Kletterroute auf Deutschlands höchsten Berg

Über die Klettertour "Eisenzeit" auf die Zugspitze

Eine Neutour an einem der am besten erschlossenen Berge der Region zu finden, ist nicht so leicht. Dabei ist die "Eisenzeit" nicht mal wirklich neu. Olaf Perwitzschky kletterte auf den Wegen der Bahnbauer von 1930 durch die Nordflanke der Zugspitze - und war begeistert.

Spannend: die "Eisenzeit" an der Zugspitze
© Birgit Gelder

"Eine neue Route auf die Zugspitze? Klar, wahrscheinlich sackschwer und für den normalen Bergsteiger nicht machbar, oder? 'Von wegen', entgegnet Michi, 'maximal III, vielleicht eine kurze Stelle IV–. Und an den wichtigen Stellen stecken überall Haken.'

Ich kann das noch immer nicht ganz glauben. Eine Neutour durch die Zugspitze-Nordwand? Die sieht so gar nicht nach dem III. Schwierigkeitsgrad aus. Aber der Name klingt spannend: 'Eisenzeit.'"

Eine anschauliche wie detaillierte Beschreibung der Tour in Videoform findet ihr beim YouTube-Kanal AlpineFex.

Die genaue Beschreibung der Route "Eisenzeit" an der Zugspitze (2962m)

<p>Ausblick: Am Tunnelfenster 4 an der Zugspitze.</p>

Ausblick: Am Tunnelfenster 4 an der Zugspitze.

© Birgit Gelder

Die Führe folgt den Tunnelbauersteig und verbindet diesen mit dem Höllentalklettersteig über die Riffelnordwestwände.

Der Zustieg zur "Eisenzeit": Drei Möglichkeiten

1. Zu Fuß vom Eibsee: Kürzester Zustieg: Vom Parkplatz Zahnradbahnhof Eibsee über eine Brücke die Zahnradbahn queren. Westlich der Gleise über Wege zu den kleinen Tunnel der Zahnradbahn und direkt unter der Eibsee-Seilbahn-Trasse auf einer Waldschneise zur Haltestelle Riffelriss (1650m).

Von hier weiter den Weg zur Riffelscharte in Serpentinen hinauf. Am Ende der Serpentinen wo der Weg die Querung zur Riffelscharte ansetzt zweigt nach rechts (ca. 1800m) der alte Tunnelbauersteig ab.

<p>Ab durch den Tunnel am Tunnelfenster 4.</p>

Ab durch den Tunnel am Tunnelfenster 4.

© Birgit Gelder

2. Entlang der Skiabfahrt (Wanderweg): Vom Parkplatz oberhalb nach Westen auf Forststraße und den ausgeschilderten Wanderweg Richtung Riffelriss und Haltestelle.

3. Mit der Zahnradbahn: Mit der Zahnradbahn bis zur Haltestelle Riffelriss und den Weg zur Riffelscharte folgen. Am Ende der Serpentinen, wo der Weg die Querung zur Riffelscharte ansetzt, zweigt nach rechts der alte Tunnelbauersteig ab.

Die "Eisenzeit": Durch den Tunnelbauersteig auf die Zugspitze

Den alten Steig unterhalb von Felsriegeln nach Osten hinauf folgen bis zum blechernen Sprengbahnaufbau (1890m) ehemals Tunnelfenster I. Direkt vor dem Gebäude nun nach Westen in den Hang auf Steigspuren über die große Schuttreiße hinzu den Bändern die unterhalb der Riffelnordwand ins Bayrische Schneekar ziehen. Für die Traverse ist das untere Band anzupeilen. Ab hier sind alte Drahtseilversicherungen des verfallenen Weges. Die Versicherungen sind nicht mehr benutzbar!

<p>Eisenzeit: Auf der Route ist man immer im Sichtbereich der Bahn.</p>

Eisenzeit: Auf der Route ist man immer im Sichtbereich der Bahn.

© Birgit Gelder

Man folgt den schottrigen teils schmalen und ausgesetzten Bändern bis sich die Wand nach links öffnet. Nun um 180° nach Norden der geneigte Wand entlang. Man hält sich knapp oberhalb der Abbruchkante und steigt teilweise im Schotter bis vor an den Nordwestgrad der Großen Riffelspitze. Man befindet sich direkt unter der Eibseeseilbahn. Nun steigt der in den felsgehauene Weg in Serpentinen über die Flanke weiter an.

Achtung! Neben der Kante steigt direkt der schwerere offengelassene Steig in direkter Linie zum oberen Strahleraufbau an (Drahtseile sichtbar). Diesen nicht folgen sondern rechts davon bleiben. Eine verfallene Leiter (am Beginn Bohrhaken) mit Respekt hinauf zu weiteren Bohrhaken (2185m).

