#olafklärtdasschon

Video: Wie baue ich sicher um? (Teil II)

Frage-Antwort-Videos aus unserer Rubrik #olafklärtdasschon. Thema: Wie baue ich sicher um?

Sicher, Klettern, Umbauen, Stand, Umhängen, Umlenker, ohne, Olaf, Perwitzschky, klärt

ALPIN-Testredakteur Olaf Perwitzschky beantwortet in jeder Ausgabe von ALPIN Fragen von Lesern.

Seit einiger Zeit tut er das auch per Video.

In diesem Video, erklärt er, ob es reicht sich an der Umlenkung nach dem Umbauen nur in den Karabiner einzuhängen.

Olaf hat die Frage der Kletterin aus dem oben zu sehenden Video zum Anlass genommen, auch ein Video zu produzieren, dass in einem allgemeineren Sinn die Frage beantwortet, wie man am besten und sichersten an der Umlenkung umbaut wenn am Ende einer Kletterroute kein offener Umlenkervorhanden ist.

Auf dieses Video haben wir einige kritische Kommentare bekommen (siehe unten). Daher hat Olaf nochmals ein Video aufgenommen.

Sie haben auch eine Frage an Olaf? Schicken Sie uns Ihr Handy-Filmchen!

Dieses Video hat einige Kommentare nach sich gezogen, die unten zu lesen sind.

Hier Olafs erste Antwort aus unserer Video-Reihe:

Und hier der Aufruf zum Einreichen eines eigenen Frage-Filmchens:

7 Kommentare

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Olaf Perwitzschky

Zu Punkt 1: Dadurch, dass die Fixierung des Seils gegen Verlust NICHT an der Materialschlaufe sondern an der Einbindeschlaufe erfolgt, ist der Kletterer gegen ein Aushängen der Selbstsicherungsexen immer hintersichert. Da sich unter mir ja noch die eingehängten Exen vom Vorstieg befinden, habe ich also eine Redundanz. Fix am Gurt installierte Selbstsicherungsschlingen stören nach meinem Empfinden beim Klettern ungemein und schaffen Unübersichtlichkeit am Stand. Beim Abbauen nach dem Topropeklettern ohne eingehängte Exen sieht das natürlich anders aus.
Zu Punkt 2: Auch hier bin ich durch den Vorgang wie oben beschrieben hintersichert. Da (wie beschrieben) die Wahrscheinlichkeit sehr gering ist, reicht hier nach meinem Empfinden eine Exe zur Sicherung des Seils. Man kann natürlich auch einen Schraubkarabiner nehmen. Dann müßte man ganz streng genommen aber wieder zwei gegenläufige Schrauber nutzen (Querbelastung) und irgendwann ist der Materialaufwand einfach zu groß und auch unrealistisch.

Zu Punkt 3: Wir haben beide Methoden beschrieben, die mit Karabiner und die mit direktem Einbinden. Wir kommunizieren auch, dass wir das direkte Einbinden für sinnvoller/sicherer halten. Wir wollen den Nutzern aber aufzeigen, was es für Methoden gibt.

Zu Punkt 4: Die Problematik ist klar und da bin ich ganz auf Walters Seite. Aber: Der Fehler wäre ja, wenn der Kletterer in dem Video (Olaf) „Stand" gerufen hätte. Hat er aber nicht. Von daher ist die Kontaktaufnahme zum Sichernden nur ein zusätzliches Tool um die Situation (bin ich noch gesichert) zu verifizieren.

Walter Britschgi

Kritisch betrachtet. Mehrere der dargestellten Teilbereiche beinhalten Gefahren, die leicht eliminiert werden können. Gefahr 1: Selbstsicherung mit zwei Exen, bei kurzer Entlastung besteht die Gefahr des Selbstausclippens. Genähte Selbstsicherungschlinge ist eine mögliche Lösung. Gefahr 2: Zwischenknoten mit Exe, Gefahr bei Standversagen. Gefahr und Risiko zwar sehr gering. Gefahr 3: Erneutes Einbinden mit Schraubkarabiner, Gefahr bei anschliessendem Topropklettern, wer macht dann Partnerkontrolle? Besser mit Knoten direkt einbinden. Gefahr 4: Manche Leute rufen Stand, daraufhin wird nicht selten das Seil aus dem Gerät genommen. Bis anhin viele Absturzereignisse. Die bedeutungsvollste Aktion beim Umbau ist: Seil straffziehen lassen und erst danach die dadurch entlastete Selbstsicherung aushängen. Die Argumentation liegt jeweils nicht in der Grösse der Gefahr/Risiko, sondern in deren Eliminierung an sich. Walter Britschgi, Autor diverser Artikel zur Sicherheit im Bergsport

