Kraxeln über Innsbruck

Bergtour: Vordere Brandjochspitze über den Südgrat

Eine schwere Bergtour mit leichter Kletterei über den Südgrat zum zweithöchsten Gipfel der Nordkette hoch über Innsbruck, die sich wachsender Beliebtheit erfreut.

Die Bergtour auf die Vordere Brandjochspitze ist eine luftige Angelegenheit.
© Florian Marschall

Die Vordere Brandjochspitze wurde früher nicht sehr häufig über den Südgrat begangen. Heute schon. Mit entsprechendem Können seilfrei oder auch absicherbar für Ungeübtere. (Anm. d. Red,: Bei unserer Begehung im Juni 2022 fiel uns auf, dass die meisten der in der Topo von bergsteigen.com eingezeichneten Schlaghaken abmontiert wurden. Eine Absicherung ist also häufig nur mit selbstgelegtem Gerät oder gar nicht mehr möglich.)

Vordere Brandjochspitze: Zustieg zum Südgrat

Vom Bergrestaurant Seegrube zuerst auf dem Weg entlang des kurzen Sesselliftes zum Grubegg (1966 m). Von dort mit großartigem Blick auf das Tourenziel dem Steig entlang der Südflanke folgen Richtung "Höttinger Alm/Solsteinhaus" (Nr. 215). (Anm. d. Red.: Konditionsstarke können über den "Rauschbrunnen" vom Tal aus zusteigen.)

<p>Der Zustieg vom Tal ist lang, aber landschaftlich abwechslungsreich.</p>

Der Zustieg vom Tal ist lang, aber landschaftlich abwechslungsreich.

© Lubika Brechtel

Nach wenigen Kehren und drahtseilversicherten Passagen gabelt sich der Weg. Dort nach links (Aspachhütte/Brandjochboden/ Hohe Warte). Ab hier weniger begangen, spürbar "alpiner". Weiter bis auf den breiten Südrücken des Brandjochkreuzes.

Vordere Brandjochspitze Südgrat: Tourenbeschreibung

Das erste Latschenfeld durchqueren, danach den weiter abfallenden Steig verlassen und über den steilen Grashang weglos empor auf den Steig und weiter auf den Gipfel des Brandjochkreuzes (2268 m). Den ersten Teil des Grates charakterisieren Gehgelände (Gras und Schotter), gut sichtbare Steigspuren, dezente aber regelmäßige Markierungen (orange/gelbe Punkte, manchmal Pfeile) und leichte kurze Kletterstellen (UIAA II+).

Anm. d. Red.: Wer an dieser, etwas speckigen Stelle, bereits Probleme hat oder sich bei der Wegfindung unsicher war, sollte umkehren!

Zahlen und Fakten rund ums Alpinklettern findet ihr in unserem SchlauBERGer: Meilensteine des Kletterns (Teil I):

Nach einer Querung um ein Fels-Eck (Pfeil) gelangt man zu einer besonders originellen Passage: Durch einen engen Felsspalt wechselt man auf die Ostseite des Grates. Unmittelbar dahinter schließt sich die erste ernsthafte, da ausgesetzte Kletterstelle, an: eine kaminartige Steilstufe (5 m, UIAA II+). Vorbei an einem Felsenfenster, folgt danach wieder Gehgelände.

<p>Eine der ersten Herausforderungen: die Abkletterstelle im II. Grad. Und ja, der Kamin ist so eng, wie er aussieht!</p>

Eine der ersten Herausforderungen: die Abkletterstelle im II. Grad. Und ja, der Kamin ist so eng, wie er aussieht!

© Lubika Brechtel

Der anschließende Steilaufschwung wird von einer nach rechts ansteigenden, breiten, dann schmäler werdenden Rampe durchzogen. Dieser folgt man fast bis an ihr Ende zu einem großen Steinmann, wo Seilschaften anseilen sollten und die Kletterei beginnt.