Nun den Steig nach links oben zum Strahleraufbau (2250m) und in die steiler werdende Wand über den hineingeschlagenen Steig bis dieser unterhalb einer Kaverne (2300m) mit einer kurzen senkrechten Wand, die den weiteren Weg versperrt.

<p>Neuland: Die Wegfindung in der "Eisenzeit" ist recht komplex.</p>

Neuland: Die Wegfindung in der "Eisenzeit" ist recht komplex.

© Birgit Gelder

Nicht direkt in die ober Kaverne sondern rechts von dem Einschnitt bleiben. Über diese kurze Wandstelle hinauf (IV) 3m (Einstieg brüchig!) und weiter (H) und hinauf zum Steig (Bohrhaken / ca. 15 m). Diese Stelle ist mit die schwierigste der Route und nicht abzusichern!

Man folgt den Steig und zur weiterer Leiter. Diese hinauf zu den ersten Kavernen (2360m) und gleich danach eine weitere Leiter hinunter zu den IVer-Tunnelfenstern (2350m). Achtung! Auch hier sind die Leitern nicht sicher, wie alles in diesem Steig!

+++ Ein Topo der Route Eisenzeit findet ihr hier. +++

Am Ende der Kavernen eine Absperrungen (gespannte Drahtseile) im Stollen. Hier beginnt das Betriebsgelände der Zahnradbahn. Nicht betreten bzw. die Türen aufbrechen. In einem Notfall hier auf Hilfe aus dem Tunnel warten.

Alle Infos zur Eisenzeit auf die Zugspitze:

  • Schwierigkeit: Klettertour, leicht, IV–

  • Gehzeit: 7 – 9 Std.

  • Höhenmeter :1320 Hm im Auf-, 2000 Hm im Abstieg

  • Info: GaPa Tourismus GmbH, gapa.de; eisenzeit-zugspitze.de

  • Anfahrt: Von München auf der A 95 bis Autobahnende, weiter auf der B 2 bis Garmisch. Dann der B 23 Richtung Ehrwald folgen. Hinter Garmisch der Beschilderung Zugspitzbahn / Eibsee folgen bis zum Parkplatz. Mit der Zahnradbahn zur Station Riffelriss.

  • Beste Zeit: Juni bis Oktober.

  • Talort: Garmisch-Partenkirchen, 708 m.

  • Ausgangspunkt: Talstation der Bayerischen Zugspitzbahn, 1000 m.

  • Bergführer: Werdenfelser Bergführer, bergfuehrer-werdenfels.de

  • Karte: AV-Karte 1 : 25.000, Blatt, 4/2, Wetterstein Mitte.

  • AusrüstungKletterausrüstung, 50-Meter-Seil, 6 Express-Sets, einige Bandschlingen und Helm.

Die Verbindungsroute: Von der Eisenzeit zur Zugspitze

Am letzten Tunnelfenster steigt eine schottrige Rampe nach rechts Richtung Zugspitze empor (70m, I). Gegen Ende zweigt nach rechts ein Band ab. 1 Meter absteigen (II, Bohrhaken) auf das Band und kurz weiter entlang bis sich das Gelände weitet(20m). Hier links am Fels ein Haken und ca. 10m (I-II) direkt darüber zum Stand (2380m)(Bohrhaken).

Nun kurz rechts und links aufwärts hinauf zum Beginn der Plattenquerung (Stand, ca. 15m, II). Horizontal nach rechts auf ebenen Band zu Haken und über kompakten Fels (III+ /Bohrhaken) wenige Meter hinauf und weiter nach recht (2 Bohrhaken) etwas fallend zu Riss und 4m hoch zu Stand (40m, III).

<p>Schlüsselstelle: Einen Vierer sollte man bei "Eisenzeit" sicher klettern können.</p>

Schlüsselstelle: Einen Vierer sollte man bei "Eisenzeit" sicher klettern können.

© Birgit Gelder

Über geneigten Fels schrägrechts unschwer hinauf zur großen Schlucht, die die Riffelnordwestwand spaltet (ca. 40m, I - II). Der Stand befindet sich vor der Überquerung der Schlucht im flachen Fels (2420m). An dieser Stelle ist die Schlucht unterbrochen und die Querung nach rechts setzt direkt am Ende der von unten heraufziehenden Schlucht an (Haken + Bohrhaken).

In der folgenden ansteigenden Querung zwei weiter Bohrhaken und hinüber zur senkrechten Wand mit großer Sanduhr mit Schlingen und Bohrhaken (Stand)(40m, II-III). Nun fünf Meter den Nachsteiger unschwer zu weiterem Stand absteigen lassen. Direkt vom Stand rechts über den kleinen brüchigen Felsaufschwung (IV, Haken + Bohrhaken) in eine von unten kommende Rinne hinein und diese folgen (III, Bohrhaken + Haken) bis rechts an Kante ein weiterer Bohrhaken den Ausstieg zum Stand (2470m) markiert (40m).