Olaf (ALPIN)

Wir wollen uns an dieser Stelle nicht als die „Allwissenden“ hinstellen. Natürlich habt Ihr Recht, wenn Ihr auf die Gefahren hinweist, besonders, was den einfachen Bulin angeht. Daher an dieser Stelle: Wer sich nach dem Fädeln wieder einbindet, sollte den doppelten Bulin verwenden!

Bezüglich der Selbstsicherung mittels zweier Exen: Das sehe ich nach wie vor differenzierter. Natürlich ist es sicherer, wenn ich eine vorbereitete Bandschlinge mit einem Verschlusskarabiner nutze. Doch wie sieht das in der Praxis aus? Die meist viel zu lange Schlinge (sonst erreiche ich die Umlenkung oft nicht) stört mich beim Klettern, entweder in der Bewegung (ich steige mit dem Knie rein) oder beim Abnehmen der Exen.

Und nochmal: In dem Moment, wo ich das Seil gegen das Herunterfallen sichere (in der Anseilschlaufe!) bin ich gegen einen Totalabsturz gesichert. Sollten sich eine meiner Sicherungsexen aushängen, ist das wie ein Vorstiegssturz in die letzte Zwischensicherung. Ja, dann ist das Seil „nur“ mit einem Knoten in einem einfachen Karabiner gesichert, aber damit es hier zu einem Totalabsturz kommt, müssen schon sehr viele ungünstige Faktoren aufeinander treffen. Dann dürfen wir für die Selbstsicherungsschlinge auch keine Dyneema-Schlinge verwenden, weil die bei einem Sturz in den Stand reißen kann (wenn man, aus was für Gründen auch immer, den Standplatz überklettert).

Grundsätzlich: Es entsteht offensichtlich eine rege Diskussion und das ist gut so. Wir stellen uns gerne dieser Diskussion und sind auch für Kritik offen.

Aber für die Zukunft wäre es schön zu wissen, vom wem die Kommentare kommen.

Danke und Grüße

Olaf

Christoph Walter auf Facebook

Die Variante mit den beiden Exen als Selbstsicherung ist mMn nicht die optimale Lösung. Solange diese voll belastet sind ist noch alles gut. Werden diese jedoch entlastet, aus welchen Gründen auch immer ( zB weil man sich vorlehnt, etc) besteht die Gefahr, dass sich die Schnapper verdrehen und öffnen. Will man sich dann wieder "reinsetzen" und man hat sich bereits ausgebunden ist ein Absturz vorprogrammiert. Es gab auch schon Unfälle solcher Art. Ich glaube Pit Schubert schreibt in einem seiner Bücher davon. Es wäre zumindest angebracht gewesen auf diese Gefahr hinzuweisen. Eine Selbstsicherungsschlinge wäre in diesem Fall die sicherere Lösung.

Benutzername

Es ist seit Anfang der 70er Jahre bekannt, dass der einfache Bulinknoten als Anseilmethode nicht mehr empfohlen werden kann. Es sind zahlreiche Unfälle dazu bekannt, davon einige tödlich (vgl. Schubert: Risiko in Fels und Eis I, Berverlag Rother, München 2009, S. 98ff). Den Hinweis auf den einfachen Bulin hätte man sich einfach schenken können.

Eine Redundanz besteht in dem Moment, in dem ich das Seil fädele eben nicht, da ich nur einfach gesichert bin. Klar, sobald ich wieder eingebunden bin, ist Redundanz gegeben.

Ein Risiko kann ich ja nur bewusst eingehen bzw. das Restrisiko akzeptieren, wenn ich die Gefahren kenne. Als Anfänger glaube ich dem Bergführer, der das so anschaulich im Video erklärt hat. (Anschaulich ist es wirklich erklärt!)

Der Vergleich mit der Lawinenkunde hinkt hier in meinen Augen etwas.
Ein Skitourengeher kennt die latente Gefahr von Lawinen und kennt bestenfalls auch Methoden zu Reduktion, weiß aber, dass ein erhöhtes Restrisiko gegeben ist. Hier geht es aber um einen einfachen Arbeitschritt, der in einem Kletterleben hundertfach wiederholt wird und sich mit einfachen Maßnahmen verbessert werden kann.

