Grundwissen für eisiges Vergnügen

Eisklettern: So gelingt der Einstieg

Lange war Eisklettern ein Nischensport. Doch gerade in den letzten Jahren kristallisierte sich der Trend zum eisigen Klettervergnügen immer deutlicher heraus. Verbessertes Equipment und zahlreiche Kursangebote taten ihr übriges. Dabei ist Eisklettern allein durch die Materie deutlich risikoreicher als das Pendant am Fels. Wie der erfolgreiche Einstieg in die Disziplin gelingen kann, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Eisklettern ist mit mehr Gefahren verbunden als Felsklettern.
© IIMAGO / VWPics

 Die folgenden Punkte gehören zu den Grundfertigkeiten des Eiskletterns und sollten im Rahmen eines Kurses, bei fachkundigen Freund:innen und anfangs im Toprope geübt werden.

Eisklettern: So funktioniert ein sicherer Stand

<p>Die Fersen werden im Steileis hängen gelassen.</p>

Die Fersen werden im Steileis hängen gelassen.

© alpin.de

Die Grundposition der Steigeisen im Eis ist etwa schulterbreit. Steht man mit den Füßen enger, ist die Position instabil. Zum Setzen der Eisgeräte oder zum Drehen einer Eisschraube platziert man die Füße etwas breiter, um eine stabilere Position zu haben.

<p>Eisklettern: So geht die richtige Steigtechnik!</p>

Eisklettern: So geht die richtige Steigtechnik!

© alpin.de

Um höher zu steigen, wird nun ein Bein erst wieder unter den Körperschwerpunkt gebracht, damit der Hub auch nach oben erfolgt. Die Füße mit den Steigeisen daran sind fur eine gute Technik beim Eisklettern ganz wichtig. Ein häufiger Fehler ist, dass die Fersen angehoben werden. Genau das Gegenteil muss der Fall sein. Die Fersen werden hängen gelassen.

<p>Die Eisgeräte werden in Vertiefungen gesetzt.</p>

Die Eisgeräte werden in Vertiefungen gesetzt.

© alpin.de

Eisklettern: So klappt das Zutreten

Die Füße mit den Steigeisen und den Frontalzacken werden nicht mit aller Kraft ins Eis gedroschen. Das hat kontraproduktive Wirkung. Die Schuhe prallen vom Eis ab, Eisstrukturen bersten. Richtig ist es, die Füße mit einem lockeren Schwung aus dem Knie ins Eis zu kicken.

Einstieg ins Eisklettern: So müsst ihr die Geräte halten

Heutzutage stellt sich allen voran die Frage, ob man mit Handschlaufen oder ohne klettert. State of the art ist ohne Handschlaufen zu klettern. Aber das kann man besonders Anfängern nicht uneingeschränkt empfehlen. Die Gefahr ein Gerät fallen zu lassen, ist recht groß (auch für den Sichernden), außerdem braucht man mehr Kraft.

Auf der anderen Seite gewöhnt man sich das handschlaufenlose Klettern am besten direkt an. Die Technik ist etwas anderes, ohne Schlaufen hat man viel mehr Variationsmöglichkeiten. Griffwechsel sind kein Problem und beim Setzen von Eisschrauben muss man nicht erst kompliziert aus den Handschlaufen schlüpfen. Wenn man mit Handschlaufen klettert, muss die Länge exakt und mit viel Sorgfalt eingestellt werden. Ist sie zu lang, bringt sie nicht viel, ist sie zu kurz, stößt man beim Schlagen mit dem Schaftende ans Eis.

So müsst ihr die Geräte beim Eisklettern platzieren

<p>In Bauchhöhe geht das Setzen der Schrauben am besten.</p>

In Bauchhöhe geht das Setzen der Schrauben am besten.

© alpin.de

Die Eisgeräte werden wenn möglich in Vertiefungen oder konkave Strukturen des Eises gesetzt. Auf Knubbeln oder Dellen ist die Sprengwirkung viel größer und man muss eventuell mehrmals nachschlagen. Das kostet Kraft und braucht Zeit.

So bewegt ihr euch beim Eisklettern vorwärts

Zum Steigen gibt es zwei verschiedene Grundtechniken. Bei der Raupentechnik werden beide Eisgeräte in etwa auf gleicher Höhe platziert, dann werden beide Beine nachgesetzt, nun folgt wieder das Setzen der Eisgeräte. Man bewegt sich ähnlich vorwärts wie eine Raupe, immer mit beiden Beinen und beiden Armen.

Bei der sportlicheren Methode setzt man ein Eisgerät und steigt mit einem Bein nach. Nun wird das zweite Eisgerät höher platziert und dieses angeklettert usw. Man hat den Vorteil, dass man schneller Höhe gewinnt, kann sich freier bewegen (eindrehen), muss aber darauf achten, nur ganz sicher gesetzte Eisgeräte anzusteigen.

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So werden Eisschrauben gesetzt

Für Eisschrauben gilt dasselbe wie für die Eisgeräte: Möglichst in glatten oder konkaven Eisstrukturen setzen. Zum Eindrehen der Schraube eine möglichst kraftsparende Position einnehmen. Es gilt darauf zu achten, dass die Eisschrauben möglichst auf der ganzen Länge in solidem Eis stecken.

Ernst nehmen ja, aber nicht verkrampfen ist das A und O beim Eisklettern. Traut euren Frontalzacken, und unseren Eiskletter-Comics (vielleicht nicht blind):

1 Kommentar

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HR

„Dabei ist Eisklettern allein durch die Materie deutlich risikoreicher als das Pendant am Fels.“

Ich finde es gut und ehrlich, dass Ihr gleich zu Beginn darauf hinweist.

Vor Einstieg ins Eisklettern ist es sicher auch wichtig, sich ehrlich zu beantworten, ob man bereit ist, in etwas ganz Neues, Komplexes, einzusteigen. Hat man die Zeit, den Enthusiasmus, aber auch die Risikobereitschaft?

Sollte man sich fürs Eisklettern entscheiden, kann es auch hier die verschiedensten Verläufe nehmen. Man ist aber, um es ehrlich zu sagen, mehr auf den „Faktor Glück“ angewiesen als z. B. beim Felsklettern in Bohrhakenrouten.

Die Talentiertesten, die auch länger dabei sind, haben in der Regel schon eine oder mehrere brenzlige Situationen hinter sich, die beinahe ganz böse ausgegangen wäre(n). Das verändert auch Profis, innerlich.

Nach dem enthusiastischen Einstieg folgt für Viele dann Jahre oder Jahrzehnte später der schrittweise Ausstieg: man ist zunehmend weniger risikobereit, und entwickelt vielleicht auch Dankbarkeit, Gewisses unbeschadet überstanden zu haben.

Der Innerschweizer Eiskletterer Urs Odermatt war um 2000 einer der besten Eiskletterer der Welt, mit Sponsor Red Bull, oft unterwegs in schwierigsten Eis- und Mixedrouten. Er hat dann später Dinge wie den Einsturz einer Säule, an der er währenddessen geklettert war, erleben müssen. Heute ist er schon auch einmal dabei anzutreffen, wie er eine Plaisir-4c-Felstour saniert. Er hat den Übergang ins gemäßigtere (Eis-)klettern wieder geschafft. Andere, die ähnlich extrem unterwegs waren, hatten weniger Glück, und sind eines Tages beim Eisklettern ums Leben gekommen. Mögen sie in Frieden ruhen, und uns Mahnung sein, demütig zu bleiben.