Spektakuläre Tiefblicke und Nervenkitzel-Garantie

Traumhafte Klettertour auf die Fünffingerspitze

An diesem Berg in Südtirol kann es gelegentlich ganz schön voll werden. Dafür entschädigt die Kletterer eine herrliche Route. Relativ einfach, trotzdem anspruchsvoll, griffiger Fels und atemberaubende Ausblicke – kurzum: ein Erlebnis!

Traumhafte Klettertour auf die Fünffingerspitze
© Joachim Stark

Einsam ist man auf der Fünffingerspitze selten. Es ist eine der schönsten leichten Kletterrouten in den Dolomiten und der Einstieg ist dank Gondelbahn schnell erreicht. Außerdem lockt die nahe Toni-Demetz-Hütte mit Südtiroler Schmankerln viele Gäste an. Obendrein ist die Felsqualität einwandfrei. 

Besser geht’s also nicht – und steiler und luftiger für den geforderten Schwierigkeitsgrad auch nicht. Ein IIIer, mit ein paar Stellen, die am IVer kratzen. Dafür sind einige Passagen steil wie mancher VIer in den Nordalpen. Zweifellos ist diese klassische Tour noch heute selbst für die Kletterer ein Erlebnis, die sonst in deutlich schwereren Routen unterwegs sind.

<p>Die Aus- und Tiefblicke vom Grat sind während der gesamten Tour ausgesprochen atemberaubend.</p>

Die Aus- und Tiefblicke vom Grat sind während der gesamten Tour ausgesprochen atemberaubend.

© Joachim Stark

Der Routenverlauf ist relativ eindeutig: Hoch zur Kante, hinauf auf den Daumengipfel, abseilen in die Daumenscharte, wieder die Wand hoch und links queren, durchs Loch auf den Gipfel. Der höchste Punkt ist der mittlere der fünf Felsenfinger.

Diese Tour verlangt zwar keine großen Kletterkünste, allerdings braucht der Vorsteiger eine gefestigte Psyche: Nicht überall kann gut gesichert werden und wer nicht mit außerordentlicher Exposition zurechtkommt, sollte sich mit dem hinteren Seilende begnügen. 

Dafür hat man immer gute Griffe und Tritte in meist bombenfestem Gestein. So hat die Popularität des Ziels eben auch ihre positive Seiten: Der Fels ist ausgeputzt, und obwohl viele Seilschaften meist eine erhöhte Steinschlaggefahr bedeuten, hält sie sich hier in Grenzen. Trotzdem sind natürlich ein Helm und Umsicht dringend erforderlich.

ALPIN Info & Tour

Überragende Fünffingerübung

Der Grad spielt keine Rolle, der Grat umso mehr: eine der schönsten leichten Klettereien in den Dolomiten. Zwar ist man meist nicht allein unterwegs, doch die Fahrt in der nostalgischen Sassolungo-Stehgondel und die wunderbare Aussicht vom Gipfel auf Sellastock und Langkofelgruppe machen die Tour zu einem echten Erlebnis.

Fünffingerspitze und Daumen, 2998 m

Vom Einstieg weg immer an griffigem Fels zur Daumenspitze und weiter zum Gipfel. Spektakuläre Tiefblicke und Nervenkitzel garantiert.

  • Klettertour, mittel, UIAA III-IV

  • Dauer: 5½ – 7 Std.

  • Beste Zeit: Juni bis September

  • Talort: Canazei, 1468 m.

  • Höhenmeter: Auf- und Abstieg je 500 hm 

  • Info: Val Gardena/Gröden, Chemunstr. 7, I-39047 St. Christina, Tel. +39 0471 777777, valgardena.it

  • Anreise: Brennerautobahn, Ausfahrt Klausen, durch das Grödner Tal (Val Gardena) zum Sellajoch

  • Ausgangspunkt: Parkplätze am Sellajoch, 2180 m.

  • Gehzeiten: Parkplatz – Toni Demetz-Hütte mit der Bahn 5 Min. oder 1 ¼ Std. zu Fuß, Hütte – Einstieg 5 min., Einstieg – Gipfel Daumen (2953 m) 2 ½ Std., Abseilen in Daumenscharte ¼ Std., Scharte – Fünffingerspitze (Mittelfinger, 2996 m) 1 ½ Std., Abstieg/Abseilen Daumenscharte ½ Std., Abstieg/Abseilen bis zur Hütte 1 Std.

  • Stützpunkt: Toni Demetz-Hütte, 2685 m, Tel. +39 335 6586796, tonidemetz.it

  • Literatur: Mauro Bernardi: Klettern in Gröden und Umgebung, Bände 1 – 3, Athesia Tappeiner Verlag, 2015.

  • Berführer: alpinist.it

  • Ausrüstung: Normale Alpinausrüstung, Helm, 50-Meter-Seil, Schlingen, freie Karabiner, evtl. 5 Expressschlingen, Klemmkeile, Abseilgerät, Kletterschuhe.

<p>Aus der Ostwand führt eine exponierte Querung nach links um die Kante herum.</p>

Aus der Ostwand führt eine exponierte Querung nach links um die Kante herum.

© Joachim Stark

Route: Der Einstieg zur Klettertour befindet sich ein paar Fußminuten hinter der Toni Demetz-Hütte. Kletterei: Vom Einstieg auf ein breites Schuttband, das nach rechts in die kleine Scharte zwischen dem Gottesfinger und der Daumenkante leitet. Von hier immer den Grat entlang, leicht links queren in Scharte, dann weiter dem Kantenverlauf folgen. 

Vom Daumengipfel in Daumenscharte abseilen (2 x 25 m). Von dort ca. 60 m geradeaus hoch, dann ausgesetzte 10 m Querung nach links um die Kante in die Südwand des Zeigefingers. 30 m schräg links zur Zeigefingerscharte, vorbei an kleiner runder Gedenktafel. Von der Scharte durch das Felsentor zum Gipfel.

Abstieg: Vom Gipfel in die Zeigefingerscharte abseilen, den Aufstiegsweg zurückklettern bis in die luftige Querung der Ostwand des Zeigefingers. Hier in die Daumenscharte abseilen bis unter die großen Blöcke südseitig etwas unterhalb der Scharte. Evtl. Stand an einem Normalhaken auf der Zeigefingerseite.

Aus der Schlucht am Daumen vorbei ausqueren (polierte Griffe, Normalhaken und ein Edelstahl Klebehaken weisen den Weg). Über Platten schräg abseilen oder abklettern und immer Richtung Hütte halten. Abseilringe vorhanden.

Text von Joachim Stark

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