Weder Schwitzen noch Frieren auf Tour

Das Zwiebelprinzip: So kleidet ihr euch richtig auf Bergtour

Bei eurer Berg- oder Wandertour wollt ihr weder zu viel Schwitzen noch frieren. Mit dem Zwiebelprinzip kombiniert ihr verschiedene Lagen geschickt und lasst je nach Temperatur und Wetter einzelne Lagen aus. Das Zwiebelprinzip wirkt dabei recht einfach, und dank dem Vorbild aus der Natur ist es auch ganz gut vorstellbar. Eine Schicht liegt einfach über der anderen. Aber aufgepasst: Die Lagen müssen zueinander passen. Nur wenn man die Funktionsweise der einzelnen Schichten versteht, läuft das System.

Bekleidung auf Tour: So geht das "Zwiebelprinzip"
© IMAGO / Cavan Images

Wie funktioniert das Zwiebeschichtprinzip bei Bekleidung?

Das Zwiebelprinzip ist recht einfach und dank dem Vorbild aus der Natur auch ganz gut vorstellbar. Eine Schicht liegt über der anderen. Aber die Schichten müssen miteinander funktionieren. Man darf die Zwiebel nicht durchbrechen. Um das Zwiebelsystem nicht zu unterbrechen, muss man die Funktionsweise verstehen.

<p>Schale für Schale: Das Zwiebelpinzip.</p>

Schale für Schale: Das Zwiebelpinzip.

© BIrgit Gelder

Funktionswäsche hat die Eigenschaft, Feuchtigkeit von innen (der Haut) nach außen (der Umgebung) abzuleiten und, je nach Bekleidung und Außentemperatur, körpernah zu verdunsten. Feuchtigkeit entsteht immer, wenn wir uns bewegen, auch wenn es kalt ist. Je intensiver die Bewegung, desto mehr Feuchtigkeit (Schweiß) fällt an.

Am besten leiten Kunstfasermaterialien Feuchtigkeit weiter weil sie selber kaum Feuchtigkeit speichern können. Zieht man nun mehrere Schichten übereinander, müssen die aufeinander abgestimmt sein, damit das System weiterhin funktioniert.

1. Lage im Zwiebelschichtprinzip: Die Unterwäsche

Die erste Lage der Zwiebel ist die Unterwäsche. Sie muss auf der Haut getragen werden. Denn schon hier kann man fatale Fehler machen. Damen tragen gerne Baumwollhemdchen mit Spaghettiträgern als unterste Lage. Ein NoGo, wenn man ein funktionierendes System haben möchte. Wer sehr wenig schwitzt, kann auch ein Merino-Shirt anziehen (Wolle).

<p>1. Lage im Zwiebelprinzip: Unterwäsche.</p>

1. Lage im Zwiebelprinzip: Unterwäsche.

© BIrgit Gelder

Aber für ein gut funktionierendes Zwiebelprinzip ist das nicht sehr sinnvoll, weil Wolle zu viel Feuchtigkeit speichert. Ein Funktionshemd, am besten aus Polyester, erzielt die besten physiologischen Werte. Neben dem Material ist hier die Passform wichtig. Ein weites, schlabbriges Hemd bringt nichts. Das Funktionsshirt muss eng anliegen.

Und wo wir dabei sind: Auch die Unterhosen gehören zur ersten Lage. Und wie oft sind die noch aus Baumwolle. Im Winter auf Skitour eine feucht oder mindestens klamme Unterhose am Steiß ist alles andere als angenehm. Auch hier schafft Funktionswäsche Abhilfe.

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<p>2. Lage im Zwiebelprinzip: Isolierschicht.</p>

2. Lage im Zwiebelprinzip: Isolierschicht.

© Birgit Gelder

2. Lage im Zwiebelschichtprinzip: Die Isolierschicht

Diese Lage sorgt für den Wärmerückhalt. Sie heißt zwar zweite Lage, kann aber durchaus aus mehreren Schichten bestehen. Die zweite Lage können auch zwei dünne Fleecepullover übereinander sein. Bei falschen Materialien ist die zweite Lage ein wahrer Feuchtigkeitspuffer.

Wer einen Baumwoll- Sweater anzieht und ordentlich Dampf ablässt, wird nach ein paar Stunden eine doppelt so schwere zweite Lage ausziehen, wie er angezogen hat. Auch Merino-Lagen sind wieder nur begrenzt geeignet, auch diesmal wegen des hohen Feuchtigkeitspuffers.

Gut geeignet sind auch hier Bekleidungsstücke aus Kunstfaser. Luftige und leichte Fleecelagen sind universell einsetzbar und tragen sich angenehm. Unter einer anderen Lage getragen, bringen sie viel Wärme.

Im Normalfall ist die zweite Lage aber nicht winddicht und natürlich auch nicht wasserdicht oder wasserabweisend. Das würde den Durchgang von Wasserdampf massiv erschweren. Das ist auch der Grund, warum man die leichten Kunstfaserjacken aus Primaloft oder ähnlichen Materialien nicht als zweite Lage trägt, wenn man sich bewegt. Sowohl die Wattierung als auch die beiden Lagen winddichten Materials (Futter und Außenstoff) dieser Jacken blockieren jeden Durchgang von Dampf.

3. Lage im Zwiebelschichtprinzip: Der Wetterschutz

Die dritte Lage schützt vor der Witterung. Hier gilt es, Wind und Wasser abzuhalten. Je nach Einsatzzweck muss die dritte Lage auch sehr robust und reißfest sein.

<p>3. Lage im Ziebelprinzip: Wetterschutz.</p>

3. Lage im Ziebelprinzip: Wetterschutz.

© BIrgit Gelder

Was die Hersteller uns hier in den letzten 15 Jahren präsentiert haben, ist schon toll. Atmungsaktive Membranen gab es schon vorher, aber die waren oft sehr steif und vor allem schwer. Heute bekommt man eine komplett wasserdichte Jacke mit einem ordentlichen Maß an Wasserdampfdurchgang mit einem Gewicht von unter 300 Gramm.

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Die dritte Lage kommt zum Einsatz, wenn es sehr windig ist und vor allem, um sich vor Feuchtigkeit schützen. Man sollte nur immer im Hinterkopf haben: Es handelt sich hier um eine Wetterschutzlage. Ist das Wetter so, dass man ohne diese Lage auskommt, darf man die auch ausziehen. Allzu häufig sieht man in den Bergen noch Leute, die fast einen Hitzestau bekommen, aber x Lagen übereinander tragen. Das ist nicht der Sinn des Zwiebelprinzips. Man muss nicht immer alle drei Lagen anhaben.

Text von Olaf Perwitzschky

2 Kommentare

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Karl

Merino und Baumwolle ist nicht funktional lieber fex.

fex

Das muss doch mit Merino/Baumwolle auch möglich sein als erster und zweiter Layer.