Polyester, Polyamid, Polypropylen oder Merinowolle

Funktionsunterwäsche Teil 2: Geruch, Passform, Nachhaltigkeit

Im zweiten Teil des Artikels geht es um Geruch, Passform, Nachhaltigkeit.

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Geruch

Für viele Sportler ist das sogenannte Geruchsmanagement der Unterwäsche ein wichtiges Kaufargument. Schweiß stinkt zunächst nicht. Erst bei der Zersetzung durch Bakterien der natürlichen Hautflora entsteht besagter Geruch. 

Gerade auf mehrtägigen Touren, bei denen nicht jeden Tag ein frischer Base-Layer angezogen werden kann, wird es geruchstechnisch betrachtet bald mal eng. Schon seit Jahren versuchen daher Wissenschaftler und Bekleidungs-Hersteller, die verantwortlichen Bakterien sprichwörtlich an der Nase herumzuführen.

Je nach Material bzw. Stoff funktioniert die Geruchsreduktion nach verschiedenen Prinzipien. Die von Tieren stammende Merinowolle verfügt aufgrund ihrer Struktur über eine sehr aktive antibakterielle Oberfläche und zugleich über eine natürliche selbstreinigende Wirkung. Funktionswäsche aus Merinowolle oder mit hohem Anteil lässt sich schon einmal mehrere Tage hintereinander tragen, ohne die Begleiter der Ohnmacht nahe zu bringen.

Bei Synthetikfasern gibt es ebenfalls Möglichkeiten, die Geruchsbildung wenigstens zu verlangsamen. So werden in die Materialien beispielsweise beim Spinnen Silberionen eingebaut, die das Bakterienwachstum verringern sollen. Die Wirkung ist allerdings begrenzt, da die Kontaktfläche der Silberionen nicht sehr groß ist. Auch das nachträgliche Ausrüsten der Fasern mit antibakteriellen Wirkstoffen (Biozide) ist eine Möglichkeit.

<p>Je nach verarbeiteter Faser handelt es sich hier um eine Mutprobe oder eben nicht.</p>

Je nach verarbeiteter Faser handelt es sich hier um eine Mutprobe oder eben nicht.

© Birgit Gelder

Diese machen die für die Zersetzung des Schweißes verantwortlichen Bakterien unschädlich, sodass es gar nicht zur Bildung von Geruchsmolekülen kommt. Wie gut das funktioniert hängt davon ab, wie haltbar diese Stoffe auf der Faser aufgebracht sind. Oft reichen wenige Wäschen, um die Ausrüstung wegzuwaschen.

Seit einiger Zeit gibt es auch Mischungen aus Polyester oder Wolle mit Viskosefasern aus Holz (Tencel, Lyocell). Aber Achtung: Das sind keine Naturfasern, sondern aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellte Chemiefasern. Sie tragen sich sehr weich und angenehm. Wegen ihres nicht ganz so guten Feuchtigkeitsmanagements – sie speichern noch mehr Wasser als Wolle – sind sie eher für belastungsarme Situationen z.B. nach dem Sport geeignet.

Zwar hat beim Geruchsmanagement Merinowolle noch die Nase vorne, aber die Synthetikprodukte holen auf. Vor allem Mischware aus Wolle und Synthetik liegt sehr gut im Rennen. Im Übrigen gibt es Waschmittel, die speziell auf die jeweiligen Funktionen von synthetischen Kunstfasern bzw. Merinowolle abgestimmt sind.

ALPIN-Tipp: Was ist sinnvoll?

Einsatzbereich: Für welchen Einsatzbereich brauche ich die Unterwäsche? Schwitze ich mehr oder weniger? Gibt es gute Trockenmöglichkeiten oder bin ich tagelang ohne Infrastruktur unterwegs? Wem die kühlende Funktion wichtig ist, der sollte zu Synthetikprodukten greifen.

Passform: Sportunterwäsche muss perfekt sitzen, um ihre Funktion zu erfüllen. Sie darf aber auch nicht einengen. Die äußerst dehnbare Chemiefaser Elasthan sorgt bei Wäsche für gute Passform. Allerdings leiert die Faser auf Dauer aus und hat funktionelle Nachteile.

<p>Funktionskleidung sollte passen und eben möglichst keine großen Falten werfen.</p>

Funktionskleidung sollte passen und eben möglichst keine großen Falten werfen.

© Birgit Gelder

Was für wen?

Wer zu den stark schwitzenden Menschen gehört oder sich intensiv belastet und dabei auch noch "Stop-and-go"-Betrieb (Standplätze) hat, wird eher zu synthetischen Modellen greifen, die aufgrund ihrer besseren Leitfähigkeit Vorteile im Feuchtigkeitstransport haben und deutlich schneller trocknen.

Auch bei intensivster Belastung werden sie nicht so "klatschnass" wie Wolle, die dann (entgegen vieler Marketingaussagen) keine wärmende Funktion mehr hat. Je nach Außentemperatur wählt man eine dünnere oder dickere Ware.

Zählt man sich zu den "Wenig-Schwitzern", lässt man es unterwegs ruhiger angehen oder ist es richtig kalt, kann Merinowolle in Reinform oder als Mischung ihre Stärken ausspielen. Dann sorgt der Stoff auch durch den relativ hohen Lufteinschluss und die resultierende Isolationsfähigkeit für ein gutes Körperklima.

Gerade nach der Gipfelrast, wenn man noch leicht verschwitzt ist, führt die Feuchtigkeitsaufnahmefähigkeit der Wolle zum leicht wärmenden Effekt. Trotz enormer Weiterentwicklungen werden die meisten Outdoorsportler allerdings nicht um Wechselwäsche herum-kommen. Vorteil: Die Wechselwäsche wiegt oftmals nicht mal 100 Gramm.

Nachhaltigkeit

Auch wenn nicht alles Gold ist was glänzt: Ökologische Nachhaltigkeit und ethisch vertretbare Produktion und Auswahl der Rohstoffe finden immer mehr Beachtung bei den Herstellern.

Auskunft darüber geben die mittlerweile bekannten Zertifikate wie beispielsweise das OekoTex-100-Siegel oder das ZQ-Zertifikat bei Merinowolle. Entsprechende Angaben kann man bei der Auszeichnung der Produkte finden.

Fazit

Wer nicht dogmatisch unterwegs ist und einfach die beste Funktion für die verschiedenen Einsatzbereiche möchte, wird an beiden Materialien nicht vorbeikommen. Synthetik für die anstrengenderen, schweißtreibenden Aktivitäten und Merino für den nicht so schweißintensiven Einsatz.

  • Systhetik leitet besser die Feuchtigkeit von innen nach außen.
  • Synthetik nimmt weniger Feuchtigkeit auf und trocknet schneller.
  • Synthetik riecht schnell unangenehm, ist aber leichter als Merino.
  • Merino kann 30 Prozent des Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen, braucht daher aber auch länger zum Trocknen.
  • Merino riecht auch nach Tagen nicht unangenehm.
  • Auch das feinste Merino kann nicht jeder vertragen.

Text von Johannes Wessel

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