Marktübersicht Handschuhe

Der richtige Handschuh für jeden Zweck

Wenn die Finger kalt werden, macht selbst die schönste Skitour keinen Spaß mehr. Damit Ihnen das nicht passiert, stellen wir Ihnen acht Handschuh-Kategorien und deren Einsatzbereiche vor.

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Wie viele Handschuhe braucht ein Wintersportler? Reicht ein Paar? Oder müssen es doch eher fünf Paar sein? Denn die Auswahl auf dem Markt ist reichlich. Von ultradünnen Fleece-Fingerhandschuhen bis zu dicken Daunen-Expeditionshandschuhen ist der Reigen riesengroß.

Schlussendlich kommt es darauf an, was man macht und wie man die Handschuhe nutzen möchte. Denn wer zügig im Aufstieg auf Skitour unterwegs ist, braucht in aller Regel keinen dicken Handschuh. Da zählen andere Kriterien wie guter Griff und Taktilität. Am Gipfel ist es dann aber schön, wenn man in einen warmen Handschuh schlüpfen kann, der nicht vollgeschwitzt (und damit feucht) ist.

Und wenn dieser Handschuh auch bei der weniger anstrengenden (und damit kühleren) Abfahrt ordentlich warm hält, ist man auch nicht böse drum. Daher reichen oft dünne Fleece-Handschuhe für den Aufstieg.

Eine Gummierung oder ein (Kunst-) Lederbesatz in der Innenhand sorgt für den nötigen Grip. Das ist vor allem dann sehr angenehm, wenn man den Skitourenstock etwas unterhalb des Griffes am Schaft anpacken muss. Aber auch bei jedem anderen Handling ist es angenehm, weil das "nackte" Fleece-Material sehr rutschig ist.

Gefühlvoll: Ein Mindestmaß an Taktilität ist bei Handschuhen wichtig.
Gefühlvoll: Ein Mindestmaß an Taktilität ist bei Handschuhen wichtig.
© Gelder

Wer es auch beim Aufstieg lieber etwas wärmer mag, der greift am besten auf winddichte Fleece- oder Softshell-Handschuhe zurück. Die sind immer noch recht leicht, ermöglichen ein gutes Handling (z. B. beim Aufziehen der Felle), halten aber für die normalen (Skitouren-) Bedingungen ausreichend warm.

An schönen und nicht zu kalten Tagen muss man dann auch nicht unbedingt Wechselhandschuhe dabei haben. Dieses Setup ist für viele Wintersportarten geeignet, auch zum Langlaufen oder Winterwandern.

Iso-Material

Der Skitourengeher wird bei der Wahl seiner Handschuhe auch ein Augenmerk auf das Gewicht haben. Zumindest bei dem Paar Wechselhandschuhe, die er im Rucksack mit sich führt. Den superrobusten Leder-Skihandschuh mit Protektoren wird der Skitourengeher nicht unbedingt mitnehmen. Aber es gibt ja auch sehr leichte und gleichzeitig warme Handschuhe, die auch ein ausreichendes Maß an Robustheit mitbringen.

Kunstfaserisolierungen wie Primaloft eignen sich für Handschuhe bestens. Aber natürlich kann man auch Daune bei Handschuhen verfüllen. Was zum Beispiel bei einigen extrem leichten Handschuhen gemacht wird, die vor allem als Nothandschuhe oder sehr warme Überhandschuhe dienen. Solch ein Paar bei winterlichen Touren in einer Gruppe dabei zu haben, kann sich als Rettung erweisen.

Denn wenn man mal einen Handschuh verliert (z. B. weil der Wind ihn vom Gipfel weht), kann das bei minus 12 Grad ganz schön übel ausgehen, wenn es noch Stunden bis zur nächsten Unterkunft sind. Statt zwei Handschuhen auf Tour kann man alternativ natürlich auch mit einem Handschuh-System arbeiten: ein dünner Unterzieh-Handschuh und ein winddichter und wasserdichter Überhandschuh für die kälteren Bedingungen.

