ALPIN-EXTRA Nachhaltigkeit

Zukunftspioniere: Fritz Macher im Interview

Fritz Macher, 1. Vorsitzender der ÖAV-Sektion Austria, spricht über das Umweltgütesiegel für Hütten.

Zukunftspioniere: Fritz Macher im Interview
© Timm Humpfer

Alle 18 Hütten der Sektion Austria haben das Umweltgütesiegel. Was bedeutet diese Auszeichnung?

Die Kriterien, die eine Hütte erfüllen muss, um das Umweltgütesiegel zu erhalten, wurden von DAV, AVS und ÖAV gemeinsam entwickelt. Das bedeutet, dass die Hütte höchste Standards in Bezug auf Energie, Kläranlage, Versorgung etc. erfüllen muss. Bei der erstmaligen Bewerbung findet eine Begehung mit den Mitarbeitern der Hütte, des Bau- und Hüttenreferates und dem zuständigen Gebietswart statt, um die Nachhaltigkeit der Hütte zu prüfen, um dann das Hüttengütesiegel verleihen zu können.

Spielt Nachhaltigkeit eine große Rolle für die Sektion Austria?

Wir fühlen uns verpflichtet, das, was wir von unseren Vorgängern übernommen haben, zu erhalten und zu pflegen. Wir verfallen dabei nicht in Nostalgie, sondern schauen nach vorne und setzen uns aktiv mit der Zukunft des Alpenvereins auseinander und dazu gehört ganz prominent die Verantwortung für die Hütten. Das heißt, wir handeln verantwortungsbewusst gegenüber unseren Vorgängern, aber auch gegenüber zukünftiger Generationen. 

<p>Aufmacherseite aus dem EXTRA in ALPIN 08/2019.</p>

Aufmacherseite aus dem EXTRA in ALPIN 08/2019.

© ALPIN

Seit seiner Gründung hat sich der Alpenverein der Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen des Alpenraums verschrieben. Aber Naturschutz und Schöpfungsverantwortung müssen von uns allen gelebt werden. Um eine Hütte fit für das Umweltgütesiegel zu machen, kostet das die Sektion im Durchschnitt zwischen 500.000 und 800.000 Euro. (Photovoltaik, Kläranlage, Brauchwassernutzung, Isolierung, Bausubstanz etc…) 

Ein hörbares Beispiel: Früher wurde man vom Hilfsdiesel in den Schlaf getuckert, heute haben wir auf unseren Hütten dank der Photovoltaikanlagen den Dieselverbrauch auf unter 10% senken können. Wir sind dabei in massive finanzielle Vorlage gegangen: Insgesamt waren es etwa 11 Millionen Euro, die wir auf unseren Hütten investiert haben. Der Bergsteiger merkt davon allerdings nicht so viel, da sich Schlaf- oder Gasträume nicht verändert haben. Nur wer sich für ein nachhaltiges Wirtschaften auf Hütten interessiert und nachfragt, wird es auch bemerken.

Hast du das Gefühl, dass die Hüttenwirtinnen und -wirte ihre Hütte nachhaltig bewirtschaften wollen?

<p>„Naturschutz geht uns alle an!“ Fritz Macher</p>

„Naturschutz geht uns alle an!“ Fritz Macher

© Fritz Macher

Am Anfang war das natürlich Überzeugungsarbeit von uns als Vorstandsteam. Vor etwa 15 Jahren haben wir unser Programm „Traum von der Austria“ gestartet. Damals waren die Pächter oft skeptisch und haben gefragt, was sie denn davon hätten. Da konnten wir antworten, dass es ihnen eine Erleichterung in der Bewirtschaftung ermöglicht. Aber inzwischen werden Bergsteiger immer umweltbewusster. 

Viele fragen nach der Hüttentechnik und lassen sich diese in Hausführungen wie etwa am Dachstein oder Großglockner gern vom Hüttenwirt erklären. Wir haben auch einen Anteil an anderen Umweltgütesiegel-Hütten, die nicht zu unserem Bestand gehören. Auch da sorgen wir dafür, dass die Hütten nachhaltig und zukunftsorientiert erhalten und ausgebaut werden. Das ist manchmal eine Sysyphusarbeit, die aber viel Freude macht, da wir sicher sind, das richtige zu tun.

Der Hüttenbesucher ist umweltbewusster geworden. Ist das für euch wahrnehmbar. Was wünscht du dir von Hüttenbesuchern?

Das Gros der Hüttenbesucher interessiert sich sehr für nachhaltige Bewirtschaftung, egal ob das die Haustechnik ist, oder die nachhaltige Küche mit regionalen Produkten. Ich wünsche mir, dass sich die Menschen adäquat verhalten, zum Beispiel keinen Müll zurücklassen oder auch mal Müll von anderen aufheben und ins Tal mitnehmen. 

Ich wünsche mir auch, dass die Besucher Verständnis für eine einfachere Bewirtschaftung haben. Das vegane, laktosefreie Gericht gibt es halt am Berg nicht. Zumal die Sektion Austria nur Hütten der Kategorie 1 hat, das heißt Hochgebirgshütten. Von Hütten der Kategorie 2 haben wir uns getrennt haben. Da sehen wir nicht die Kernaufgaben der Austria und des Alpenvereins.

Gibt es weitere Projekte?

<p>Über 30 Seiten alles zum Thema Nachhaltigkeit und Bergsport: unser <a href="https://leserservice.alpin.de/einzelhefte/2019/alpin-heft-08-2019.html" rel="nofollow" target="_blank"><strong>EXTRA in ALPIN 08/2019</strong></a>.</p>

Über 30 Seiten alles zum Thema Nachhaltigkeit und Bergsport: unser EXTRA in ALPIN 08/2019.

© ALPIN

Wir arbeiten daran, dass die Seethalerhütte am Dachstein das Umweltgütesiegel erhält. Auch wenn diese Hütte nach den neuesten ökologischen Erkenntnissen errichtet wurde, muss das Gütesiegel neu eingereicht werden. Das Neubauprojekt Voisthalerhütte wird ebenfalls ein nachhaltiger Bau, der das Umweltgütesiegel erhalten soll. Dann fehlt nur noch die von uns neu übernommene Sonnschienhütte am Hochschwab, die eine Photovoltaikanlage erhalten wird. 

Wir freuen uns, dass wir damit unserer Verantwortung als Gründungssektion des Alpenvereins gerecht werden. Wir sind auch unseren Mitgliedern sehr dankbar, die mit ihren Mitgliedsbeiträgen maßgeblich an der Finanzierung unserer Projekte beteiligt sind. Wir werden alles tun, diesen Standard in der Zukunft zu halten und weiter auszubauen.

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