Was tun, wenn's blitzt und donnert?

Gewitter im Gebirge: So verhält man sich richtig!

Mehrere Millionen Volt, extreme Hitze und eine enorme Sprengkraft: Die Angst vor einem Gewitter in den Bergen ist gerechtfertigt. Gewitter zählen zu den größten Gefahren auf Tour. Dabei kann man sich relativ gut schützen.

Gewitter im Gebirge: So verhält man sich richtig!
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Temperaturen bis zu 30 000 Grad und Stromstärken bis zu 400 000 Ampere: Blitze sind eine tödliche Gefahr. In Deutschland treffen jährlich rund zwei Millionen dieser Stromschläge den Erdboden.

Rund hundert Menschen werden jährlich getroffen. Gewitter sind also ein sehr häufiges und gefährliches Wettergeschehen. Auch deswegen, weil sie meistens von Sturm und peitschenden Regen- und Graupelschauern begleitet werden. Zur umfassenden Tourenplanung gehört daher der Blick auf die Wettervorhersage.

<p>Gewitter in den Bergen: Ein atemberaubendes Naturschauspiel, aber immer auch eine Bedrohung.</p>

Gewitter in den Bergen: Ein atemberaubendes Naturschauspiel, aber immer auch eine Bedrohung.

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Bei Gewittern unterscheidet man zwei unterschiedliche Arten: das Wärmegewitter und das Frontgewitter. Wärmegewitter kündigen sich meist durch die typischen Haufen- bzw. Quellwolken an. Daraus entwickeln sich dann die riesigen Wolkentürme, die an der Oberseite wie ein "Amboss" aussehen (Kumulonimbus-Wolke).

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Aber Vorsicht: Nicht erst die Bildung des Ambosses ist entscheidend für ein Gewitter. Dafür reichen auch schon hochaufgetürmte Quellwolken. Ein Frontgewitter ist schwerer zu erkennen, da das Wetter vor der Front oft besonders schön und wolkenlos ist. Das Nahen einer Warmfront lässt sich an den hohen "Schleierwolken" (Cirren) erkennen.

Gewitter im Gebirge: Was tun bei Gewitterneigung?

Bei angekündigter Gewitterlage unternimmt man sinnvollerweise keine großen Touren. Da die typischen Sommergewitter meist am frühen Nachmittag bis Abend auftreten, plant man das Ende der Unternehmung für die Mittagszeit ein.

Experten-Tipp: Richtiges Verhalten bei Gewittern

  • vor der Tour Wetterbericht einholen

  • während der Tour ständige Wetterbeobachtung: lieber zu früh bzw. umsonst umdrehen und Behausung mit Blitzableiter aufsuchen

  • bei drohendem Gewitter weg von exponierten Stellen und wasserführenden Bereichen, hinkauern oder auf kleinflächig isolierende Ausrüstung kauern

  • metallene Ausrüstungsgegenstände entfernt ablegen

  • am Klettersteig mit Selbstsicherung gesichert bleiben; dabei eher an Eisenklammer als am Drahtseil festmachen

  • Gruppen verteilen sich

"Auf Tour ist der regelmäßige Blick zum Himmel ein Muss", erklärt der Diplom-Meteorologe Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach. Auch wenn das Gewitter noch weit entfernt scheint und nur Blitze zu sehen sind, beobachtet man die Zugrichtung und entscheidet sich gegebenenfalls frühzeitig für den Abbruch.

Sieht man Blitze am Horizont, hört aber keinen Donner, so ist das Gewitter noch mindestens 18 Kilometer entfernt. Auf dieser Strecke wird der Schall nämlich geschluckt. Da dieser sich mit einer Geschwindigkeit von etwa 340 Metern pro Sekunde bewegt, lässt sich die Entfernung zum Gewitter zumindest grob berechnen.

Leider ist aber auch ein größerer Abstand von den Wolken kein Garant dafür, nicht vom Blitz getroffen zu werden. Diese schlagen oft auch in bis zu fünf Kilometer Entfernung vom eigentlichen Gewitter ein. Sträuben sich die Haare, surrt ein metallener Gegenstand oder ist Elmsfeuer daran zu erkennen, sollte man schleunigst den Rückzug antreten.

Liegen zwischen Blitz und Donner weniger als dreißig Sekunden, wird es gefährlich. Und unter drei Sekunden ist jederzeit mit einem Einschlag in der Nähe zu rechnen.

