Empfehlungen des Österreichischen Alpenvereins

Sicheres Klettersteiggehen

Ein tödlicher Klettersteigunfall hat letztes Jahr die Bergsportszene erschüttert und eine massive Rückrufwelle von Klettersteigsets bei fast allen Herstellern ausgelöst. Angesichts des Saisonstarts 2013 weist der Österreichische Alpenverein erneut auf die Risiken in den "Vie Ferrate" hin und gibt den Sportlern 10 Empfehlungen für ein sicheres Vergnügen am Klettersteig.

Sicheres Klettersteiggehen
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Eine realistische Selbsteinschätzung bei der Tourenplanung sei der Schlüssel, betont Bergsportexperte Michael Larcher vom Oesterreichischen Alpenverein (OeAV):

"Wählen Sie für Ihre Tour einen Klettersteig, dem Sie nicht nur gewachsen, sondern dem Sie überlegen sind! Ein Sturz am Klettersteig ist immer ein Unfall, auch mit der modernsten Ausrüstung. Klettersteige begehen ist nicht Sportklettern. Dort gehört Stürzen dazu - Stürze am Klettersteig sind aber aufgrund der vielfältigen Verletzungsgefahr tabu! Das Klettersteigset sollte nicht als Sicherheitsausrüstung gesehen werden, sondern als Notfallausrüstung, die den Totalabsturz verhindert."

Gefährlicher Wettlauf um Rekorde

Vor allem Klettersteige in den höchsten Schwierigkeitsstufen seien derzeit im Trend, laut Larcher gibt es einen regelrechten Wettlauf um den Titel des "schwierigsten Klettersteigs". Einen weiteren Appell richtet der Bergsportexperte daher an die Erbauer:

"In aller Deutlichkeit: Dieser Wettlauf ist ein grober Unfug, wie überhaupt der Trend zu immer schwierigeren Klettersteigen ein gefährlicher Irrweg ist. Wer die Schwierigkeit in der Senkrechten sucht, der wechsle zum Klettersport! Dort warten derzeit zwölf Schwierigkeitsgrade. Die Zielgruppe für Klettersteige sind nicht vorrangig Kletterer. Es sind die ambitionierten Bergwanderer, die etwas Nervenkitzel und die Luft unter den Sohlen suchen."

10 Empfehlungen des OeAV

1. Sorgfältig planen

Planung ist der Schlüssel für sichere und genussvolle Touren. Informiere dich genau über Schwierigkeit und Länge, Zu- und Abstieg, Wetter und Verhältnisse.

2. Das Ziel den persönlichen Voraussetzungen anpassen

Zu hoch gewählte Schwierigkeiten mindern das Erlebnis und können zu gefährlichen Situationen führen.

3. Vollständige, normgerechte Ausrüstung verwenden

Klettergurt, Klettersteigset und Helm: Nur die konsequente und richtige Anwendung der Ausrüstung ermöglicht eine sichere Begehung von Klettersteigen. Für den Notfall sind Erste-Hilfe-Paket und Mobiltelefon (Euro-Notruf 112) dabei.

4. Bei Gewittergefahr nicht einsteigen

Blitzschlag bedeutet Lebensgefahr. Regen, Nässe und Kälte erhöhen das Sturzrisiko.

5. Drahtseil und Verankerungen kritisch prüfen

Steinschlag, Schneedruck, Frostsprengung oder Korrosion können Schäden an der Steiganlage verursachen. Nicht in gesperrte Klettersteige einsteigen.

6. Partnercheck am Einstieg

Kontrolliert gegenseitig: Gurtverschluss, Verbindung Klettersteigset mit Klettergurt, Helm.

7. Ausreichende Abstände einhalten

Zwischen zwei Fixpunkten darf nur eine Person unterwegs sein.

8. Klare Absprache beim Überholen

Kommunikation und Rücksichtnahme verhindern gefährliche Situationen bei Überholmanövern oder Gegenverkehr.

9. Achtung Steinschlag

Achtsames Steigen verhindert Steinschlag.

10. Natur und Umwelt respektieren

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder in Fahrgemeinschaften anreisen. Müll und Lärm vermeiden.

Mehr als 50 Klettersteigsets vom Rückruf betroffen

Mehr als 50 Modelle von insgesamt zehn Herstellern wurden in den letzten Monaten vom Markt genommen. Ob Ihr Set von den Rückrufen betroffen ist, können Sie hier sehen.

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