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Klettern und Bouldern mit Kindern: Das gilt es zu beachten

"Alle Kinder klettern gern." Eine Aussage, die viele Eltern so nicht bestätigen können. Damit Kinder und Klettersport zusammengehen, ist einiges zu beachten.

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© Imago / Aurora Photos

Dass alle Kinder gerne klettern, ist wohl eine Mähr. Klar, die Mehrzahl kraxelt gern herum, aber am Seil in zehn Meter Höhe, das ist nicht jedes Kindes Sache. Höhenangst, Sicherungsstress und Überforderung seitens der Eltern haben schon so manchem Sprößling das Klettern ordentlich verdorben.

Man muss sich klar machen, dass kleinere Kinder sehr geringe Reichweiten haben, das führt beim Seilklettern oft zu Frust beim Nachwuchs. Das "Hochjubeln" der Eltern ist hier auch nicht immer unbedingt pädagogisch wertvoll.

<p>Hat das Kind Spaß, freuen sich auch die Eltern.</p>

Hat das Kind Spaß, freuen sich auch die Eltern.

© Herbert Rafalt

Mit dem Frust kommt dann oft das Unwohlsein in der Höhe und das ist fatal. Die letzte Stufe: Angst zu versagen. Sprüche wie "Klettern ist kacke" sind das Resultat und das eigene Kind ist nun "in den Brunnen gefallen".

Damit es erst gar nicht reinfällt, sollten Kinder sehr behutsam ans Klettern herangeführt werden. Überschwengliches Loben von Seiten der Eltern ist dabei nicht immer nützlich. Der beste Einstieg ist sicherlich das Bouldern, weil Kinder hier spielerisch klettern können und frei in ihren Bewegungen sind. Anstrengendes Sichern gibt es nicht und die Höhe als oft bedrohlicher Faktor fällt mehr oder minder weg.

<p>Bouldern ist mit relativ geringem Risiko möglich.</p>

Bouldern ist mit relativ geringem Risiko möglich.

© picture alliance / Sodapix AG

Daher geht die Tendenz immer mehr hin zum Bouldern mit Kindern. Das "Klettern ohne Seil" fördert in hohem Maße Kraft, Koordination und das Bewegungsrepertoire. Werden die Kinder größer, kommt die Lust auf das Seilklettern oft wie von selbst und dann ist plötzlich "Klettern klasse".

  • Kletter-Packliste

  • Kletterschuhe

  • Kletterhelm

  • Kinder-Klettergurt

  • Sicherungsgerät, Halbautomatik wie z.B. Click up ist empfehlenswert

  • Kletterseil mit etwas größerem Durchmesser (10,5 mm) für gutes Handling

  • Seilsack

  • Chalk-Bag mit Magnesia-Balls (kein offenes Pulver verwenden)

  • Expressen, Schlingen und Karabiner, auch für Bau von Schaukeln etc. immer gut zu gebrauchen!

  • Erste-Hilfe-Set

  • Insekten- und Sonnenschutz

Expertentipp: Mehr Bouldern als Routenklettern!

<p>Stefan Winter ist Ressortleiter Breitenbergsport beim DAV.</p>

Stefan Winter ist Ressortleiter Breitenbergsport beim DAV.

© alpin.de

Kinder können nicht dasselbe leisten wie erwachsene Kletterer. Deshalb braucht es adäquate Aufsicht. Das Sichern durch Kinder unter Kontrolle (Erwachsener hält Bremsseil zusätzlich als Hintersicherung in Händen) ist ab etwa 8 Jahren möglich. Selbstständiges Sichern ganz ohne Aufsicht ist in Kletterhallen ab 14 Jahren möglich.

Die vorrangige Frage lautet aber: "Was kann das Kind?", und nicht: "Wie alt ist das Kind?" Entscheidend ist die individuelle Sicherungskompetenz, die sich aus den Fähigkeiten und Fertigkeiten im motorischen, kognitiven und sozialen Bereich ergibt. Daher gilt: je geringer die Sicherungskompetenz, desto unmittelbarer, lückenloser und redundanter muss die Aufsicht sein.

Mit steigender Handlungsfähigkeit kann die Aufsicht von kontrollierter Form in betreute Form übergehen. In jedem Fall aber darf das Kind erst dann ohne Hintersicherung (aber betreut) sichern, wenn sich der Betreuer persönlich und ausführlich davon überzeugt hat, dass das Kind die notwendige Sicherungskompetenz besitzt.

Die geringere "Reife" und daraus resultierende Eigenverantwortung von Kindern verbieten jedoch ein zu frühes und schnelles selbstständiges Sichern, auch wenn das statistische Unfallrisiko beim Hallenklettern relativ gering ist. Kinder sollten ohnehin mehr Bouldern als Routenklettern! Denn das schult die Motorik besser als das Seilklettern, ist spielerischer und kommt damit den Kindern entgegen.

Das Verhältnis zwischen Bouldern und Seilklettern sollte also klar zugunsten des Boulderns ausfallen, zum Beispiel bei zwei Stunden Hallenbesuch lieber eineinhalb Stunden bouldern und erst dann am Seil klettern.

Kletterbibel für Klettereltern

<p>Nina Rebele: Klettern und Bouldern für Kids</p>

Nina Rebele: Klettern und Bouldern für Kids

© delius-klasing.de
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Text von Romana Bloch

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