Bergschule

So binden Sie sich richtig ein

Sobald ein Seil zum Einsatz kommt, muss sich der Alpinist mit diesem verbinden. Egal wie das geschieht, heißt diese Verbindung „Einbinden“. Je nach Art der Tätigkeit, Gruppengröße und persönlichen Vorlieben variieren die Formen des Einbindens.

So binden Sie sich richtig ein
Hoffentlich ist der Kletterer über dem Tonsai-Beach richtig angeseilt.
Hoffentlich ist der Kletterer über dem Tonsai-Beach richtig angeseilt.

Direktes oder indirektes Einbinden?

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen direktem und indirektem Einbinden. Im ersten Teil zu diesem Thema behandeln wir das direkte Einbinden. Ach ja und noch eins: Natürlich ist zum Einbinden immer ein Gurt nötig.

Beim direkten Einbinden wird ohne weitere Elemente das Seil in den Gurt geknotet. Direktes Einbinden erfolgt überall da, wo ein freier Sturz vorkommen kann, vor allem also beim Klettern. Manche Kletterer oder Alpinisten binden sich parallel zur Anseilschlaufe ein, andere in die Anseilschlaufe.

Beide Versionen haben Vor- und Nachteile. Dabei spielt die Festigkeit der Anseilschlaufe keine Rolle (wie übervorsichtige Kritiker glauben), da diese mehrfach überdimensioniert ist. Allerdings kann sich im Falle eines Sturzes die Sturzstrecke (geringfügig) erhöhen, wenn der Knoten sehr viel Spielraum lässt. Daher sollte man sich immer sehr eng einbinden, den Knoten also nahe an den Gurt binden. Das gilt für beide Arten des Einbindens.

Gut: Einbinden parallel zur Anseilschlaufe. Klicken Sie für eine Großansicht!
Gut: Einbinden parallel zur Anseilschlaufe. Klicken Sie für eine Großansicht!

Wir favorisieren das Einbinden in die Anseilschlaufe

Der Anseilknoten lässt sich optisch besser (leichter) kontrollieren (Partnercheck), weil der Seilverlauf besser nachzuvollziehen ist. Bei doppelter Seilführung (vgl. Anseilknoten) sind die beiden Seilenden durch nur eine Schlaufe zu führen.

Für das Anseilen parallel zur Anseilschlaufe spricht nur das Argument, dass man sich etwas enger einbinden kann. Das ist aber nur beim extremen Sportklettern von Bedeutung. Dagegen spricht, dass im Vorstieg das nach unten hängende Seil den Gurt etwas von den Hüften ziehen kann. Der Verschleiß des Beinschlaufenstegs wird beim Anseilen parallel zur Anseilschlaufe nicht wesentlich erhöht (wie es eine Weile thematisiert wurde), der Beinschlaufensteg ist bei beiden Anseilmethoden der Punkt mit dem höchsten Verschleiß.

Brustgurt

Besser: Einbinden in die Anseilschlaufe. Klicken Sie für eine Großansicht!
Besser: Einbinden in die Anseilschlaufe. Klicken Sie für eine Großansicht!

Und der gute alte Brustgurt? Er wird nur noch in besonderen Fällen verwendet. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Gefahr einer Wirbelsäulenverletzung nicht grundsätzlich höher ist, wenn man sich nur mit Hüftsitzgurt anseilt. Empfohlen wird ein Brustgurt beim Klettern mit einem (schweren) Rucksack und für Personen ohne Sturzerfahrung und mit Übergewicht. Ebenso für Kinder, da sie noch keine ausgeprägten Hüften haben und unter ungünstigen Bedingungen aus einem Hüftsitzgurt herausrutschen können.

Einbinden mit Hüftgurt und Brustgurt

Am einfachsten und schnellsten bindet man sich mit einer ca.ein Meter langen offenen Schlinge (Bandmaterial) ein. Das geschieht wie folgt: Band durch die Anseilschlaufe des Hüftgurts ziehen – Enden gleich lang! Dann einen Sackstich machen, etwa mittig zwischen Anseilschlaufe und Brustgurt (kurz oberhalb des Bauchnabels). Nun die beiden losen Enden durch die Anseilpunkte des Brustgurtes führen und mit Sackstich verknoten (die Enden hinter dem Knoten sollten mind. 10 cm lang sein). Nun das Seil in die zwei entstandenen Ringe einbinden (vgl. Bild). Dabei sollte der Anseilpunkt nicht zu hoch liegen. Denn ein Sturz soll vom Hüftgurt aufgenommen werden; der Brustgurt soll lediglich verhindern, nach hinten zu kippen.

Korrekter Sitz von Sitz- und Brustgurt.
Korrekter Sitz von Sitz- und Brustgurt.

Einbinden mit Doppelseil

Bei längeren Routen oder bei alpinen Routen werden gerne Halb- oder Zwillingsseile verwendet. Egal ob bei Halb- oder Zwillingsseilen, der Vorsteiger bindet sich immer in beide Seilstränge ein. Er benutzt dazu den Knoten, den er vom Einfachseil gewohnt ist. Jedes Seil wird separat eingeknotet (vgl. Bild).

Wichtig: Ziehen Sie die Knoten besonders fest, da sie sich durch das ewige Hin und Her lösen können. Wird mit einem Zwillingsseil geklettert, bindet sich auch der Nachsteiger in beide Seilstränge ein. Bei einem Halbseil kann an jedem Seil eine Person nachklettern (3er-Seilschaft). Dann bindet sich jeder Nachsteiger in eines der beiden Seile ein.

Text: Olaf Perwitzschky