Zehn Damen-Modelle im Praxis-Check

One for the ladies: Rucksäcke für Frauen

Als der erste Damenrucksack aus dem Hause Deuter auf den Markt kam, glich das fast einer Revolution. Heute sind Frauenmodelle echte Verkaufsschlager. Wir haben eine feine Auswahl unter die Lupe genommen.

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© Birgit Gelder

Es war einmal eine Zeit, da gab es nur eine Rucksackform und die passte hervorragend für Männer. Was sich anhört wie aus längst vergangenen Tagen, ist noch gar nicht lange her. Denn erst 2006 kam die erste reine "SL"-Serie der Firma Deuter auf den Markt.

Das anfangs etwas belächelte Projekt wurde bald zur absoluten Erfolgsgeschichte. Deuter bietet heute allein knapp 40 Damenmodelle an. Und die anderen Hersteller wissen inzwischen auch, dass an den Frauen kein Weg mehr vorbeigeht. Gerade im Bereich Tages-/Mehrtagesrucksäcke um die 30 Liter ist die Bandbreite riesig.

ALPIN hat sich zehn Modelle genauer angeschaut. Und man muss sagen, die Bergsport-Ausrüster haben ihre Hausaufgaben gemacht. Bei allen Modellen sind die wichtigsten Kriterien wie verkürzte Rückenlänge, anatomisch geformte Hüftflossen und seitlich verlaufende Schulterträger erfüllt. Ob dann Polo oder Porsche herauskommt, entscheiden oft Kleinigkeiten.

ALPIN-Tipp

Der passende Rucksack, ob für Damen oder Herren, muss auch richtig benutzt werden. Hier unsere Tipps:

  • Der Schwerpunkt sollte dicht am Körper möglichst in Schulterhöhe liegen.
  • Extra Beutel schaffen innen Ordnung, sollten aber nicht zu prall gefüllt werden.
  • Bei Skitouren gilt eine etwas andere Gewichtsverlagerung: Hier sollte der Schwerpunkt für eine bessere Balance eher tiefer liegen.
  • Das Gewicht des Rucksacks soll vom Hüftgurt getragen werden. Daher die Schultergurte nicht übermäßig stramm anziehen.
<p>Was für ein Luxus: Die Lastgurte des Crea Pro 28 lassen sich mit einem Handgriff verstellen.</p>

Was für ein Luxus: Die Lastgurte des Crea Pro 28 lassen sich mit einem Handgriff verstellen.

© Birgit Gelder

Rückenlänge

Die deutsche Durchschnittsfrau ist etwa 1,65 Meter groß, der Durchschnittsmann misst etwa 1,80 Meter. Man muss jetzt nicht besonders schlau sein, um festzustellen, dass eine verkürzte Rückenlänge Sinn macht. Daher sind die Tragesysteme der meisten Damenmodelle grundsätzlich kürzer angelegt.

Dabei gibt es einen entscheidenden Unterschied zu berücksichtigen: Auf dem Markt sind Modelle, bei denen man die Länge variabel einstellen kann, wie beispielsweise der Mammut Lithium Crest S oder der Tatonka Ruby 35. Dieses System ermöglicht eine sehr genaue Anpassung an die jeweilige Körperdisposition.

Denn es gibt ja durchaus kleine Frauen mit sehr langem Oberkörper oder eben einfach nur groß gewachsene. Da empfehlen sich in unserer Auswahl auf alle Fälle die Mammut-Modelle, die eine sehr breite Spanne bei der Rückenlänge anbieten. Modelle ohne Rückenverstellung gleichen Größenunterschiede über die Schultergurte aus, die je nach Bedarf eingestellt werden.

<p>Die Rückenlänge des Jade 33 S ist extrem kurz. Für normal gewachsene Frauen eher unpassend, aber kleine Frauen werden ihre Freude haben.</p>

Die Rückenlänge des Jade 33 S ist extrem kurz. Für normal gewachsene Frauen eher unpassend, aber kleine Frauen werden ihre Freude haben.

© Birgit Gelder

Das funktioniert in der Regel auch sehr gut. Die Deuter-Modelle, der ACS Hike 30 von Jack Wolfskin und der Maremma 32 von Vaude machten in Sachen Anpassung bei den Testerinnen eine echt gute Figur.

Beim Jade 33 S von Gregory war schnell Schluss. Das Rückenteil ist extrem kurz geschnitten und wirklich nur (aber dafür umso mehr) für sehr kleine Frauen passend. Die werden mit ihm ihre wahre Freude haben.

Hüftflosse

Grundsätzlich ist erst mal das Wichtigste, dass die Hüftflossen mittig auf dem Hüftknochen sitzen. Dann, und nur dann, ist der Hüftgurt da, wo er hingehört. Bei Damenrucksäcken sind die Flossen anatomisch so vorgeformt, dass sie die breitere Hüfte der Frau berücksichtigen. Da gibt es für alle Hersteller eine Eins.

Doch bei Dicke und Polsterung geht der Geschmack weit auseinander. Zwischen dem Highland Trail 34 von Jack Wolfskin und dem Tempest 30 von Osprey liegen Welten oder besser gesagt viele Zentimeter. Bei Leichtbaumodellen wie dem Tempest besteht die Flosse mehr oder minder aus einem Netz, bei Trekking-Rucksäcken wie dem Highland Trail fällt die Polsterung fast schon zu groß aus.

<p>Da ging was schief. Das Volumen des Maremma 32 ist viel geringer als angegeben: 23 statt 32 Liter.</p>

Da ging was schief. Das Volumen des Maremma 32 ist viel geringer als angegeben: 23 statt 32 Liter.

© Birgit Gelder

Das ist ein wenig wie mit dem Fahrradsattel: Viel Polsterung heißt nicht unbedingt viel Komfort. Guter Sitz ist hier das Wichtigste. Begeistert hat einige Testerinnen das Hüftsystem des Lithium Crest. Die Flosse ist steif und sorgt für Bombensitz auf der Hüfte. Eine hohe Lastkontrolle ist garantiert.

Schultergurt

Wohl oder wehe heißt hier das Credo. Perfekt sitzende Schultergurte sind entscheidend, damit ein Rucksack keine absolut leidtragende Angelegenheit wird. Die Schulterträger sind schmäler geschnitten, um ein Scheuern an den Achseln zu vermeiden.

Außerdem sind sie ausgeprägt Sförmig und beidseitig mit weichen Trägerkanten versehen, um sich angenehm um die weibliche Brust zu legen. In diesem Bereich kann den Deuter-Modellen keiner was vormachen. Sie sind perfekt geschnitten.

Aber auch der ACS Hike 30, der Lithium Crest S und der Tempest 30 überzeugte die Damen. Nicht ganz so begeistert hat hier der Ruby 35 von Tatonka, denn die Schultergurte sind relativ breit und dick gepolstert. Beim Laufen mit Stöcken war die Gefahr des Scheuerns hier recht groß.

Fazit

Jeder Deckel findet seinen Topf, lautet ein altes Sprichwort, und je größer die Auswahl, desto größer die Chancen, den passenden Topf irgendwo aufzustöbern. Bei den Damenrucksäcken ist es inzwischen gar nicht mehr schwierig, das richtige "Lasteselchen" zu finden, die Auswahl ist riesig.

Wichtig ist nur zu wissen, für welchen Einsatzzweck der Rucksack gedacht ist – das ist die halbe Miete. Daraus folgen dann unweigerlich Größe, Gewicht und Details, die einem wichtig sind.

Text von Romana Bloch

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