Mit einem Essay von ALPIN-Kolumnist Tom Dauer

Rezension: Alpen. Die Kunst der Panoramakarte

Sehens- und lesenswert: Bildband mit faszinierenden Gebirgslandschaften.

Rezension: Alpen. Die Kunst der Panoramakarte

Irgendwann zieht mich meine Frau dann meistens weg. Weil sie jetzt endlich los will. Ich ärgere mich dann ein wenig, denn ich war doch noch gar nicht fertig mit dem "Lesen" der großen Panorama-Karte am Startpunkt der Tour. So schaut's hier also aus! Der Felszack ist ja wirklich mächtig steil. Und da hat's einen kleinen See. Ob sich dieses Kar im Winter mit den Skiern befahren lässt? Von dem Gipfel gibt es bestimmt eine tolle Aussicht!

Ich könnte in Panoramakarten schmökern wie andere Leute in Romanen. Insofern bin ich definitiv Zielgruppenangehöriger für das großformatige Buch "Alpen. Die Kunst der Panoramakarte", das der Prestel-Verlag herausgegeben hat.

Darin sind die nach Ansicht des Verlags 90 schönsten handgemalten Panoramakarten aus den Alpen auf je einer Doppelseite abgebildet. Nahezu aus allen Alpenregionen wurden sehenswerte Karten aus der Zeit von 1950 bis heute zusammengetragen. 

Weniger sehens- als vielmehr lesenswert ist der kenntnisreiche Essay, den Tom Dauer den Karten vorangestellt hat. Darin zeigt der ALPIN-Kolumnist aus kunsthistorischer Perspektive, wie sich diese detailreichen Malerien seit den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts zu eigenständigen Kunstwerken entwickelt haben und geht dabei auf Leben und Werk bekannter Künstler dieses Genres wie Heinrich C. Berann, Heinz Vielkind oder Pierre Novat ein.

Nach Toms klugem Essay öffnet sich dann die weite Welt der Alpen und mit staunenden Augen bereist man Doppelseite um Doppelseite das vergletscherte Mont-Blanc-Gebiet, stattet den majestätischen Viertausendern der Walliser und Berner Alpen einen Besuch ab, begibt sich auf die schneebedeckten Gipfel der Ötztaler Alpen, verweilt in den Dolomiten mit den Drei Zinnen oder dem Rosengarten und freut sich, selbst bestiegene Berge in den heimischen bayerischen Alpen um Garmisch-Partenkirchen, Berchtesgaden oder im Allgäu zu entdecken.

Gar nicht aufhören, möchte man zu schauen und zu blättern - doch irgendwann bittet meine Frau mich dann, doch endlich die Leselampe auszumachen. Weil sie jetzt endlich schlafen will. Und ich ärgere mich dann wieder ein wenig, weil ich doch noch gar nicht fertig mit dem Lesen und dem Träumen ...

Tom Dauer: Alpen. Die Kunst der Panoramakarte. Prestel Verlag, München, London, New York 2019. 192 Seiten, 40 Euro.

Text von Holger Rupprecht

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