1. Der Goldene Schuss
Die heutige Digitalfotografie hilft uns bei der kreativen Umsetzung unserer Ideen durch die sofortige Kontrolle von Belichtung, Schärfe und Komposition der Bilder.
Die absolute Basis ist aber immer noch dieselbe wie seit den Anfängen der Fotografie: Bei einem guten Bild zählt die gekonnte Umsetzung einer guten Idee.
Für diese Umsetzung gibt es einfache Richtlinien, die uns beim Aufbau des Bildes wirklich helfen können und zu besseren Bildresultaten führen.
2. Was fotografiere ich überhaupt?
Eine Frage, die Sie nicht unterschätzen sollten. Stellen Sie Ihre Kamera auf ein Stativ und legen Sie einen Ausschnitt fest. Je genauer Sie - ohne dabei durch den Sucher zu blicken - Ihr Bild auf einen Notizblock aufzeichnen oder mündlich beschreiben können, desto bewusster können Sie das Bild noch verbessern.
Ein "Knipser" zeichnet sich dadurch aus, dass er nur sehr ungenau beschreiben kann, was im Sucher zu sehen ist. Hier bietet sich die Chance, Bilder anderer Fotografen zu beschreiben und gleich zu sehen, mit welcher Brennweite dieses Bild ermöglicht wurde.
Eine weitere Übung für jeden zu Hause: Schauen Sie sich ein oder mehrere Bilder in einem Kalender/Buch an und zeichnen Sie sie anschließend aus dem Gedächtnis auf. Ein guter Fotograf wird in markanten Linien die wichtigsten Elemente des Bildes festhalten.
3. Kopf - Kletterer - Gipfel nicht in die Mitte
Wenn wir unser Hauptmotiv in die Mitte setzen, entsteht fast immer ein Bild ohne Spannung und Dynamik.
Die einfachste Grundregel, die wir für die meisten Bilder anwenden können: Nichts in die Mitte setzen! Rücken Sie den Menschen oder den Gipfel bewusst aus der Mitte, ebenso den Horizont, die Wasserfläche, die Bergkette...
4. Linien machen Bilder
Markante Linien wie Berghänge, Wege, Spuren und Muster in Schnee und Fels, Wasserläufe, Wolken oder einfach nur ein Kletterseil bringen - wenn sie richtig ins Bild gesetzt werden - Spannung und Dynamik in ein Foto.
Wenn es Ihnen schwerfällt, die markanten Linien in Ihrem Bild zu erkennen: Kneifen Sie die Augen beim Blick durch den Sucher zu, bis Sie nur noch die wichtigsten Umrisse und damit Linien erkennen. Wichtige Linien können durch die Wahl von Hoch- oder Querformat noch betont werden - eine vertikale Linie also durch ein Hochformatfoto. Diagonalen bringen Spannung und Wertung: Eine Diagonale von links unten nach rechts oben wird als aufsteigend, also positiv empfunden.
Mit Linien alleine ist allerdings noch kein gutes Bild gemacht. Wichtig ist, dass die Linien/Proportionen im Bild in einem ästhetischen Verhältnis zueinander stehen. Das ist nur bedingt Geschmackssache.
Schon der "alte Grieche" Euklid erkannte das "Maß der Dinge". Achten Sie auf eine Aufteilung von 2/3 zu 1/3 - z.B. zwei Drittel Wiese und ein Drittel Horizont (oder umgekehrt). Das Gleiche gilt für die andere Ebene - z.B. zwei Drittel Baum und ein Drittel Felswand. Durch jeweils zwei Linien teilen wir das Bild horizontal und vertikal in drei Schichten. Es ergeben sich insgesamt vier Schnittpunkte. Liegt ein markantes Element (Blume, Sonne, Kletterer) genau auf diesem Schnittpunkt, liegt es im Goldenen Schnitt.

5. Vordergrund bringt Tiefe
Versuchen Sie es. Gehen Sie zuerst nur in einen Park mit Bäumen oder Blumenbeeten oder einfach durch die Straßen einer Stadt. Suchen Sie ganz bewusst einen Vordergrund für Ihr Motiv und setzen Sie diesen markant ins Bild. Machen sie das Bild zum Vergleich unbedingt auch ohne den Vordergrund. Sehr oft bringt die zusätzliche Ebene vorne mehr Räumlichkeit ins Bild.
6. Tote Flächen
Ich bezeichne flächige, nichts-sagende Bildteile als tote Flächen. Diese müssen auch gar nicht schlecht für das Bild sein. Vielleicht können wir uns gerade durch diese Flächen auf das Wesentliche im Bild konzentrieren. Schlecht sind solche Flächen, wenn das Auge eigentlich von vorne nach hinten wandern will und von so einer Fläche daran gehindert wird. Dann gefällt uns etwas nicht im Bild, auch wenn wir uns schwertun, den Fehler zu beschreiben.
7. Ins Bild schauen
Leichter erkennen wir das unangenehme Gefühl, wenn eine Person aus dem Bild heraus anstatt in das Bild hinein schaut.
Wir haben dann das Gefühl, dass der Mensch dem Bild den Rücken zukehrt und es sozusagen uninteressant findet. Das Gleiche gilt für das Hineingehen, -fahren, -springen.
8. Das Auge wandert in den hellen Bildteil
Eine Tatsache, die uns Leuchtreklame vor Augen führt. Achten Sie in Ihren Bildern darauf - Sie können noch so viele dunkle Elemente in den Goldenen Schnitt setzen, wenn das Auge automatisch in den hellen Fleck in der Bildmitte wandert.
9. Schärfe von vorne nach hinten
Ebenfalls ein Gefühl, dem wir uns kaum entziehen können: Die Dinge im Vordergrund sollen scharf sein. Das Auge akzeptiert die dahinter liegende Unschärfe eher als umgekehrt.
Es muss gewiss nicht alles scharf im Bild sein. Das kreative Spiel mit Schärfe und Unschärfe ist ein beliebtes Gestaltungsmittel fortgeschrittener Fotografen. Die wichtigsten Bildteile (Gesicht etc.) sollten aber scharf abgebildet sein. Empfindlich ist unser Auge auch hier mit hellen Bildelementen: Helles sollte eher scharf abgebildet werden als Dunkles.
10. In der Fülle liegt oft die Leere
Versuchen Sie, Ihr Bild auf wenige markante Blickpunkte zu reduzieren. In einem ungeordneten Wirrwarr findet sich das Auge nicht zurecht.
11. Möglichst nahe ran und rund herum
Wie weit entfernt vom Motiv Sie bei Ihrem Gefühl "ich bin ganz nahe dran" stehen, ist relativ. Die Erfahrung zeigt, dass Anfänger oft zu weit weg vom Motiv sind. Trauen Sie sich ganz nahe ran. Machen Sie ein Foto und gehen Sie dann noch einen Schritt näher. Vergleichen Sie zu Hause, was Ihnen besser gefällt. Es ist verblüffend, wie unterschiedlich Bilder sein können, wenn wir mit der Kamera einen oder zwei Schritte auf das Motiv zugehen.
Die Empfehlung, vor dem Auslösen des Bildes das Motiv einmal zu umrunden, gebe ich deshalb so gerne, weil ich selbst immer wieder diese Erfahrung gemacht habe: Nach dem Herumgehen wähle ich oft eine andere Position für mein Foto. Außerdem bekommen wir durch das Verstreichen der Zeit eine andere Einstellung zu unserem Motiv.