Vordere Brandjochspitze Südgrat: die einzelnen Seillängen im Detail

1. Seillänge (SL): Vom Ende der Rampe ist ein nach oben tiefer und enger werdender Felskamin gut sichtbar. Dieser führt den Anstieg (40 m, UIAA III-, 5 Normalhaken, ein Eisenanker). (Anm. d. Red.: Uns sind im Kamin keine Normalhaken aufgefallen, wurden ggf. abmontiert). Knapp vor seinem Ende verlässt man ihn nach links und erreicht den höchsten Punkt (Standplatz an Felsblock).

<p>Einstieg in den Kamin (III-) mit toller Kletterei.</p>

Einstieg in den Kamin (III-) mit toller Kletterei.

© Lubika Brechtel

Tipp: Von der Rampe besser gleich direkt auf den Kamin zusteigen (brüchig, aber weniger Seilreibung) – oder auf markiertem Weg (Steinmann) ums Eck in die Ostflanke, und nach ca. zehn Höhenmetern wieder zurück in den Kamin queren (seilfrei besser).

2. SL: Über den sehr schmalen, gezackten und nun fast waagrecht verlaufenden Grat (40 m, UIAA II+, 1 NH, Stand an Felskopf).

<p>Auf dem Grat - wer's ausgesetzt mag, freut sich!</p>

Auf dem Grat - wer's ausgesetzt mag, freut sich!

© Benjamin Schmidbauer

3. SL: Wieder steiler, zuletzt abklettern und Spreizschritt über einen Spalt (Schlüsselstelle, UIAA III). Dann kurz aufwärts zum Stand (Kopfschlinge, 30 m, 1 NH).

<p>Der Spreizschritt (Sprung trifft es eher) ist die Schlüsselstelle der Tour.</p>

Der Spreizschritt (Sprung trifft es eher) ist die Schlüsselstelle der Tour.

© Benjamin Schmidbauer

4. SL: In die mit Graspolstern durchsetzte Felsrinne. Links haltend über sehr kompakte, griffige Felswand empor. Zuletzt über Kalkplatte mit herrlichen Wasserrillen zum Gratpunkt unter sehr markantem Felsblock. (30 m, UIAA III–, 1 NH, Stand an Felskopf).

5. SL: Vom Absatz in die Ostflanke queren, hinab in die Scharte und empor zum Grat. (30 m, UIAA II+, 1 NH, Stand an Felskopf).

<p>Geschafft – am Gipfel der Vorderen Brandjochspitze.</p>

Geschafft – am Gipfel der Vorderen Brandjochspitze.

© Florian Marschall

Seilfrei und unschwierig in die Westflanke. Hinter kleiner Scharte (a) direkt zum Gipfel (seilfrei oder 6. SL, UIAA II+, 30 m) wieder seilfrei linkshaltend (!), kurz absteigen und hinauf oder (b) auf dem Steig zur Scharte zwischen Hinterem und Vorderem Brandjoch und über den Nordgrat zum Gipfel.

Abstieg: Auf gut markiertem und häufig seilversichertem Steig in den Frau-Hitt- Sattel. Kurz danach über den Schmidhuber- Steig etwas ausgesetzter und schwieriger als über den Normalweg zur Wegkreuzung am Südhang der Nordkette. Auf bekannten Weg zurück zur Seegrube.

<p>Verdient: Nach der Tour lohnt sich ein Abstecher in die schöne Innsbrucker Altstadt. </p>

Verdient: Nach der Tour lohnt sich ein Abstecher in die schöne Innsbrucker Altstadt. 

© Benjamin Schmidbauer

Präsentiert vom Tourenportal alpenvereinaktiv.com , wo man diese Tour (und viele weitere) kostenlos downloaden kann.

Diese Tour findet ihr im ALPIN-Heft 06/2014 .

Zahlen und Fakten rund um die legendärsten Kletterrouten im Fels findet ihr in unserer Fotogalerie: Meilensteine des Kletterns Teil II:

Text von Michael Larcher

0 Kommentare

Kommentar schreiben