Durch Fels und Eis auf ehemaligen Frontverlauf

Einfach aber beeindruckend: Klettersteig Sentiero dei Fiori

Der leichte Klettersteig Sentiero dei Fiori ist viel mehr als eine Blumenwanderung: Er folgt alten, versicherten Frontsteigen aus dem Ersten Weltkrieg – und ist seit 2011 mit zwei atemberaubenden Seilbrücken versehen.

Leichter Klettersteig: Sentiero dei Fiori
© Andreas Strauß

Heute trennt der Felskamm mit dem Corno di Lago Scuro lediglich das Valle Narcanello vom Val Presena, vor 100 Jahren verlief hier die Frontlinie zwischen Italien im Westen und Österreich-Ungarn im Osten. Von 1916 – 1918 wurden Befestigungen gebaut, Steige angelegt, Tunnel gegraben – vieles sieht man noch heute. Diese Kriegssteige hat man zum Klettersteig Sentiero dei Fiori ausgebaut. 

<p>Das Paradestück des Sentiero: Zwei rekonstruierte Hängebrücken mit 55 und 75 Metern Länge überspannenrecht wilde Schluchten. </p>

Das Paradestück des Sentiero: Zwei rekonstruierte Hängebrücken mit 55 und 75 Metern Länge überspannenrecht wilde Schluchten. 

© Andreas Strauß

Einen Blumenweg darf man nicht erwarten: Mit Hilfe der Gondel beginnt der Anstieg bereits in der Hochgebirgsregion, den Beginn der Versicherungen erreicht man auf knapp 3000 Meter. Die technischen Schwierigkeiten des Sentiero dei Fiori liegen zwar nur bei „B“, aber vor allem die beiden Seilbrücken mit 55 und 75 Metern sind sehr luftig. Seit 2011 existieren sie und bescheren dem Sentiero dei Fiori viel Presse und Zulauf. Rekonstruiert hat man sie aus alten Plänen und Bildern.

Neben der großen Höhe des Steigs – das Corno di Lago Scuro, 3166 m, ist der höchste Punkt – ist es auch der Abstieg über den Presenagletscher, der der Tour eine alpine Note verleiht. Wer nicht den Klettersteig wieder zurückgehen möchte, steigt vom Corno di Lago Scuro nämlich über einen steilen Steig (versichert, C) ab aufs Eis. Der Gletscher ist im aperen Zustand so steil, dass man jedenfalls Steigeisen benötigt, die entsprechende Gehtechnik beherrschen muss und evtl. ein Seil zur Sicherung braucht. In der Summe also keine Blumenwanderung, sondern eine sehr interessante, abwechslungsreiche und fordernde Tour.

ALPIN-Tour: Corno di Lago Scuro, 3166 m, Sentiero dei Fiori

Der Steig verläuft entlang der Frontlinie des Ersten Weltkriegs. Die Klettersteigpassagen sind nicht schwierig, die beiden Seilbrücken aber sehr luftig.

  • Schwierigkeitsgrad: Leicht, B/C

  • Dauer: 5 Stunden 

  • Höhenmeter: 550 Hm

  • Ausgangspunkt: Bergstation der Gondelbahn Paradiso, 2585 m, Talstation wenig westlich des Passo del Tonale.

  • Beste Zeit: Juli – September

<p>Ein kleines Denkmal für die Opfer des Gebirgskriegs (1915 – 18) zwischen Österreich und Italien.</p>

Ein kleines Denkmal für die Opfer des Gebirgskriegs (1915 – 18) zwischen Österreich und Italien.

© Andreas Strauß

Route: Zunächst zum Passo del Castellaccio und Beginn des Klettersteigs. Auf der Westseite des Grats mit wenig Höhendifferenz nach Süden bis zum Corno di Lago Scuro, 3166 m. Bei schlechten Verhältnissen am Gletscher bzw. fehlender Eisausrüstung hier umdrehen. Ansonsten nach Nordosten versichert (C) über Fels und die westliche Vedretta Presena absteigen. Über Felsschutt zurück zur Bergstation.

ALPIN-Info

Einfacher, aber beeindruckender Klettersteig auf dem ehemaligen Frontverlauf.

  • Info: Azienda Turismo Val di Sole, I-38027 Malé, Tel. +39 0463 901280, valdisole.net

  • Anreise: Vom Brenner über Bozen und den Mendelpass ins Val di Sole oder über Mezzolombardo und Cles ins Val di Sole.

  • Hütte: Rifugio Capanna Presena, 2738 m, Tel. +39 0463 890345, rifugiopresena.it

  • Einkehr: Bivacco Amici della Montagna, 3160 m, am Corno di Lago Scuro, im Sommer an Wochenenden teils bewartet; Ristorante Passo Paradiso, 2585 m, Tel. +39 0463 890345, rifugipassotonale.it

  • Ausrüstung: Klettersteigausrüstung, zusätzlich für den Abstieg Steigeisen, Pickel und evtl. Seil. Für die Tunnel ist eine Taschenlampe sinnvoll.

  • Bergbahn: Gondelbahn Paradiso am Passo Tonale, I-38029 Passo Tonale, Mitte Juni – Mitte September täglich, 8.15 – 16.45 Uhr, Tel. +39 0364 91355.

  • Bergführer: Guide Alpine Val di Sole, Tel. +39 0463 901151 und +39 347 7457328, guidealpinevaldisole.it

  • Karte: Tabacco-Karte, 1: 25 000, Blatt 052, Adamello, Presanella.

  • Tipp: Mit der Trentino Guest Card erhält man viele Vergünstigungen im öffentlichen Verkehr, bei Museen, in den Thermen oder beim Kauf lokaler Produkte.

Mit welchem Klettersteigset Ihr am besten unterwegs seid, erfahrt Ihr in unserem Klettersteigset-Test 2018:

In diesem Video erfahrt Ihr, wie Ihr am Klettersteig sicher umklinkt:

Text von Andrea Strauß

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