Buchtipp: "Ich hab ein Rad in Kathmandu"

Mit Billi Bierlings neuem Buch von Garmisch in den Himalaja

Noch vor einigen Jahren hätte sich Billi Bierling selbst wohl nicht als Buchautorin gesehen. Dass sie den Versuch gewagt hat, war allerdings die richtige Entscheidung. "Ich hab ein Rad in Kathmandu" erzählt mal kurzweilig, mal ernst, aber immer mit einem Augenzwinkern Billis Lebensgeschichte, die sie von Garmisch über England in die Schweiz und bis nach Nepal führte. Billi hat uns drei Fragen zu ihrem Buch beantwortet.

Immer in Bewegung: Billi Bierling mit ihrem geliebten Rad in den Straßen Kathmandus.
© Tyrolia Verlag/Billi Bierling

Billi Bierling ist eine Tausendsassa. Wie sonst kann es gelingen, verschiedenste Berufe und das Pendeln um die Welt unter einen Hut zu bringen? Sie ist Chronistin, Journalistin, Bergsteigerin und Übersetzerin. Ihre Tätigkeiten führten sie schon (fast) überall hin: nach Nepal, ihre Wahlheimt, nach Pakistan, in die Ukraine und doch immer wieder zurück ins heimische Garmisch.

Wäre Billi ein Element, wäre es wohl Luft. Denn wenn sie nicht gerade bei einem Berglauf Staubwolken aufwirbelt, düst sie mit ihrem Fahrrad durch die Straßen Kathmandus und interviewt Expeditionen. In "Ich hab ein Rad in Kathmandu" erzählt sie von ihren eigenen Erfahrungen als Höhenbergsteigerin mit sechs bestiegenen Achttausendern, ihren Erlebnissen als Chronistin und mittlerweile Leiterin der Himalayan Database als Nachfolgerin der berühmt-berüchtigten Miss Hawley und natürlich über die Entwicklungen an den höchsten Bergen der Erde. Nicht zu kurz kommt auch ihre Arbeit für die Humanitäre Hilfe der Schweiz, die sie immer wieder in Krisenregionen überall auf der Welt führt.

Drei Fragen an Billi Bierling

ALPIN: Ein Kapitel in deinem Buch heißt "Jenseits der Berge". Gibt es bei dir noch Hobbies und berufliche Aspekte, die nicht mit den Bergen verwoben sind?

Ich habe mich schon gefragt, was ich mache, wenn ich mal nicht mehr Sport treiben kann. Dann wird es abgesehen von meiner Arbeit bei der Humanitären Hilfe der Schweiz dünn mit den Hobbies. Denn alle meine Leidenschaften spielen sich draußen ab. Ich denke mir oft, dass ich mir noch etwas anderes suchen sollte. Was mir momentan wirklich abgeht, ist das Lesen. Also für meine Arbeit lese ich den ganzen Tag, deshalb habe ich abends dann keine Lust mehr. Und bevor ich mich eine Stunde hinsetze und ein Buch in die Hand nehme gehe ich doch lieber laufen.

<p>Laufen geht überall: Billi beim Kathmandu-Halbmarathon.</p>

Laufen geht überall: Billi beim Kathmandu-Halbmarathon.

© Archiv Billi Bierling

ALPIN: Interessant ist die Beschreibung deiner Beziehung zu Miss Hawley, der Gründerin und langjährigen Vorsitzenden der Himalayan Database. Sie hat dir sogar diktiert, wie man die "K"s richtig schreibt . Kannst du dir erklären, weshalb du erst nach fast zehn Jahren den Mut fandest, ihr mal zu widersprechen?

Das stimmt, die ersten Jahre waren schwierig für mich. Das war aber nicht Miss Hawleys Fehler, sondern meiner. Weil: Sie war, wie sie war. Sie ist aufgebraust und hat geschimpft und ich bin ein Mensch, der viel persönlich nimmt. Das war schon eine harte Schule und ich habe oft eine auf den Deckel gekriegt. Durch meine Jobs bei der UNO und der Humanitären Hilfe der Schweiz habe ich dann mehr Selbstbewusstsein entwickelt, bis zu dem Tag, an dem ich ihr mal widersprochen habe.

Aber es stimmt, ich habe mich lange von ihr dominieren lassen. Trotzdem ich bin ihr heute für viele Dinge dankbar, die ich gelernt habe. Vor allem: Den Mund aufzumachen. Ich bin jemand, der anderen immer alles rechtmachen will und sich dabei oft selbst hintenanstellt. Was ja auch nicht schlecht ist, aber sie hat mich gelehrt, dass man auch mal für sich einstehen muss. Da war Miss Hawley rigoros. Es ist ein Privileg, dass ich sie so gut kennenlernen durfte.

<p>Besuch bei Miss Hawley nach ihrem Abschied von der Database.</p>

Besuch bei Miss Hawley nach ihrem Abschied von der Database.

© Archiv Billi Bierling

ALPIN: Du schreibst auch darüber, wie präsent der Tod beim Höhenbergsteigen ist. Wie fühlst du dich, wenn jemand abstürzt, den du gekannt hast? Wie gehst du damit um?

Bisher hatte ich bei all meinen Expeditionen Glück. In meinem Team ist nie jemand gestorben. Aber natürlich, mit dem Tod umgehen lernt man an den hohen Bergen. Uelis [Steck] Tod ist mir zum Beispiel sehr nahe gegangen, weil er so etwas ausgestrahlt hat, dass man immer dachte: "Der macht das schon". Oder auch Hilaree Nelson und David Lama. Der Tod ist auch so im Leben präsent, aber in den Bergen ist er nochmal präsenter.

Alle Infos zum Buch "Ich hab ein Rad in Kathmandu"

  • Titel: Ich hab ein Rad in Kathmandu

  • Autorin: Billi Bierling mit Katrin Steinbach

  • Verlag: Tyrolia Verlag

  • Preis: 28,00 Euro

ALPIN-Volontärin Lubika Brechtel: "Mich hat Billis Buch abgeholt – im wahrsten Sinne des Wortes. Als Philosophie-Studentin war mir schnell klar, dass mein beruflicher Weg vermutlich nicht geradlinig verlaufen wird. Besonders hat mir also gefallen, dass gerade die vermeintlich krummen Lebenswege zum Ziel führen und man sich in verschiedenen Rollen neu erfinden und versteckte Talente entdecken kann. "Ich hab ein Rad in Kathmandu" ist eine Geschichte für alle Weltenbummler, die Berge im Kopf haben."

Die Teilnahmebedingen findet ihr hier.

Alle Erfolge und Tragödien am höchsten Berg der Erde findet ihr in unserer Bildergalerie:

Text von Lubika Brechtel

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