Die einzelnen Kategorien im Überblick (Kategorie 1 bis 4).
Die einzelnen Kategorien im Überblick (Kategorie 1 bis 4).
© alpin.de

Mit dem Nachteil, dass der Innenhandschuh ggf. doch etwas feucht ist, wenn man den Überhandschuh zum Einsatz bringt. Auch ist die Taktilität dieses Systems in aller Regel deutlich schlechter als bei einem einlagigen Handschuh (selbst bei vergleichbarer Materialstärke), da sich die zwei Handschuhschichten immer gegeneinander verschieben.

Bei besonders kalten Bedingungen kommen dann sowieso irgendwann so dicke Handschuhe zum Einsatz, dass man von Taktilität nicht mehr reden kann. Hier geht es nur darum, keine Erfrierungen zu bekommen. Ein Problem ist unter solchen Umständen tatsächlich, wenn man Dinge ausüben muss, die ein gewisses Maß an Gefühl benötigen. So kann das Anlegen der Steigeisen schon zur echten Herausforderung werden.

Langsam, aber sicher kommt für kalte Bedingungen (oder besonders empfindliche Leute) eine echte Alternative auf den Markt – beheizbare Handschuhe. Die Idee Handschuhe zu beheizen ist nicht neu und es gibt auch schon eine ansehnliche Auswahl verschiedener Hersteller. Inzwischen ist die Akku-Technologie auch so weit fortgeschritten, dass man einen Tourentag mit Heizung an den Fingern durchführen kann.

Die einzelnen Kategorien im Überblick (Kategorie 5 bis 8).
Die einzelnen Kategorien im Überblick (Kategorie 5 bis 8).
© alpin.de

Aber spätestens nach fünf bis sechs Stunden müssen die Akkus wieder an den Strom. Wenn man die Heizung nur dann einschaltet, wenn man sie auch wirklich braucht, reicht die Kapazität in den meisten Fällen allerdings aus.

Ein Sonderfall, aber für jeden Handschuhhersteller eine echte Herausforderung, ist das Eisklettern. Dabei ist Taktilität genauso gefragt wie ein gewisses Maß an Isolation und wenn möglich Wasserdichtigkeit. Eine Kombination, die wirklich schwierig herzustellen scheint. Die meisten Eiskletterer handhaben es so, dass sie mehrere Paar Handschuhe dabei haben und die jeweils nassen Handschuhe in den Rucksack stecken und auf ein trockenes Paar zurückgreifen.

Für Mehrseillängentouren ist auch ein dünnes Paar zum Klettern dabei, am Standplatz wird dann ein dickeres (und trockenes Paar) angezogen.

Die Inlet-Problematik

Extrem nervig bei Handschuhen sind Inlets, die sich besonders mit feuchten Händen schnell mit herausziehen und im Gebrauch ständig gegeneinander verschieben. Inlets findet man vor allem bei wasserdichten Modellen. Das vollständige Verkleben des Membran-Inlets mit dem Außenhandschuh ist sehr aufwendig. Daher werden die Membran-Inlets in der Regel an den Fingerspitzen fixiert.

Am Finger selbstbesteht aber zwischen Inlet und Außenhandschuh keine fixe Verbindung. Was zur Folge hat, dass sich das Innenfutter im Außenhandschuh bewegt, ähnlich wie bei einem Systemhandschuh mit Innen- und Außenhandschuh, nur nicht in dem extremen Maße. Auch passiert es nicht selten, dass früher oder später die Fixierungen abreißen und sich damit beim Ausziehen die Finger umstülpen.

Das ist äußerst nervig und im Prinzip ist der Handschuh dann nicht mehr zu gebrauchen. Inzwischen gibt es allerdings auch wasserdichte Modelle, die vollflächig verklebt sind. Das ist zwar teuer, lohnt sich aber je nach Einsatz auf jeden Fall. Man kann das im Geschäft sehr einfach überprüfen, indem man einen Handschuh anzieht und einen Finger mit der Handfläche der anderen Hand fixiert, um anschließend den Finger dagegen zu verdrehen.

Fazit

Mit einem Paar Handschuhen seinen (alpinen) Winter zu gestalten, wird schwierig. Wer seine Handschuhe aber gut aufeinander abstimmt und keine extra Anforderungen stellt (z. B. super warm), der kann durchaus mit zwei Paar Handschuhen über den Winter kommen.

Text von Olaf Perwitzschky

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