Dein Argument, ein Stück Sicherheit zugunsten der Einfachheit aufzugeben, kann ich in diesem Punkte nicht nachvollziehen, insbesondere, weil die Gefahren deutlich bekannt und sichtbar sind und die Methoden zur Gefahrenminimierung - anders als bei der Lawinenkunde - sicherlich nicht "verkopft" sind.

Klettern ist ein eigenverantwortlicher Sport. Jeder muss selbst entscheiden, inwiefern er sich mit den Risiken und Methoden zur Minimierung auseinander setzen möchte.

Olaf (ALPIN)

Ja, es gibt andere Methoden, die vielleicht redundanter sind. Aber was wir hier darstellen wollen sind Vorschläge aus der Praxis für die Praxis. Natürlich kann sich ein Karabiner aushängen, wenn ich zwei Exen nutze und die nicht belastet halte. Aber: selbst wenn sich eine Exe aushängt, mit der ich mich gesichert habe bin ich dadurch, dass ich das Seil sichere (in der Anseilschlaufe, nicht an der Materialschlaufe) ja auch nochmal hintersichert.
Das ist ganz allgemein die Frage: wie viel Sicherheit will man oder wie redundant soll das System sein? Nehmen wir das Beispiel Lawinenkunde. Viele Jahre wurde eine sehr „verkopfte“ Lawinenkunde von den Experten kommuniziert. Diese Experten haben sich tagaus tagein damit beschäftigt. Für den normalen User war das nicht mehr nachvollziehbar. Ergebnis: die Leute haben gar nichts mehr gemacht.
Nochmal: Ja, du hast recht. All das, was du beschreibst kann passieren. Wir hätten vielleicht expliziter darauf verweisen können (irgendwann wird aber das alles zu lang). Aber: keep it simple, damit die Leute es verstehen und es auch nachzuvollziehen ist.

Benutzername

Eine Kette aus Expressen ist nur mit Einschränkungen sicher, nämlich nur wenn sie immer straff gehalten wird. Der Hinweis darauf fehlt leider in dem Video.

Ab 00:01:25 und später auch noch einmal kann man oben schön beobachten, wie das Seil im ungünstigen Fall sich auf den obersten Karabiner legen kann und den Karabiner aufhalten kann. Eine kurze Entlastung reicht dann.

Warum man nur "im Optimalfall" das Seil beim umbauen sichern soll, erschließt sich mir nicht. Ich würde es immer sichern. Was wenn nebenan einer "zu" sagt und Dein Sicherer glaubt, das Kommando käme von Dir und zieht ein? Weg ist das Seil.

Wirklich fahrlässig finde ich es, wenn Du heutzutage noch ernsthaft rätst, das zum Ablassen der einfache Bulin reichen soll. Als Bergführer weißt Du, dass dieser keine Ringbelastung aushält. Ein unbeabsichtigtes Öffnen des Knotens kann in diesem Beispiel sehr einfach entstehen, indem der Kletterer zuerst den Karabiner in der Expresse in der Anseilschlaufe ausklinken will und dabei mit der Karabinernase im Bulin hängen bleibt. Schon ist der Knoten auf.

Im übrigen ist "Kontakt" mit dem Sichernden eine etwas unpräzise Beschreibung für das Kommando des Kletterers an den Sichernden "zu" zumachen.

Im Übrigen gibt es auch Methoden, die eine höhere Sicherheit ohne erheblich mehr Zeitaufwand zu schaffen (Bandschlinge mit Ankerstich und Schrauber statt Expressenkette und Schrauber benutzen, um den gelegten Achter in die Gurtschlaufe einzuhängen, statt Exe usw. Auch die schweizer Umbaumethode ist bei großen Umlenkringen eine gute Alternative.

Die Idee für Videos sind ja nett, allerdings kann man dann auch erwarten, dass eine zeitgemäße und möglichst sichere Methode erklärt wird. Als Profi kennst Du die Risiken und kannst selbst entscheiden, welche Risiken Du eingehst. Ein Anfänger kennt die Risiken nicht.

Es wäre sicherlich ein vertretbarer Aufwand, vielleicht noch einmal kurz das Video mit Text zu versehen oder einfach nochmal neu zu drehen, aber ich finde unkommentiert kann man das nicht stehen lassen.