Bergschule: Mit Back-Up auf Tour

Digitale Tourenplanung und Orientierung: So geht's!

Egal ob Mountainbike, Berg- oder Hochtour: Meist brauchen wir wenige Hilfsmittel, um uns auf unseren Touren im Gebirge zurechtzufinden. Aber schon etwas Nebel oder ein unvorhersehbares Ereignis und man steht ganz schön verloren da. Gut dran ist, wer im Vorfeld sorgfältig geplant hat.

Digitale Tourenplanung und Orientierung: So geht's!
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Digitale Tourenplanung: Satellitensysteme

Wenn wir heute von Orientierung sprechen, sind wir schnell beim Thema GPS. GPS steht für Global Positioning System und ist eine satellitenbasierte Standortbestimmung. GPS dient heute quasi als Synonym für Satellitennavigation, das ist aber falsch. 

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Man spricht heute korrekterweise von GNSS (Global Navigation Satellite System), was alle Satellitensysteme einschließt. Denn inzwischen gibt es vier Systeme, die weltweit arbeiten, außerdem andere Systeme, die nur in bestimmten Regionen verfügbar sind.

Weltweit funktionieren:

  • GPS (USA)

  • Galileo (Europa)

  • Glonass (Russland)

  • Beidou (China)

Digitale Tourenplanung: Herangehensweise

Tourenplanung kann man grundsätzlich von zwei verschiedenen Standpunkten angehen:

  • Ich nutze vorhandene Tourenbeschreibungen und Informationen aller Art und bereite mich anhand dieser auf die Tour vor.

  • Ich suche mir nur ein Ziel aus, gehe, schaue und ziehe vielleicht mal die Karte heraus.

Welche der beiden Herangehensweisen die bessere ist, kommt auf die Tour, die Verhältnisse, die Ortskenntnis und die Gruppe an. Meist kommt man mit der zweiten Version aus. Doch nicht immer ist man so gut unterwegs. Ein Maß an (digitaler) Planung ist sinnvoll, Hilfsmittel dafür gibt es reichlich.

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Tourenplanung in drei Phasen

  • Vor der Tour: mit Hilfsmitteln, Speicherung der Tourendaten, Transfer der Daten zu GPS/App, Offline-Möglichkeit schaffen. Wichtig ist es, die Technik, die man nutzt, auch zu beherrschen. Auf Tour mit dem Endgerät zu kämpfen, ist keine Option. Da man nicht ständig Netz hat (bei der Nutzung eines Handys) und der Datenverbrauch im Ausland (Schweiz) auch teuer werden kann, muss man sicherstellen, dass man seine Daten und die benötigten Karten auch offline nutzen kann.

  • Auf der Tour: GPS, App und Smartphone Einstellungen anpassen, Track-Aufzeichnung, Standortanzeige, ggf. umplanen. Auch wenn man einen vorhandenen Track hat, ist es sinnvoll, den Track (Weg), den man geht, aufzuzeichnen. Denn gerade in Zeiten des Klimawandels im Hochgebirge verändern sich Routen und Bedingungen schnell. Zeichnet man auf, hat man die aktuellen Bedingungen festgehalten und findet im Zweifel anhand des aufgezeichneten Tracks auch auf dem Weg wieder zurück.

  • Nach der Tour: Speichern und korrigieren der Tourendaten / des Tracks, was hat geklappt, was nicht. Aufräumen! Daten/Tracks, die nicht stimmen, löschen, vorhandenen Tracks nach der Tour ggf. korrigieren. So hat man für später (oder für Freunde/Kollegen) einen aktuellen Track und aktuelle Verhältnisse. Mit System archivieren.

Wie navigiere ich auf Tour?

Ein Smartphone gehört 2023 zur Standardausrüstung und ist auf quasi jeder Tour dabei. Es kann alles, auch Navigation. Aber wie das mit den Allroundern so ist: Sie sind keine Spezialisten. Und für die Navigation und Orientierung am Berg, wo wenig Toleranz besteht, ist es wichtig, auf ein System zu vertrauen, dass IMMER funktioniert.

<p>Handheld-GPS-Geräte sind robust und zuverlässig.</p>

Handheld-GPS-Geräte sind robust und zuverlässig.

