Interview mit Ralf Dujmovits zum "letzten Versuch" am Everest

"Das ist für mich ein Grenzgang"

Deutschlands erfolgreichster Höhenbergsteiger versucht erneut, den höchsten Berg der Erde ohne künstlichen Sauerstoff zu besteigen.

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Der Everest lässt ihn einfach nicht los! Ralf Dujmovits wird in diesem Frühjahr in Richtung Tibet aufbrechen, um den König der Achttausender von dessen Nordseite her zu besteigen. Es wird die insgesamt achte Everest-Expedition des Schwarzwälders, der 1992 bereits auf dem Dach der Welt gestanden hatte - allerdings mit Unterstützung von künstlichem Sauerstoff.

Ein "Makel", den Dujmovits nach Möglichkeit (noch) aus seiner Vita streichen möchte. Denn 13 der 14 Achttausender der Erde konnte der 55-Jährige "by fair means" besteigen, also ohne Griff zur Atemmaske. Eine Leistung, die bis dato von keinem deutschen Alpinisten wiederholt werden konnte.

Stefan Nestler von Abenteuer Sport hat sich mit Ralf Dujmovits, der sich mit seiner Lebensgefährtin Nancy Hansen im nepalesischen Khumbu-Gebiet auf den Everest vorbereiten möchte, vor dessen Abreise unterhalten.

Du wirst jetzt zum achten Mal dort [am Everest] sein. Wird man da lockerer oder verkrampfter?

Obwohl ich derzeit etwas angespannt bin, werde ich wohl bei der Besteigung etwas lockerer sein. Ich hatte einige Jahre, in denen ich schon mit einer gewissen Verkrampftheit an die Nordwand gegangen bin. Das hat aus verschiedenen Gründen nicht geklappt. Anschließend wollte ich in den letzten Jahren unbedingt die Messner-Variante. [Bei seiner Solo-Besteigung 1980 querte Reinhold Messner ins Norton-Couloir und stieg von dort aus zum Gipfel.] Auch das hat nicht geklappt. Ich habe mir jetzt gesagt, ich gehe ganz entspannt über den tibetischen Normalweg. Und alles Weitere wird man dann sehen.

Aber du wirst diesmal nicht alleine aufsteigen.

Alleine sowieso nicht. Am Everest bist du nie alleine. Ich werde am Berg gemeinsam mit dem Rumänen Horia Colibasanu unterwegs sein. Wir werden uns wahrscheinlich dort oben auch das Zelt teilen. Ich habe zudem einen Sherpa engagiert, der für mich eine Flasche Sauerstoff mitträgt. Wenn ich merken sollte, dass es für mich dort oben ungesund wird, würde ich unter Umständen auch Sauerstoff nehmen und dann aber auch sofort absteigen. Das heißt, der Sauerstoff ist wirklich nur für den Abstieg, auf keinen Fall für den weiteren Aufstieg.

Wäre es eine Variante, ohne Flaschensauerstoff auf- und dann mit Atemmaske abzusteigen?

Nein, mein Ziel ist natürlich, ohne Sauerstoff hinauf und wieder herunter. Aber ich will mir einfach diese Option offen halten. Der Italiener Abele Blanc war 2010 ein paar Tage älter, als er damals bei seiner Besteigung mit über 55 Jahren ohne Sauerstoff auf dem Gipfel war. Ich wäre, wenn es klappen sollte, der Zweitälteste. Ich merke inzwischen: Das ist für mich in meinem Alter ein wirklicher Grenzgang. Ich will einfach eine gewisse Reserve, beziehungsweise ein kleines Backup mit dabei haben.

Ist das ein bisschen wie Autofahren mit Sicherheitsgurt?

Darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Ich glaube, Autofahren mit Sicherheitsgurt ist allgemein üblich geworden. Das gilt inzwischen auch für das Bergsteigen mit Sauerstoff an den Achttausendern. Leider. Ich sehe es eher so, dass ich bewusst versuche, den Sicherheitsgurt wegzulassen. Ich werde die Hand aber am Gurt haben und würde ihn mir im letzten Moment noch ziemlich schnell umschnallen.

Wie sich Dujmovits auf den Gipfelgang vorbereiten und mit welcher Taktik er den Everest angehen wird, und ob er aus vergangenen Fehlern gelernt hat, lesen Sie hier im kompletten Interview von Stefan Nestler.

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Ralf Dujmovits, möge die Göttinmutter der Erde auch zum achten Mal gnädig sein