Ist klar, dass man sich in der Zugrichtung eines Gewitters befindet, gibt es nur eines: Weg von Gipfeln, Graten, exponierten Stellen wie Seilbahnstützen oder auch Gletschertischen, Bächen oder besonders nassen Bereichen wie moosigen Flächen und so schnell wie möglich absteigen.

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Wirklich sicher ist man nur in einer Hütte oder Biwakschachtel mit Blitzableiter. Wald bietet einen gewissen Schutz, einzelne Bäume nicht. Auch Zelte sind nicht vor Einschlag sicher. Genauso wenig offene Unterstände.

Wird man von einem Gewitter überrascht, sollte man sich mit geschlossenen und angezogenen Beinen am besten auf eine isolierende Unterlage wie einen trockenen Rucksack oder das Seil kauern. Je weniger Kontaktfläche zum Boden besteht, desto geringer ist die Gefahr von Kriechströmen.

Das ist das elektrische Spannungsgefälle zwischen zwei Punkten, bei denen einer näher an der Einschlagstelle liegt. Deswegen ist Hinlegen auch keine Lösung, da die Spannung mit der Größe der Kontaktfläche und dem Abstand der Kontaktpunkte zunimmt.

<p>Der Blick nach oben: Nahende Wolken gilt es richtig einzuschätzen.</p>

Der Blick nach oben: Nahende Wolken gilt es richtig einzuschätzen.

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Der Abstand zu Tourenpartnern sollte deutlich vergrößert werden. Höhlen können einen gewissen Schutz bieten, wenn sie groß genug sind. Der Abstand zu Wänden und Eingang muss dafür mindestens eine Körperlänge oder mehr betragen. Kleine Nischen oder Überhänge sollte man wegen möglicher Kriechströme meiden.

Gewitter im Gebirge: Wohin mit metallenen Ausrüstungs-Gegenständen?

Metallene Gegenstände wie Stockspitzen, Pickel oder auch das Mountainbike ziehen Blitze zwar nicht an. Sie sind aber gute elektrische Leiter. Problematisch ist vor allem ihre Unterbringung. Ragen sie als spitze Erhebung über den Körper hinaus (der Pickel auf dem Rucksack), sind sie potenzielle Einschlagpunkte.

Deswegen weg damit und in einigem Abstand ablegen. Das Handy kommt in die Mitte des Rucksacks. Es kann angeschaltet bleiben, da die Funkwellen sehr schwach sind. Übrigens: Blitze sind nicht ausschließlich auf die höchste Stelle in der Umgebung geeicht. Ein Wanderer auf einer Hochebene, die von Gipfeln umgeben ist, kann ein Ziel von Blitzeinschlägen sein.

Gewitter im Gebirge: Was tun im Klettersteig?

Prekär ist die Situation natürlich am Klettersteig. Das Drahtseil wirkt wie ein überdimensionaler Blitzableiter. Bietet das Gelände die Möglichkeit, vom Seil wegzukommen, sollte man das tun.

Aber Achtung: Der oft heftige Regen löst Steinschlag aus, der besonders in Rinnen und Flanken gefährlich ist. Kommt man nicht vom Drahtseil weg, bleibt man mit der Selbstsicherung gesichert. Denn sonst droht nach einem direkten oder indirekten Blitzeinschlag der Absturz.

Auch hier nimmt man die beschriebene Kauerstellung ein und versucht, Abstand zum nächsten Kletterer herzustellen. Einzelne Eisenklammern sind dem Drahtseil als Sicherungspunkt vorzuziehen. 

Wer sich vor der Tour über die Gewitter- Situation informieren will, hat mittlerweile eine breite Auswahl. Das Netz hält eine Reihe von Gewitter-Apps bereit, die man sich gratis oder gegen Gebühr herunterladen kann. Der Deutsche Wetterdienst bietet auf seiner Seite (www.dwd.de) einen kostenlosen Newsletter an, der für die betreffenden Landkreise eine aktuelle und sehr detaillierte Warnmeldung zeigt.

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2 Kommentare

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Nano

Super Artikel, schön zusammengefasst.

Mir ist das einmal passiert, dass ich mitten unter dem Gewitter laufen musste stundenlang inkl. Wegfindung, da ich im Abstieg vom Gipfel von der Route abgekommen bin. Quasi aus dem Nichts kam das Frühjahrsgewitter, da befand ich mich gerade am Gipfelkreuz ca. 1800m Höhe, der Blick nach unten in der Szene, den werde ich mein ganzes Leben nicht vergessen: Dunkelster Abgrund tat sich da auf.

k.bohlen- strothmann

sachlich und auf das notwendige reduziert.