Für Alpinisten

Mixed im Zillertal: Hochfeiler-Nordwand mit Ski

Die Besteigung der Hochfeiler Nordwand ist eine hochalpine Tour und erfordert einerseits eine sehr gute Kondition und andererseits ein sicheres Gehen mit Steigeisen und Steileispickel im bis zu 60 Grad steilen Gelände.

Der Hochfeiler spiegelt sich in einem kleinem Bergsee.
© IMAGO / imagebroker

Zustieg zur Hochfeiler-Nordwand

Der Zustieg zur Nordwand ist lang, verwickelt und steil. Auch die Abfahrt vom Gipfel auf den Weißkarferner ist zunächst sehr steil, danach wartet tolles Skigelände bis zum Talboden, gefolgt vom letzten steilen Anstieg zum Mahdbichl.

Von der dritten Kehre (1720 m) der Straße aus dem Pfitschtal zum Pfitscher Joch folgt man einem Steig nach Osten (anfangs muss man die Ski meist tragen) bis zum flachen Issen-Boden (ca. 1850 m). Ab dort per Ski über das immer steiler werdende Grießebenkar schnell Höhe gewinnend hinauf zum Günther-Messner-Biwak (2429 m).

Kurz flach und links in den steilen Anstieg zur Grießscharte (2811 m). Dort in den ersten Sonnenstrahlen abfellen und zügig durch eine steile Schnee- und Felsrinne auf den Gletscherboden des Rötkeeses abfahren (Steinschlaggefahr!).

Nach erster Abfahrt über Rötkees und Schlegeiskees zum Hochfeiler

Anschließend neuerlich auffellen und unschwierig mit leichtem Höhengewinn das durchwegs sanft ansteigende Rötkees queren auf eine kleine Einsattelung inmitten einer Felsrippe auf ca. 2850 m zu. Achtung: Nicht zu weit südlich ansteigen, da der Übergang auf das Schlegeiskees dort etwas problematisch ist und aus den Flanken der Hochfernerspitze Steinschlag droht.

<p>Der Hochfeiler aus der Vogelperspektive.</p>

Der Hochfeiler aus der Vogelperspektive.

© IMAGO / Pond5 Images

Über eine Felsrippe gelangt man auf das zerklüftete Schlegeiskees. Die gewaltige Hochfeiler-Nordwand bereits vor Augen, geht es nun unschwierig bis zum Wandfuß auf 3160 m. Dort Ski und Stöcke gegen Steileisgeräte, Steigeisen und Helm tauschen. Nach der oft großen Randspalte ist die Wand mit 45 Grad anfangs noch gutmütig, steilt aber bald bis auf 55 Grad auf.

Hochfeiler-Nordwand: Volle Konzentration bei 60 Grad Steilheit

In direkter Linie etwas linkshaltend empor, um möglichem Steinschlag aus den Felswänden ausweichen zu können. Das letzte Drittel erfordert mit bis zu 60 Grad nochmals volle Konzentration. Mögliche Blankeisstellen sind am ehesten vor dem Ausstieg aus der Wand zu erwarten. Der anfangs breite Rücken mündet dann in einen kurzen, steilen und etwas ausgesetzten Gipfelgrat.

<p>Der Lohn aller Anstrengungen: die letzten Meter zum Gipfel.</p>

Der Lohn aller Anstrengungen: die letzten Meter zum Gipfel.

© Mario Zott

Vom Gipfel folgt man kurz dem Gratverlauf, schwenkt dann aber nach Norden und fährt die ersten 100 Hm über die bis zu 40 Grad steilen Hänge zum Weißkarferner ab. Knapp 1500 Höhenmeter geht es hinunter, bis man das weitläufige Becken des Gliderfernerbaches erreicht.

Bevor der Bach in der gewaltigen Schlucht verschwindet, zieht westseitig eine steile und schmale, nach Osten ausgerichtete Rinne ca. 200 Höhenmeter hinauf zum Mahdbichl. Anfangs in Spitzkehren, später die Ski tragend durch die Rinne. Ist dieser letzte Anstieg geschafft, führt die Abfahrt durch das Unterbergtal zurück zum Ausgangspunkt.

Alle Infos zur Hochfeiler-Nordwand (3510 m) mit Ski

  • Schwierigkeit: Kombinierte Ski- und Eistour, schwer

  • Höhenmeter: 2140 Hm

  • Gesamtzeit: 8 - 9 Std.

  • Beste Zeit: März - Anfang Mai, je später im Jahr, desto länger ist die Ski-Trage-Strecke!

  • Talort: St. Jakob im Pfitschtal, 1450 m.

  • Ausgangspunkt: Dritte Kehre nach dem Weiler Stein (1720 m).

  • Route: Über Almwiesen und Moränen zur Grießscharte (2 ½ Std.). Über die Gletscher Rötkees und Schlegeiskees zum Einstieg ( 1 ½ Std.). Durch die Nordwand (ca. 2 ½ - 3 Std.) und nochmals 20 Min. am Grat zum Gipfel. Die Abfahrt erfolgt über den Weißkarferner mit Gegenanstieg ca. (1 ½ - 2 Std.).

  • ALPIN-Tipp: Eine Ski-Abfahrt über die Nordwand (im oberen Teil bis zu 60 Grad!) sollten nur ausgezeichnete Skifahrer erwägen. Außerdem muss man danach wieder zur Grießscharte (Steinschlag!) aufsteigen.

<p>Übersichtskarte Hochfeiler-Nordwand.</p>

Übersichtskarte Hochfeiler-Nordwand.

© ALPIN

Infos zu Ausrüstung, Einkehr und Karte

  • Anreise: Per Auto auf der Brennerautobahn bis Sterzing (Maut!). Anschließend auf der Landesstraße nach St. Jakob im Pfitschtal und weiter zum Weiler Stein. Ab dort auf der Schotterstraße Richtung Pfitscherjoch bis zur dritten Kehre. Hier einige Parkplätze. Oder per Bahn nach Sterzing und per Linienbus nach St. Jakob - nur sinnvoll, wenn man in St. Jakob oder Stein übernachtet oder zum Günther-Messner-Biwak aufsteigt.

  • Info: Tourismusverein Sterzing, sterzing.com und lokale Bergschulen.

  • Ausrüstung: Skitourenausrüstung inkl. LVS, Sonde, Schaufel sowie Harscheisen. Zusätzlich Seil, Brust- und Sitzgurt, Steigeisen, 2 Steileisgeräte, Helm, Eisschrauben und evtl. T-Blocs.

  • Einkehr: Keine Einkehrmöglichkeit, darum unbedingt genügend zum Essen und Trinken einpacken!

  • Literatur: Andreas Jentzsch und Axel Jentzsch-Rabl: Firn- und Eisklettern in den Ostalpen, Alpinverlag, 2003.

  • Karte: Alpenvereinskarte, 1: 25 000, Blatt 35/1, Zillertaler Alpen - West.

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Text von Mario Zott

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