Nun über schottrige teils abschüssige Bänder (3 Bohrhaken) und zwei Rippen (H, Bohrhaken) queren (90m, I-II). Am Ende der Querung (4480m) weiter rechts ansteigend im leichten Gelände (60m, I). Am Ende (2500m) gerade hoch teils über Platten zum Beginn der großen Schuttreißen, die vom Nordostgrad herabzieht (I - II).

Gleich zu Beginn die noch schmale Schuttrinne überqueren und in einer Rechts-Links-Rechts Kombination zwischen den Schrofen hinauf zum unteren Beginn der senkrechten glatten Wandflucht, die vom Grat herabzieht (I). An dieser Wandflucht entlang bis sich diese kurz öffnet (2580m). Ab hier folgt man die Nordostgrat-Route (Erstbegehung 1886).

<p>Gipfelfreuden an der Zugspitze: Auch Testredakteur Olaf (re.) hat sich sein Radler verdient. </p>

Gipfelfreuden an der Zugspitze: Auch Testredakteur Olaf (re.) hat sich sein Radler verdient.

© Birgit Gelder

Nach rechts aufsteigen (II) und rechtshaltend zu einer abdrängende schwarze Felswand (Wulst). Zu Beginn ein Haken und nun um den Wulst über abschüssige Platten(I, Bohrhaken) queren zu Stand (Bohrhaken / 2610m). Nun rechts direkt in der Rinne die ersten Meter nach oben klettern (III) dann rechts neben der Rinne hoch (II)und links zu Felszacken an Kante (Köpferlstand, 2645m / 40m). Nun die vorliegende Abschlusswand hinauf bis auf den Grat (50m, III / 2690m).

Nun nicht wie früher den Nordostgart folgen oder schrägabwärts auf den Höllentalsteig (hohe Steinschlaggefahr für den Höllentalsteig!!) sondern direkt beim Ausstieg südseitigen Rinne auf einem Kopf mit Eisenstange zum dahinterliegenden Abseilstand und zum Höllentalsteig im festen Fels abseilen 1 x 25m und 15 m. Nicht in der Rinne absteigen! Hohe Steinschlaggefahr!!

Über den Klettersteig unproblematisch zum Gipfel.

Impressionen vom höchsten Berg Deutschlands findet ihr hier:

Text von Michael Gebhardt / Olaf Perwitzschky

8 Kommentare

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IPK

Hallo,

schöne Beschreibung ... haben uns zwar 2-3 mal etwas verstiegen, aber dann wurde doch bald klar, dass es auch Sinn macht, mal hochzuschauen. In Zweifelsfall, wenn wir mit dem Text nicht ganz sicher waren, war's wirklich immer die leichteste Linie nach oben. Sehr schön war, dass die BH mit kurzen Schlingen markiert waren. Sonst hätten wir einige nie gefunden.

Bei "Man hält sich knapp oberhalb der Abbruchkante" sind wir einfach ziemlich mittig den Hang hoch, ein schönes ZickZack von Bändern, bis hoch zum Strahler. Geht Prima.

Bei "Über geneigten Fels schrägrecht" steckt links über dem BH noch ein geschlagener Haken. Nicht irreführen lassen. Es geht hier nicht nach links.

Das einzige, was wir wirklich überhaupt nicht gefunden haben, war die Abseilstelle vom Grat runter. Und gerade sehe ich, dass das oben schon jemand moniert hat. Grrr ... daran hatte ich mich nicht mehr erinnert. Der Abstieg ohne Abseilstelle war am Ende für den Nachabsteigenden (trotz Zwischensicherungen) das Gefährlichste an der ganzen Tour. Und auch das haben wir hinbekommen.

Thomas

die Rettungseinsätze der Bergwacht in der doch neuen Route bestätigen die hohe Herausforderung der Aspiranten für diese Tour

Heike__Schmidt

Mein Mann Ingo und ich hatten gestern das Vergnügen, als Kunden der Bergschule von Michi Gebhardt persönlich über die neue Route Eisenzeit geführt zu werden.

Ich hatte aufgrund der Berichte Respekt vor der Route aber auch sehr große Vorfreude. Beide Attribute treffen für die Route zu. Die Wegfindung, die uns Michi ja perfekt abgenommen hat, ist wirklich herausfordernd. Mehrere Seilschaften, die gestern ausser uns unterwegs waren, werden das bestätigen. Durch mehrere Versteigungen der anderen Seilschaften war die Steinschlaggefahr höher als sonst und Michi zu recht auch teilweise etwas angespannt :)!!

