unterhalten.

<p>Oben ganz allein: Hansjörg Auer auf dem Gipfel des Siebentausenders&nbsp; Lupghar Sar West in Pakistan.</p>

Oben ganz allein: Hansjörg Auer auf dem Gipfel des Siebentausenders  Lupghar Sar West in Pakistan.

© Hansjörg Auer /The North Face

Hansjörg, du hast im Vorfeld gesagt, du wolltest wissen, wie es ist, allein in der Wand eines sehr hohen Bergs. Wie war es denn?

Seit unserer Erstbesteigung des 7400 Meter hohen Kunyang Chhish East 2013 habe ich mir diese Frage immer wieder gestellt. Ich habe gewartet, bis der richtige Moment gekommen war. In diesem Jahr war es so weit. Es hat sich sehr, sehr gut angefühlt. Es war natürlich ganz anders als im Team. Man ist viel fokussierter, man fühlt sich auch stärker, wie abgerichtet auf ein Ziel.

Insgesamt gesehen ist es weniger emotional, als ich es normalerweise gewohnt bin. Aber wenn es dann doch emotional wird, ist es viel intensiver, weil man alleine ist und den starken Drang hat, es irgendwie zu schaffen.

Worin bestand für dich die besondere Herausforderung, alleine durch diese Wand zu klettern?

Es ging nicht so sehr darum, eine schwierige Route zu klettern, sondern wirklich um das Alleine-sein. Man ist in der Höhe generell sehr exponiert. Das wird noch multipliziert, wenn man alleine unterwegs ist und keinen Freund oder Kletterpartner quasi als Back-up hat. Es ist auch mental schwieriger. Wenn du mal eine schlechte Phase hast und zweifelst, ist da keiner, der dich auffängt und motiviert. Man muss es selbst hinkriegen.

Gab es denn Momente, in den du gezweifelt hast?

Klar gab es die. Als ich am Abend im Biwak lag, habe ich mich schon gefragt, ob ich es schaffe. Dann sagte ich mir, dass ich schon so viele Soloprojekte hinter mir habe. Das hat geholfen. Außerdem bin ich jetzt schon bald Mitte 30 und habe viel Erfahrung. Auch das hilft natürlich.

Hattest du dir die Route im Vorfeld exakt ausgeguckt?

Ich hatte zwei Linien im linken Wandteil im Kopf. Ich wartete dann auf meine innere Stimme. Schließlich entschied ich mich für ein eisiges Couloir und mehrere Eisfelder hinauf zum Nordwestgrat, den ich auf etwa 6900 Metern erreichte. Über den Grat stieg ich dann zum Gipfel.

0 Kommentare

Kommentar schreiben