© Birgit Gelder

Immer heißt: auch bei Kälte, Regen, Sturm etc. Hast du mal versucht, mit deinem Smartphone zu arbeiten (also zu navigieren), wenn ständig Regen auf das Display klatscht? Meist hat man da keine Chance oder zumindest ist es nervig und schwierig. Deshalb: Wer regelmäßig weglos unterwegs ist, vor allem in Regionen mit eingeschränkter Infrastruktur, sollte ein Handheld-GPS-Gerät nutzen.

GPS-Handgerät, Uhr oder Handy?

Für alle Handy-Nutzer gut zu wissen: Das Display am Handy macht 80 Prozent des Stromverbrauchs aus. Um die Akku-Laufzeit zu verlängern, kann man die Display-Helligkeit reduzieren und eine Tastensperre verwenden, um ungebetene Aktionen zu vermeiden. Außerdem kann man die mobilen Daten ausschalten und den Offline-Modus bei den Apps einstellen. 

Und egal ob bei Handy oder GPS: Wird neben GPS auch Glonass aktiviert, erhöht das die Genauigkeit, aber der Stromverbrauch steigt um ca. 20 Prozent. Solange eine sehr exakte Standortbestimmung / Navigation also nicht nötig ist, reicht es, nur auf GPS zurückzugreifen.

<p>Nebel, keine Sicht? Am Grat ist die Orientierung noch einfach. Aber dann?</p>

Nebel, keine Sicht? Am Grat ist die Orientierung noch einfach. Aber dann?

© Andreas Erkens

Unter guten Bedingungen ist ein Handy perfekt zur Orientierung. Es ist einfach in der Bedienung und man ist die Bedienung gewöhnt, außerdem hat es ein großes Display. Um die Funktion (Stromversorgung) sicherzustellen, sollte man sich angewöhnen, eine Powerbank dabeizuhaben. 

Das ist übrigens auch eine gute Methode, um in Hütten, auf Campingplätzen etc. nicht sein Handy unbeaufsichtigt irgendwo liegen (stecken) zu lassen. Powerbank aufladen, mittels dieser das Handy aufladen und dann die Powerbank nochmal "voll" machen.

Stromversorgung unterwegs für batteriebetriebene Geräte:

  • Für GPS-Geräte keine Zink-Kohle-Batterien verwenden

  • Alkaline Batterien sind gut im Sommer (keine Kälte). Bei 0 Grad haben sie ca. 20 bis 40 Prozent weniger Kapazität

  • Bei Kälte (im Winter) sind Lithium-Batterien eine gute Wahl, sie haben eine geringe Selbstentladung

  • Zu Akkus sind keine allgemeingültigen Empfehlungen bezüglich NiZn- oder Lithium-Ionen-Akkus möglich

Track oder Route?

Zuerst einmal kurz zur Begriffsklärung: Ein Track ist eine Aneinanderreihung von (Weg-)Punkten. Tracks entstehen bei der Aufzeichnung unterwegs oder wenn ich mit der Maus einen Track auf einer digitalen Karte abklicke. Eine Route folgt bei der richtigen Einstellung und Karte dem Wegverlauf, wenn man nur einige Punkte setzt. Bestes Beispiel ist Komoot. Ich brauche nur ein Ziel einzugeben und das Programm berechnet die Route dorthin.

Hier haben wir die besten Berg-Apps für die digitale Tourenplanung zusammengefasst:

Solange wir auf Wegen unterwegs sind, ist es meist einfach zu navigieren. Im Zweifel reicht eine Karte am Handy (Achtung: Offline-Funktion beachten), die den Standort anzeigt. Doch spätestens, wenn ich nicht mehr auf Wegen unterwegs bin, ist ein Track oder eine Route meiner Tour sinnvoll. 

Denn wenn jetzt noch schlechte Sicht hinzukommt, wird es schwierig, sich zurechtzufinden. Besonders im Winter (Skitour, Schneeschuhtour) ist das oft der Fall. Bestehende Spuren sind ruck, zuck zugeschneit, man weiß nicht mehr, wo es hingeht. Ein Track auf einem funktionierenden Endgerät (mit ausreichend Energie), das ich bedienen kann, schafft hier Sicherheit. Ich weiß zu jeder Zeit, wo ich bin und wo ich hin muss.