Ansonsten sind die landschaftlichen Eindrücke, die historische Zeitreise und die echt abwechslungsreiche Routenführung ein tolles Erlebnis und eine tolle alpinistische Erfahrung - eingeschlossen die Rückkehr in die Zugspitzbesteigungsrealität - die Ankunft auf den gestern total überfüllten Klettersteig!

Wir hatten pefektes Wetter und Michi an unserer Seite bzw. vor uns im Vorstieg :)!! . Man sollte sich nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Wegverlauf sehr luftig ist, die alten Sicherungen nicht zu gebrauchen sind, die vorhandenen Sicherungen gefunden werden müssen und die Steinschlaggefahr all gegenwärtig ist.

Ein Berführer oder einen sehr erfahrenden Alpinisten sollte man an seiner Seite haben, denn allein mit der Beherrschung von IIer und IIIer Kletterstellen ist die Route nicht getan!!!

Für uns war es ein perfekter Tag mit einem tollen Bergführer!

Gruss Heike

Gerd

Danke den Erschließern, interessante neue Route zur Zugspitze. Weniger den Kletterer, als den klassischen Bergsteiger ansprechend. Noch viel Bruch und alle alten "Versicherungen" bis zu den Stollenfenstern nur mit Misstrauen zu behandeln - durch die zusätzlichen Bohrhaken aber überall ausreichend abzusichern. Beschreibung passt - gut zu finden.
Die Abseile birgt Gefahren für den darunterliegenden Höllentalklettersteig durch Steinschlag - aufpassen !

Erik

Servus Michael & Olaf,

Danke für die die Tour, die an den richtigen Stellen und nur dort eingebohrt ist und die Routenbeschreibung. Wir haben die Tour am vergangenen Sonntag gemacht und sind ohne Verhauer durchgekommen, hatten die Beschreibung aber regelmäßig in der Hand um nachzusehen. Außer uns war keine andere Seilschaft in der Route. Die Steinschlaggefahr ist (noch) hoch; sie wird mit jeder weiteren Begehung abnehmen. Aufgrund der vergleichsweise wenigen Begehungen wird es wohl noch eine ganze Weile dauern, bis sie so "aufgeräumt" ist wie der Höllentalsteig. Einen Hinweis zu "sondern links neben der direkt beim Ausstieg südseitigen Rinne auf einem Kopf (dahinter!) zum Abseilstand": Die Richtungsangabe "links" ist m.E. irreführend. Der Abseilstand befindet sich auf dem Kopf genau in Verlängerung des Ausstiegs; zudem gibt es in der Tat links des Ausstiegs einen Kopf, an dem sich allerdings nicht der Abseilstand befindet.

Gruß
Erik

Michael

Die Bedenken von Herrn Spindler sind berechtigt und Steinschlag kann man auch in dieser Route, wie in jeder alpinen Route nicht ausschließen. Die Route wird mit jeder Begehung sicherer werden. Bisher sind ca. 30 Bergsteiger die Route gegangen und haben schon einiges weggeräumt von den alten Steigen. Bei dem neuen Verbindungsstück ist der Routenverlauf und die Stände so angelegt, dass ein möglicher Steinschlag vom Vorsteiger nur wenig oder Garnichts anrichten sollte.

Mit besten Grüßen,

Michael Gebhardt

Olaf

Hallo Sebastian,

ich melde mich als Autor der Geschichte in ALPIN. Die Steinschlaggefahr in der Route schätzen wir aus zwei Gründen nicht als besonders problematisch ein. 1. Zur Zeit sind noch nicht viele Leute unterwegs und meist sind es doch andere Bergsteiger, die den Steinschlag auslösen.
2. Die Route verläuft in weiten Bereichen traversierend, was aus der Sicht des Steinschlags auch günstig ist.

Dennoch danke für den Hinweis.

Viele Grüße

Olaf

Sebastian Spindler auf Facebook

Liebes Alpin-Team,
den Beitrag zur Eisenzeit an der Zugspitze möchte ich doch noch etwas hinzufügen. Die Komplexität der Routenfindung, mit der selbst Sie Probleme hatten, wurde ja eingänglich beschrieben. Was leider nicht durchkommt ist, dass die Zugspitze, wie typisch für den Wettersteinfels, sehr steinschlaggefährdet ist. Hatte damit schon des öfteren in der Alpspitz-Nordwand und am Jubigrat Probleme. Durch die leichte Bewertung könnten da einige angezogen werden, die nicht die alpinistischen Vorraussetzungen mitbringen. Aber ansonsten sind eure Berichte immer sehr ausführlich und gut schön zu lesen!