Leichte Hochtour für Westalpen-Novizen

Aiguille du Tour: Hochalpines "test piece" im Montblanc-Massiv

Die Bergfahrt auf die Aiguille du Tour bietet für Einsteiger, die in die hochalpine Welt hineinschnuppern wollen, die perfekte Spielwiese: schöne Hütte, magische Gletscher, feste Granitkletterei und feinstes Panorama.

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© Ralf Gantzhorn

Einsam geht’s an diesem Berg nur selten zu. Zu perfekt eignet er sich als Test-Tour, wunderbar kann man hier seine bergsteigerischen Grundfertigkeiten ohne allzu großes Risiko nach langer Pause vom Bergsteigen überprüfen. Das wissen auch die französischen Bergführer, und so wird so mancher unerfahrene Montblanc-Aspirant hier hochgezogen. Manchmal hat man aber auch Glück.

Nach einem Schlechtwettereinbruch zum Beispiel. Mit viel Neuschnee am Besten. Dann bleiben die Bergführer unten und man steht alleine auf diesem Aussichtsberg allererster Güte. Denn nördlich der großen Montblanc-Show gelegen, bietet die Aiguille du Tour ein fantastisches Panorama. Wie an der Schnur aufgereiht stehen sie da, die großen Klötze: von links nach rechts die Aiguille d’Argentière, die Aiguille du Chardonnet, die Aiguille Verte und der Montblanc selbst.

<p>Am Gipfel wartet ein grandioser Fernblick in die Walliser Alpen.</p>

Am Gipfel wartet ein grandioser Fernblick in die Walliser Alpen.

© Ralf Gantzhorn

Dann freut man sich über die moderaten Schwierigkeiten und den angenehmen Zustieg, egal ob man von der französischen oder von der Schweizer Seite kommt. Das französische Refuge Albert I ist nach dem Umbau im letzten Jahr durchaus besuchenswert geworden. Und die beiden Schweizer Hütten, die Cabane d’Orny bzw. die Cabane du Trient, sind zwar etwas teurer, aber dafür nicht nur näher dran am Berg, sondern auch kulinarisch absolut einen Besuch wert. Daher wird hier natürlich der Anstieg von der Schweizer Seite empfohlen.

Die Tour - Aiguille du Tour, Südgipfel, 3542 m

<p>Gipfelglück: Ralf Lendt, Karsten Graf und Fotograf Ralf Gantzhorn (v. l.) strahlen um die Wette.</p>

Gipfelglück: Ralf Lendt, Karsten Graf und Fotograf Ralf Gantzhorn (v. l.) strahlen um die Wette.

© Ralf Gantzhorn

Schwierigkeit: Hochtour, leicht

Dauer: 7 Stunden

Höhenmeter: 720 Hm

Leichte Hochtour, die nach Überquerung des Bergschrunds über unschwierige Felsen (Blockkletterei) auf den Gipfel führt.

Beste Zeit: Juni – August

Talort: Champex, 1472 m

Ausgangspunkt: Cabane d’Orny, 2811 m

Route: Von der Cabane d’Orny in etwa 1 Std. zur Cabane du Trient. Danach überquert man in einem großen Linksbogen und nahezu ohne Höhenverlust das Plateau du Trient. Zunächst über den Bergschrund, dann in wenig schwieriger Blockkletterei durch die Ostflanke zum Gipfelgrat. Abstieg wie Aufstieg.

<p>Verdiente Abkühlung: Zwei Bergsteiger erfrischen sich und das Hüttenklima!</p>

Verdiente Abkühlung: Zwei Bergsteiger erfrischen sich und das Hüttenklima!

© Ralf Gantzhorn

ALPIN-Info: Überraschend leicht

Großartiger Aussichtsberg im Norden des Montblanc-Massivs, für einen einzeln stehenden Berg überraschend leichter Normalweg.

Info: Au Pays du St-Bernard, Rte de la Gare 34, CH-1937 Orsières, Tel. +41 27 7752381, saint-bernard.ch

Anreise: Mit der Bahn bis Martigny. Dort umsteigen und mit der winzigen Lokalbahn bis Orsières. Weiter mit Postbus nach Champex fahren.

Hütte: Cabane d’Orny, 2831 m, bewirtschaftet von Mitte Juni bis Mitte September, 90 Lager, Tel. +41 27 7831887, cabanedorny.ch

Bergführer: Jörn Heller, Uhlandstr. 11, D-79102 Freiburg, Tel. +49 170 8551418, joern-heller.de Raymond Angéloz (Hüttenwart der Cabane d’Orny) cabanedorny@netplus.ch

Literatur: Maurice Brandt: SAC Clubführer Walliser Alpen Band 1: Trient bis Gr. St. Bernhard, SAC Verlag, 1999.

Karten: Landeskarte der Schweiz, 1: 25 000, Blatt 1345, Orsières; IGN Carte de Randonnée, 1: 25 000, Blatt 3630 OT, Chamonix.

Ausrüstung: 50-m-Seil, Bandschlingen.

ALPIN-Tipp: Kletterer finden rund um die Cabane d’Orny eine große, gut eingerichtete Spielwiese.

Text von Ralf Gantzhorn

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