Hier haben wir die besten Berg-Apps für Wintersportler zusammengefasst:

Doch wo bekomme ich einen Track her? Zu ganz vielen Touren gibt es inzwischen bestehende Tracks im Netz (z.B. auch von den Touren in ALPIN auf alpin.de). Die kannst du auf das Endgerät runterladen, das du auf Tour nutzt. Doch Vorsicht. Nicht alle Tracks im Netz sind geprüft. Schau dir auf einer digitalen Karte am besten am PC die Tour bzw. den Verlauf genau an. Denn vielleicht ist derjenige, der den Track erstellt hat, ja anders gegangen, als du es möchtest oder als die Bedingungen es zulassen. 

Auch eine Ansicht daheim auf Google Earth (im Ideal­fall im 3-D-Flugmodus) ist oft interessant und hilfreich. Denn dann bekommst du von einigen Passagen, an denen deine Route verläuft, einen sehr guten Eindruck. Dazu musst du nur den gespeicherten Track auf das Google-Earth-Symbol ziehen, dann öffnet das Programm automatisch den Trackverlauf. Du kannst fast stufenlos rein- und rauszoomen.

<p>Die Startseite von alpenvereinaktiv.com </p>

Die Startseite von alpenvereinaktiv.com

Gibt es von der geplanten Tour keinen Track, kann man sich selbst einen erstellen. Dazu braucht es ein entsprechendes Programm. Auf alpenvereinaktiv.com ist das gut möglich, selbst mit der kostenlosen Version lassen sich auf Basis der OSM-Karten ausreichend gute Tracks erstellen, die dann heruntergeladen werden können. 

Wie immer gilt auch hier. Übung macht den Meister. Man sollte sich mit dem Programm etwas beschäftigen, selbsterklärend ist es nicht. Alternativ gibt es Garmin BaseCamp, ebenfalls ein kostenloses Programm, das aber nicht mehr intensiv gepflegt wird, dafür aber intuitiver ist.

Kartenmaterial

Es gibt Vektorkarten und Rasterkarten. Vektorkarten sind quasi "Computerkarten", bei denen Ebenen mit verschieden detailreichen Informationen übereinander liegen. Je mehr man in eine Vektorkarte reinzoomt, desto detailreicher wird sie. Dadurch brauchen Vektorkarten geringere Datenmengen. Vektorkarten sind routingfähig und vereinfachen die Tourenplanung.

<p>Eine Papierkarte ist gut für die Übersicht und zur Planung. Man muss aber auch wissen, wie man damit umgeht. </p>

Eine Papierkarte ist gut für die Übersicht und zur Planung. Man muss aber auch wissen, wie man damit umgeht.

© Adobestock

Rasterkarten bestehen aus einzelnen Bildpunkten und sind meist digitalisierte Papierkarten und nicht routingfähig. Sie sind immer gleich detailreich, beim Reinzoomen erkennt man aufgrund der größeren Darstellung die Details nur besser. Rasterkarten sind, wenn das Basismaterial gut ist (AV-Karten, Schweizer Landeskarten etc.), gut für die Arbeit im Gelände, wenn man keinen Track hat, aber seinen Standort angezeigt bekommt.

Wer sich bisher gescheut hat, eine (digitale) Tourenplanung zu machen: Probiert es aus, beschäftigt euch mit den Programmen, es gibt zu fast jedem Problem ein Tutorial im Netz, besonders für alpenvereinaktiv.com und outdooractive.com gibt es viele gute Hilfen. Und auch wenn man eine gewisse Scheu hat: Am Ende macht es auch Spaß, sich mit einer geplanten Tour intensiv im Vorfeld zu beschäftigen.

Hier haben wir alle Tipps & Tricks zur Orientierung zusammengefasst:

Und wo geht die Reise bei der Hardware hin? Handheld-Geräte gibt es eigentlich nur noch von Garmin, die Innovationskraft wird von allen Playern eigentlich in Uhren gelegt. Und das wird auch die Zukunft sein. Das Handy im Rucksack, die Uhr am Handgelenk. Denn die Anzeigequalität von GPS-Uhren ist inzwischen so gut, dass man im Gelände damit arbeiten kann. 

Bleibt das Thema mit den Touch-Bildschirmen. Denn die funktionieren bei widrigen Bedingungen (Feuchtigkeit) auch bei Uhren nur mäßig. Eine Standard-Bedienung über Druckknöpfe ist daher für den harten Bergeinsatz sinnvoll.

Text von Peter Stelzel-Morawietz

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