Premiere: Ein Wiedersehen mit Kurt Albert

"Jäger des Augenblicks" in den Kinos

"Behind the rainbow" heißt die Route am Roraima (2800m) in Venezuela, die Holger Heuber und Stefan Glowacz 2011 ihrem tödlich verunglückten Freund Kurt Albert widmeten. 2010 hatte sich das Trio gemeinsam an der Linie versucht - und war gescheitert. Was sie zu dritt begonnen hatten, mussten Glowacz und Heuber dann alleine zu Ende bringen. Am 25. April startete der Film "Jäger des Augenblicks" in den Kinos. ALPIN-Redakteur Andreas Erkens war bei der Premiere in München dabei.

"Jäger des Augenblicks" in den Kinos
Jäger des Augenblicks: Kinoplakat
Jäger des Augenblicks: Kinoplakat

"Jäger des Augenblicks" fesselt den Zuschauer vom Anfang bis Ende - und das nicht nur dank spektakulärer Kletterbilder. Vielmehr ist es der Blick hinter die perfekten Kulissen einer Kletter-Expedition, bei der dessen Protagonisten die Filmemacher ganz nah an sich heran ließen und ihnen Einblicke in das tägliche Leben einer Jungelexpedition gaben - von der Planung zuhause bis hin zur schwierigen Anreise durch den Dschungel und der Durchführung in der Wand.

Dass am Ende nicht die Kletterleistung, sondern Werte wie Durchhaltevermögen, Hartnäckigkeit, Freundschaft, Trauer und Freiheit im Vordergrund stehen, macht den Film zu einer Metapher des Lebens und auch für Nicht-Kletterer interessant.

Kein Wunder, dass zur Kinopremiere im Münchner City Kino am 22. April viel Prominenz angereist war: Auf dem roten Teppich fanden sich unter anderem Modeschöpfer Sonia und Willy Bogner sowie Ex-Fußballprofi Jens Lehmann, der den Film gar als erzieherische Maßnahme mit seinen Kindern anschauen will. Auch Ehrenvizepräsident des FC Bayern München Bernd Rauch, Schauspieler Götz Otto, Skeleton-Rodlerin Anja Huber und Basketball-Nationalspieler Robin Benzing waren unter den Zuschauern.

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Sie waren genauso begeistert wie das übrige Premieren-Publikum des vollbesetzten Saals, das nach Filmende tosenden Beifall für die beiden Protagonisten sowie das Filmteam um Regisseur Philipp Manderla und Kameramann Franz Hinterbrandner spendete. Anschließend ging es noch zu dem ein oder anderen Getränk und einem alpinen Plausch ins Café Cord. Dort waren auch weitere Kletterstars wie Ines Papert, Markus Bock und Sarah Seeger anwesend und vertieften ihre Gespräche bis tief in die Nacht. Unser Fazit: eine gelungene Premierenfeier für eine sehenswerte und nur selten heroische Dokumentation.

Ende Februar 2010 machten sich Stefan Glowacz, Holger Heuber und Kurt Albert wieder einmal gemeinsam auf nach Venezuela. Vier Jahre zuvor war ihnen dort, in der Nordwand des Acopan Tepui, mit der Route "Fegefeuer" (IX, 700m) eine spektakuläre Erstbegehung gelungen. Nun wollte das Trio erneut an einem Tafelberg sein Glück versuchen.

Als Ziel hatte man den Roraima Tepuis ausgewählt, einen 2800 Meter hohen, freihstehenden Felskoloss im Dreiländereck von Brasilien, Venezuela und British Guyana. Den Weg zu dessen überhängender Nordwand, "La Proa" genannt, wollte das Trio aus Deutschland - wie bereits 2006 - möglichst komplett "by fair means", also ohne technische Hilfsmittel, zurücklegen.

Zwei Wochen mühten sich Glowacz, Heuber und Albert erst mit Einbäumen, dann zu Fuß durch den Dschungel und trotzten dabei Temperaturen über 40 Grad und Dauerregen. Dann endlich ging es in die Wand. Auf halber Strecke musste man jedoch einsehen, dass ein Weiterklettern unmöglich geworden war: mehrere riesige Wasserfälle stürzten den drei Deutschen über die Wand entgegen. Abbruch.

Noch vor Ende des Jahres kehrten Heuber und Glowacz an den Roraima zurück, um dort ihre Route "Behind the rainbow" zu vollenden. Einer wurde bei der Expedition schmerzlich vermisst: Kurt Albert. Der langjährige Kletterpartner und sehr gute Freund war am 28. September 2010 bei einem tragischen Unfall am Höhenglücksteig bei Hersbruck ums Leben gekommen.

Text: Andreas Erkens

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Übrigens: Stefan Glowacz ist am Sonntag 05. Mai um 21:45 Uhr zu Gast bei Blickpunkt Sport im Bayerischen Fernsehen.